Die Leica Minilux (Teil 8 der Point & Shoot-Serie)

Leica Minilux? Ja, auch sie habe ich ausprobiert, denn noch immer bin ich auf der Suche nach der perfekten Point & Shoot-Kamera. Ihr kennt das, es gibt Kameras, die eine eigene Geschichte erzählen können; allein wegen ihres Designs, ihrer Technik und der Emotionen, die hervorrufen. Die Leica Minilux ist eine dieser Kameras. In den 1990er-Jahren von Leica entwickelt, sollte sie auch den anspruchsvollen Fotografen eine kompakte, aber leistungsstarke Kamera bieten. Heute gilt sie als ikonische Point and Shoot-Kamera und ist für manche sogar ein begehrtes Sammlerstück.

Ich wollte sie ausprobieren und bin happy, dass ich das auch konnte. Im Herbst 2023 und schließlich jüngst über den Jahreswechsel 2024/25. Mein Freund Frank hat mir seine Leica Minilux ausgeliehen. Daher kann ich folgenden drei Fragen auf den Grund gehen: 1.) Was macht die Minilux so besonders? 2.) Lohnt es sich, in diese eher kostspielige analoge Kamera zu investieren? 3.) Und wie schlägt sie sich in meinem Point of Shoot-Ranking? Schließlich ist sie hier auf meinem Blog schon die achte Kamera in dieser Serie.

Leica Minilux
Leica Minilux – eine echte Schönheit mit einem lichtstarken F2.4 Objektiv.

Design und Verarbeitung

Ich fange mit dem Offensichtlichsten an. Sie ist eine Schönheit. Mehr noch, die Leica Minilux ist eine Kamera, die schon auf den ersten Blick ihre Herkunft nicht verleugnen kann: Die klare Linienführung, das kompakte Metallgehäuse und die intuitive Bedienung spiegeln den typischen Leica-Stil wider. Darüber hinaus erinnert die schlichte Eleganz und die Reduktion auf das Wesentliche an die moderne, zeitlose Ästhetik der Bauhaus-Bewegung. Besonders das robuste Metallgehäuse in Kombination mit der harmonischen Anordnung der Bedienelemente könnte durch das industrielle und funktionale Design der 1920er- und 1930er-Jahre inspiriert sein. So viel mal als Ausflug in mögliche Stilanleihen…

Etwas pragmatischer betrachtet: Sie liegt angenehm schwer in der Hand – auch ein Zeichen für die hochwertige Verarbeitung. Das minimalistische Design kombiniert Funktionalität mit Eleganz und macht sie zu einem zeitlosen Blickfang. Immer, wenn ich sie aus der Tasche ziehe, sind die Menschen um mich herum neugierig. Ein Phänomen, das viele Leica Fotograf:innen von ihren Kameras kennen. Was für die Ms und Qs gilt, ist also auch für die Leica Minilux der Fall.

Leica Minilux
Die Leica Minilux von oben betrachtet: Auch hier, klar und übersichtlich!

Die Bedienung

Im Prinzip folgt die Leica Minilux auch in der Bedienung dem Motto der Einfachheit. Die Buttons sind übersichtlich angeordnet. Und auch das Daumenrad, das Auslösezeit/Zeitautomatik und Entfernungsmessung/Autofokus intelligent miteinander vereinbart, ist total intuitiv. Sobald ich das Rad auf Grün drehe, fährt das Summarit 40mm f/2.4 Objektiv aus – sobald ich das Rad zurück drehe, ist die Kamera aus und das Objektiv fährt zurück, so dass die Linse durch den automatischen Verschluss geschützt ist.

Die Minilux bietet sowohl automatische als auch manuelle Modi. Damit spricht sie Anfänger:innen sowie auch fortgeschrittene Fotograf:innen an. Der Autofokus arbeitet präzise, das zeigen mir die Bildergebnisse auf Cinestill 800T, Kodak Portra 400 und Kodak Gold 200. Wer gerne selbst die Kontrolle übernimmt, wird sich über die Möglichkeit freuen, Blende und Belichtungszeit manuell einstellen zu können – auch das habe ich ausprobiert, anhand von ein, zwei Langzeitbelichtungen in Neapel. Leider ist die kürzeste Belichtungszeit nur 1/400s, Du musst bei viel Licht also schon sehr schnell abblenden. Beziehungsweise die Automatik wird das für Dich so übernehmen.

Was mich an der Bedienung wirklich stört, sind nur zwei Aspekte: 1.) Muss ich den Mode Knopf achtmal hintereinander (!) drücken, bis ich in den Modus komme, der den Blitz unterdrückt. Eine Option, die ich ziemlich häufig nutze. Immer dann, wenn ich sicher gehen will, dass ich auf den Blitz verzichten möchte. Etwa in Museen, Kirchen oder wenn ich partout nicht auffallen möchte. Dummerweise merkt sich die Leica Minilux diese Einstellung nicht. Schalte ich einmal aus und ein, dann muss ich erneut achtmal hintereinander (!) drücken. 2.) Der Sucher ist wirklich nicht nur klein. Er ist geradezu Mini. Wenn Du Dich schon immer gefragt hast, warum die Minilux Minilux heißt: Jetzt hast Du eine Ahnung davon. Nämlich sicher nicht weil sie klein und portabel ist. Sondern weil der Sucher noch kleiner ist.

Leica Minilux
Der Grund, warum die Leica Minilux so heißt wie sie heißt: Ist es etwa der Mini Sucher?

Ihr seht es an den den Produktaufnahmen in diesem Review. Ihr spürt es, wenn Ihr mit der Minilux fotografiert. Der Sucher ist so winzig, dass man dauernd daneben kuckt, so geht es zumindest mir. Und als Brillenträger sind kleine Sucher ohnehin so eine Sache. Aber hier hat Leica wirklich an Premium gespart. Mir fällt keine andere Kamera in meiner Testreihe ein, die einen derartig schlechten Sucher hat. Und um das vorwegzunehmen: Das wird zu einer deutlichen Abwertung für die Gesamtbewertung führen.

Die Optik und die Bildqualität

Auf ganzer Linie überzeugt hingegen die Bildqualität – auch dank der besonderen Optik, dem lichtstarken Summarit 40mm f/2.4 Objektiv. Leica hat hier eine Linse verbaut, die für gestochen scharfe Bilder sorgt. Ich habe davon gehört, dass die bekanntesten Naturfotografen:innen – unterwegs mit Leica M und R-Systemen, in den wildesten und abgeschiedensten Regionen der Welt – immer eine Leica Minilux in der Brusttasche gehabt haben sollen. Um schnell und spontan – also ganz Point & Shoot-like – Aufnahmen zu schießen. Die es schließlich inkognito in legendären Diavorträge geschafft haben. Weil die Qualität der Aufnahmen ein derart hohes Niveau zeigen, dass sie neben den Top Leica Systemen in keinster Weise abfallen.

Auch ich kann hier nicht meckern. In den Bildern sehe ich wenig bis keine Flares. Die Höhen und Tiefen sind ausgeglichen abgebildet. Und die Mikrokontraste erinnern an die hochwertigen Optiken der Contax G-Serie. Wenn die Ergebnisse für meinen Eindruck mal doch nicht so scharf aussehen, dann führe ich das darauf zurück, dass ich die Scans nur in der geringsten Auflösung habe erstellen lassen. Aber schaut selbst, ich beginne die Beispielbilderschau mit ein paar Aufnahmen aus Süddeutschland an den Weihnachtsfeiertagen 2024 (auf Kodak Gold 200). Im weiteren Verlauf habe ich Bilder aus Neapel, Hamburg und aus Rottweil eingebaut.

Ich kann hier wirklich nichts Negatives loswerden, denn das Summarit-Objektiv liefert scharfe und kontrastreiche (Schnee-) Bilder mit natürlichen Farben. Bei Portrait- und Nahaufnahmen (bis etwa 70 Zentimeter) merke ich, dass es nur das Bokeh ist, das wenig Leica-Look mäßig rüberkommt. Es ist da, aber es fällt nicht durch eine besondere Charakteristik auf. Zugegeben, in dieser Kategorie muss die Point & Shoot auch nicht zwingend glänzen. Daher wäre das zu vernachlässigen. Also: Auch wenn eine 2.4er Offenblende Dir suggerieren könnte, dass Du Dir diese Kamera aufgrund des Bokehs zulegen solltest: Nein, das sollte nicht Dein Kaufgrund sein! Abgesehen davon vergebe ich der Leica Minilux in der Disziplin Bildqualität aber Bestnoten.

Schwächen der Leica Minilux

Nun, keine Kamera ist perfekt, die Leica Minilux schon gar nicht. Über den Sucher hatte ich unter anderem schon geschrieben. Was aber altersbedingt hinzukommt, ist die „E02-Thematik“. So tritt bei davon betroffenen Exemplaren bei Einschalten nur noch „E02“ im Display auf. Ansonsten stellt sich die Leica Minilux tot. Dieses Problem ist bekannt bei vielen Point & Shoots mit versenkbaren Objektiven. Weil die Verbindung zwischen Steuerung und Elektronik über ein flexibles Kabel oder Leiterband folgt, das mit der Zeit spröde wird. Durch die ständige Bewegung beim Ein- und Ausfahren des Objektivs entstehen Brüche oder Wackelkontakte.

Leica Minilux
Die Leica Minilux: Wunderschön, aber ganz schön anfällig auf den E02-Virus.

Heißt auch: Je älter die Kamera wird, desto höher ist die Chance auf den Miniluxtod. Dabei sind nicht nur sehr häufig genutzte Exemplare betroffen; auch Kameras, die lange ungenutzt gelagert wurden, sind gefährdet, da der Kabelstrang durch Bewegungen nach Jahren brechen kann. Wer eine gebrauchte Minilux kauft, sollte daher unbedingt prüfen, ob die Kamera voll funktionsfähig ist und sich bewusst sein, dass ein baldiges Versagen eintreten kann. Eine Reparatur kostet derzeit etwa 400 Euro (hier bei Fotohandel.de).

Ein weiterer Kritikpunkt ist der vergleichsweise hohe Preis. Gerade vor dem Hintergrund des doch verbreiteten E02 Fehlers sind die derzeit 600-900 Euro, die Du je nach Zustand für ein silbernes oder goldenes Exemplar berappen musst, durchaus kostspielig. Die schwarze Variante ist seltener und entsprechend noch teurer. Aber wir reden ja über Leica, macht es da überhaupt Sinn, über Geld zu sprechen?

Leica Minilux Gebrauchtpreise von 2003-2024 (geschätzt und auf Basis von Daten des Second Hand Guides der Zeitschrtift „fotoMAGAZIN“).

Nun, ich habe mir einmal die im Second Hand Guide des fotoMAGAZINs abgebildeten Gebrauchtpreise für die Leica Minilux angeschaut. Die früheste Preisangabe liegt bei 170 Euro im Jahr 2016, nur sechs Jahre später ist der angebliche Kaufpreis schon um mehr als das 4.5fache, bei stolzen 760 Euro angegeben. Den Daten zufolge wechselt die Leica Minilux derzeit für etwas mehr als 600 Euro die/den Besitzer:in. Meiner persönlichen Einschätzung nach unterschätzt das etwas das aktuelle Marktniveau, bei Kleinanzeigen liegen wir derzeit etwas höher, wie oben beschrieben: für 600 bis 900 Euro solltest Du ein gutes Exemplar finden.

Unabhängig von der Genauigkeit der fotoMAGAZIN-Daten, der Trend ist klar erkennbar: Analog lag schon vor Covid im Trend und hatte durch die Pandemie einen deutlichen Anschub bekommen. Wir beobachten insgesamt – vermutlich auch dank der gestiegenen Filmpreise – eine leichte Entspannung auf dem analogen Fotomarkt. Zumindest suggerieren uns das die dargestellten Preise der Leica Minilux.

Egal, wie ich es drehe und wende: Die Leica Minilux schwächelt aus meiner Sicht sehr deutlich in der Kategorie Preis-/Leistung. Falls Du Dir diese Kamera leisten willst und sie anderen Point & Shoots bewusst bevorzugen willst, dann kalkuliere sicherheitshalber eine Reparaturpauschale von etwa 400 Euro ein. Ich jedenfalls will die Leica Minilux meinem Freund Frank ganz genau aus diesem Grund möglichst schnell zurückgeben. Ich würde mich richtig schlecht fühlen, wenn ich derjenige wäre, der das „E02“ auslösen würde…

Mein Fazit zur Leica Minilux

Noch einmal in aller Kürze: Die Leica Minilux ist mehr als nur eine Kamera. Sie ist eine wahre Freude für Liebhaber:innen analoger Fotografie. Ihre herausragende Bildqualität, das elegante Design und die solide Verarbeitung machen sie zu einer der besten Kompaktkameras ihrer und auch der heutigen Zeit. Gleichzeitig solltest Du Dich der potenziellen Schwächen bewusst sein, allen voran des E02-Fehlers und des hohen Preises. Und vielleicht testet Du für Dich einmal, was Du von dem Sucher hältst. Wenn Du mit diesen Schwächen zurecht kommst, dann hast Du die beste Point & Shoot für Dich bereits gefunden! Ich hingegen werde weitersuchen…

Pro und Contra

Pro:

  • Hervorragende Bildqualität dank des Summarit 40mm f/2.4 Objektiv
  • Hochwertige Verarbeitung und elegantes Design
  • Kompakt und dennoch leistungsstark
  • Manuelle Einstellungsmöglichkeiten für kreative Kontrolle

Contra:

  • Ein viel zu kleiner Sucher
  • No Flash Modus nur schwer erreichbar
  • Anfälligkeit für den E02-Fehler
  • (zu) hoher Gebrauchtpreis

Wo steht die Leica Minilux in meinem Ranking?

  1. Konica Big Mini 201 (die Schönste und Kompakteste mit überzeugenden Ergebnissen)
  2. Yashica T3 (quasi gleich auf, aber entschieden nur durch das schlechtere Torverhältnis 😉 – Stichwort Größe)
  3. Olympus XA3 – Ein echter Handschmeichler, unkompliziert und perfekt für unterwegs.
  4. Leica Minilux – der kleine Sucher, „E02-Gate“, sowie das Preis-/Leistungsverhältnis führen zur Abwertung. Vom potentiellen Tabellenführer ins Niemandsland des Rankings.
  5. Olympus AF-1 Super (eigentlich auch überzeugend, aber Ihr erinnert Euch an den Farbstich?)
  6. Canon Prima AS-1 (ein Unterwasserspezialist, aber die Bilder waren mir einfach zu „digital“)

Etwas außer Wettbewerb, aber ich zähle sie zum erweiterten Kreis der Point & Shoot-Serie:

  • Die wunderschöne Contax G1. Eigentlich nutzbar wie eine Point & Shoot. Aber per Definition als Wechselkamera eben doch keine Point & Shoot. Definitiv eine Alternative, über die Du nachdenken könntest.
  • Die neue Rollei 35AF. Irgendwie eine Platz 1 Kandidatin. Aber als Neuerscheinung doch in einer anderen Liga. Vielleicht packe ich sie irgendwann noch ins klassische Ranking.

Zum Weiterlesen

Kennst Du die höchste Aussichtsplattform Deutschlands? Im schwäbischen Rottweil gibt es den 2017 eröffneten TK Elevator Tower. Dieser dient als Test- und Forschungseinrichtung für innovative Aufzugstechnologien und ist damit eines der höchsten Bauwerke Deutschlands, bekannt für seine futuristische Architektur. Besucher können die öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in 232 Metern Höhe besuchen, die einen spektakulären Rundumblick über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb bietet. An diesem Abend rollte aus dem Schwarzwald eine beeindruckende Wolkenwelle auf den Turm zu, leider hatte ich nur noch wenige Bilder und keinen zweiten Film dabei… (hier gehts zur Website vom Turm)

6 Gedanken zu „Die Leica Minilux (Teil 8 der Point & Shoot-Serie)“

  1. Vielen Dank für die spannende Vorstellung der kleinen Leica, die ich bis zu Deiner Erwähnung nicht kannte. Bei den einfahrbaren Objektiven habe ich immer ein schlechtes Gefühl im Bauch, was Du durch die beschriebene „E02“ Problematik ja bestätigst. Immerhin gibt es von Leica noch die Möglichkeit einer Reparatur. Bei anderen Kameraherstellern ist das oft nicht mehr der Fall bei Kompaktkameras.
    Kurze Frage noch: Welche Batterie nutzt die Kamera und hast Du während Deiner Test-Zeit etwas über die Lebensdauer herausgefunden ?

    Grüße vom Niederrhein
    Thomas

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    • Hallo Thomas, es handelt sich um eine handelsübliche CR123A Batterie. Ich musste sie nicht einmal wechseln. Es gibt eine Batterie Statusanzeige, die zuverlässig funktionieren und rechtzeitig anzeigen soll, wenn man eine neue Batterie benötigt.
      Zum E02: Leica selbst repariert das nicht. Es gibt einige wenige Anbieter wie den von mir Verlinkten. Aber ich kann nicht sagen, wie und ob das auch immer funktioniert.
      Viele Grüße Florian

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  2. Hallo Florian! Sehr gründliche, einsichtsvolle und und überall nachvollziehbare Analyse! So geschrieben, dass man gerne weiterliest.
    Ich bin froh, das ich meine alte Olympus miju behalten habe! Ist zwar nur die einser, die macht aber auch schöne Fotos,
    Gruß Volker

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    • Das kann man wohl nicht so genau sagen. Aber wenn Du nach Leica E02 googlest, dann findest Du sehr viele Fälle…

      (Ganz schön deprimierend wieviele Leute ihre Minilux dann einfach weggeschmissen haben statt sie reparieren zu lassen…)

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