Nach meinen Erfahrungen mit der Konica Big Mini 201 und der Canon Prima AS-1 stelle ich Euch heute in dieser kleinen Serie die dritte Point & Shoot vor, die Olympus AF-1 Super. Sie ist ein typischer Vertreter der Sucherkameras der 1980er Jahre, steht aber etwas im Schatten ihrer berühmten Vorgänger und Nachfolger, nämlich der Olympus XA- und der Olympus mju-Serie. Die beiden Modellreihen sind nämlich absolute Meilensteine in der Geschichte der Kompaktkameras – ganz im Gegensatz zur Serie der Olympus AF-1 Kameras.
Die Olympus AF-1 Serie zwischen zwei Meilensteinen
Die XA-Serie wurde 1979 von Olympus vorgestellt und in verschiedenen Ausstattungen bis weit in die 80er Jahre gebaut. Sie galt als wegweisend und viele schwären noch immer darauf, dass ihre Kameras die einzig echten kompakten Messsucherkameras wären. Im Jahre 1984 folgte daraufhin die AF-Reihe mit der Olympus AF-1 (die hier vorgestellte AF-1 Super erschien 1989). Die heute so legendäre Olympus miu-Serie (eigentlich: µ) kam schließlich 1991 auf den Markt, der Höhepunkt dieser Geschichte markiert sicherlich die Olympus miu 2 im Jahre 1996.
Damit ist die AF-Serie also so etwas wie ein Entwicklungsschritt zwischen zwei sehr häufig behandelten Kamerareihen und steht etwas im Schatten der XA- und den miu-Point & Shoots. Gerade gegenüber der miu-II (derzeit etwa ab 250 Euro) ist sie mit zwischen 60 bis 120 Euro – je nach Zustand – preislich ein echter Geheimtipp. Ob sie dem auch gerecht wird? Und ob ich sie Euch mit gutem Gewissen empfehlen kann?
Die Olympus AF-1 Super im Check
Fangen wir von vorne an. Mein Exemplar kommt weder vom Flohmarkt, noch von Kleinanzeigen. Nein, ich habe sie im heimischen Haushalt bei meiner Mutter „ausgeliehen“. Ich erinnere mich noch gut, wie es ihre Urlaubskamera in den 90er Jahren war. Viele Jahre hatte sie die Kamera auf ihren Unternehmungen dabei; entsprechend sind unsere Familienalben voll mit Aufnahmen aus der Olympus AF-1 Super.
Für mich als Nostalgiker natürlich ein ganz besonderes Schmankerl mit dieser alten Familienkamera loszuziehen. Also habe ich sie diesen Sommer mit einer neuen Batterie ausgestattet, ein Kodak Farbwelt 200 war noch drin, den konnte ich direkt verschießen. Es folgten dann noch zwei Rollen Kodak Gold 200 – und davon seht Ihr im Folgenden auch Bildbeispiele (die Ergebnisse mit dem längst abgelaufenen Kodak Farbwelt 200 erspare ich Euch an dieser Stelle …. ).
Ein paar Worte zur Haptik: Die Olympus AF-1 Super ist aus meiner Sicht eine Kamera, die einen äußerst soliden Eindruck macht. Sie liegt gut in meiner Hand und ist leicht genug, um sie über längere Zeiträume hinweg zu tragen. Das Design ist schlicht und zeitlos, was sie auch heute noch zu einer attraktiven Kamera macht. Natürlich ist der Schiebermechanismus genial und tatsächlich ist die AF-1 Super damit sogar spritzwassergeschützt und kann über längere Zeit auch bei Schlechtwetter genutzt werden – was ich direkt beim Jahrhunderthochwasser an der Ostsee ausprobieren konnte!
Das Objektiv ist eine klassische 35mm F2.8 Linse, die bereits den exzellenten Ruf der miu-Kameras trägt. So soll es eine ausgezeichnete Schärfe liefern und auch für eine natürliche Farbwiedergabe sorgen. Die 35mm sind im Sucher klar abgegrenzt, überhaupt ist die Bedienung schlicht und intuitiv. Neben einem Selbstauslöser gibt es noch zwei Blitzeinstellungen („Auto“ und „Fill In“). Gerade bei Selfies sollte man die Fill In-Variante wählen, da die Olympus bei kurzen Abständen gerne mal überbelichtet, ansonsten funktionieren die Automatiken einwandfrei. Und es gibt einen Makromodus. Die Kamera liefert astrein ab, wären da nicht diese Farben. Aber mach Euch davon gerne selbst ein Bild…
Mit der Olympus AF-1 Super an der Ostsee
Wer von Euch im Norden Deutschlands wohnt, wird sich mit Sicherheit daran erinnern: vor gerade einmal zwei Wochen gab es ein Jahrhunderthochwasser an der Ostsee. Während in Hamburg an der Elbe eine eigentümliche Spring-Ebbe, also ein außergewöhnliches Niedrigwasser herrschte, erlebten Teile der Ostseeküste das schwerste Hochwasser seit 1872. In Grömitz machte ich an einem dieser Tage einen Strandspaziergang und erlebte das Meer und die Natur in einem selten wilden Zustand. Ich erinnere mich, dass ich mich selbst fragte, ob ich jemals in meinem Leben solch einen Sturm erlebt hatte. Es war so krass, dass ich eine wirklich teure und anfällige Kamera zuhause gelassen hätte, mit der Olympus AF-1 Super war das hingegen kein Problem. Dank Schiebemechanismus, dank Jackentaschengröße und dank der Spritwasserfestigkeit!
Den Wettertest hatte sie bestanden, ohne wenn und aber. Und wenn ich mir die Aufnahmen anschaue, dann überzeugt sie auch in allen Aspekten: EIne astreine Schärfe, eine saubere Abbildung über das ganze Bild und schließlich auch eine ausgewogene Belichtung. Die leichte Vignettierung geht absolut in Ordnung. Schwierig finde ich allerdings die Farben. Denn ich erkenne in den Bildern einen deutlichen Grünstich, der sich auch nicht über den Kodak Gold 200 erklären lässt. Nein, irgendwas stimmt mit dieser Kamera nicht!
Auch die zweite Rolle Kodak Gold 200 bestätigt das Bild. Während die Qualität der Aufnahmen an sich richtig gut rüberkommt, stören mich die Farbstiche vor allem bei den Innenaufnahmen. Schaut Euch zum Beispiel die beiden Bilder aus der Hamburger U-Bahnstation „Messehallen“ an. Hier kommen die Grüntöne besonders deutlich zum Tragen.
In der Analogfotografie sieht man ja so etwas erst wenn der Film schon entwickelt wurde (an dieser Stelle Shout Out an Khrome in Hamburg: den Film ab Freitag Nachmittag abgeben und schon am Sonntag die Scans laden zu können, das ist wirklich premium, danke!). Zufällig habe ich an einem schönen Herbsttag bei einem Spaziergang durch Planten un Blomen sowohl die Olympus AF-1 als auch meine Leica M10 dabei gehabt. Von meiner Projektseite zu Hamburger Treppenhäusern kennt Ihr vielleicht schon das Dermatologikum; ich hatte es mit beiden Kameras einmal fotografiert.
Ich finde diesen Unterschied schon sehr deutlich. Und muss damit einräumen, dass „meine“ Olympus AF-1 Super wohl einen Knacks hat. Mir dämmert so langsam, dass auch schon einige unserer Familienbilder ziemlich „grün“ gewesen sein müssen. Vor allem aber ziehe ich Vergleichsaufnahmen aus dem Netz zu Rate und kann keinen grundsätzlichen „Grünfail“ für dieses Modell sehen. Alle Beispielaufnahmen aus diesem Kameratypus zeigen einwandfreie „natürliche“ Farben.
Fazit
Was bleibt? Erst einmal, dass mein Exemplar leider einen Farbstich hat. In Lightroom habe ich mir ein Preset gebaut, mit dem ich diesen Farbstich elegant entfernen kann. Und dann komme ich auch zu einem wirklich guten Gesamtergebnis. Aber dennoch ärgert es mich und so bleibt die Olympus AF-1 Super erst einmal eine richtig gute Schwarzweiss-Kamera für mich. Ich kann Euch aber beruhigen: Ich habe kein Indiz dafür finden können, dass dies eine Krankheit dieser Kameraserie sein könnte. Das „Grünstich“-Thema betrifft vermutlich nur mein Modell.
Die Olympus AF-1 Super ist folglich eine klassische Point & Shoot, die auch heute noch unbestritten ihre Qualitäten hat. Sie bietet eine einfache Bedienung, eine gute Bildqualität mit einem scharfen 2.8er Obkektiv und einem ansprechenden 80er Jahre Design. Zudem ist sie extrem robust und daher eine großartige Wahl für alle, die eine unkomplizierte und zuverlässige Kamera für Schnappschüsse suchen. Ich kann sie Euch also empfehlen! Und auch wenn Ihr „nur“ Sammler und Liebhaber analoger Fotografie seid, so ist die AF-1 Super (mit ihre Derivaten) definitiv einen Blick wert.
Links / Zum Weiterlesen
- Mehr zur Olympus AF-1 Super beim Lippischen Kameramuseum
- Die AF-1 und ihre Derivate bei Olypedia
- Zu den weiteren Point & Shoot Artikeln auf diesem Blog (noch immer liegt die Konica Big Mini auf meinem persönlichen Platz 1)
Hallo Florian, ich hatte die Kamera früher auch, sehr solide. War aber ohne den Grünstich. Hat mich an meine Vergangeheit erinnert. Schöne Grüße, Kornelius
✌️