Ahoi! Beim Fototörn Hamburg (mit dem Tamron 18-300 mm an der Fuji X-Pro 3)

Als Süddeutscher trage ich die Faszination für die Stadt Hamburg schon sehr, sehr lange in mir. Es muss irgendwann auf dem Weg ins Erwachsenenalter gewesen sein, als ich die Entscheidung getroffen habe, auf jeden Fall einmal in Hamburg leben zu wollen. Getrieben war dieser Wunsch zum einen durch die Popkultur der 1980er und 1990er Jahre, die viele im Musikbereich als die „Hamburger Schule“ kennen und durch die sportliche, aber vor allem auch politische Strahlkraft des FC St. Pauli. Und natürlich durch diesen faszinierenden Hafen. Das Tor zur Welt, die Berge von Containern, die riesigen Schiffe, das Wasser und die Möwen.

Ich kann nicht aufzählen, wie häufig ich diesen Hafen besucht habe. Ich kann Euch aber versichern, dass diese Faszination in keiner Weise abnimmt. So oft ich kann, bin ich in den letzten 15 Jahren an den Hafen gefahren. Und immer wieder bin ich geflasht, von dem was ich sehe. Ich fühle mich dann als Tourist in meiner eigenen Stadt.

Ziemlich häufig fahre ich auch auf einer der Hafenfähren mit, der Klassiker ist natürlich die Linie 62. Ein paar Jahre bin ich von Wilhelmsburg in die Innenstadt sogar tagtäglich mit der Linie 73 gependelt. Und immer wieder war und bin ich aufs Neue beeindruckt, von dem was ich vom Wasser aus sehe. Was ich hingegen selten mache, ist die klassische Hafenrundfahrt. Nämlich immer nur dann, wenn ich Besuch habe und wir dieses Must Do auch in das gemeinsame Hamburg Wochenende mit einplanen. Also höchstens alle zwei Jahre einmal.

Sehnsuchtsort: Der Hamburger Hafen
Sehnsuchtsort: Der Hamburger Hafen

Zum Fotografieren macht so eine klassische Hafenrundfahrt nur wenig Spaß, das kann ich Euch versichern. Die Barkasse ist immer viel zu kurz an den fotografisch interessanten Stellen. Und wenn es dann doch mal passt, dann sind da ja auch noch die anderen Gäste, die alle wenig Verständnis dafür haben, wenn ich hin und her springe. Ach, sind wir ehrlich, meistens sind die Touristen einfach nur im Weg. Nichts gegen Omas Hinterkopf, aber den möchte ich nicht vor meinem Containerschiff positioniert wissen. Und Schwupps, ist das Motiv wieder weg.

Der Fototörn Hamburg

Und hier kommt der Fototörn Hamburg ins Spiel. Die Jungs von der FF Fotoschule organisieren seit einiger Zeit diese Touren, bei der eine extra für bis zu 40 Fotograf:innen eigene Barkasse gemietet wird. Auf der zweistündigen Tour steuert der Kapitän fotografisch spannende Stellen an und bleibt eben genau so lange an den Motiven stehen, bis Du wirklich Dein Bild gemacht hast. Und weil eben nur Fotograf:innen an Bord sind, gibt es erstens ausreichend Platz und zweitens haben alle Bordgäste Verständnis für das was Du machst, wenn Du am fotografieren bist.

So kann man auf einer klassischen Hafenrundfahrt kaum fotografieren
Solche Motive kann man von einer klassischen Hafenrundfahrt aus kaum fotografieren

Anfang Juli habe ich am Fototörn teilgenommen, das Ticket war natürlich schon eineinhalb Jahre alt, dank Corona wurde der damalige Termin immer wieder verschoben. Bis es eben endlich im Juli geklappt hatte – sogar verbunden mit der Gelegenheit, ein neues Objektiv zu testen. Denn hin und wieder ist die Veranstaltung „powered by Tamron“ und dann dürfen die Gäste sich passende Objektive aus dem Tamron Line Up für ihr Kamerasystem aussuchen und testen.

Das Tamron 18-300 fürs Fuji X System

Für das Fuji X System gibt es bislang nur ein Objektiv (zumindest zum Zeitpunkt des Fototörns, wenige Tage später ist mit dem 17-70 F2.8 das zweite Tamron erhältlich). Und das ist mit einem Brennweitenbereich von 18-300 das extremste bislang erhältliche Zoom. Ein universal einzusetzendes Superzoom, Kritiker:innen heben sofort die Hand und stellen die Frage, ob das qualitativ überhaupt vertretbar sein kann. Tamron nennt das sogar „Megazoom“.

Mein Beuteschema ist solch ein Super- oder Megazoom schon mal nicht. Ich liebe Festbrennweiten und ziehe sie den Zooms in aller Regel vor. Und einem Superzoom erst recht. Weniger aus Qualitätsfragen, ich brauche diesen extremen Bereich einfach nicht. Und ich mag lichtstarke Objektive, wo wir wieder bei den Festbrennweiten wären.

Ich sehe aber auch den Bedarf dieses Objektivs, für eine Urlaubstour sicherlich durchaus geeignet, schließlich lässt der abgedeckte Brennweitenbereich für viele Fotograf:innen kaum Wünsche offen. Und wer gerne Details fotografiert und sich in der Telefotografie verlieren kann, warum sollte da ein 18-300 nicht ideal sein?

Details! Das ist tatsächlich die Cap San Diego
Details! Das ist tatsächlich die Cap San Diego

Ich wollte die Challenge annehmen, den kompletten Fototörn mit diesem einen Objektiv zu fotografieren. Ohne zu wechseln und mich vor allem mit den vielen Details im Hafen zu beschäftigen, das was sich sonst nicht mache, wenn ich mit Festbrennweiten auf einer der Hafenfähren unterwegs bin. Also leihe ich mir das Tamron und lege los. Schon komisch, so ein riesiges Ding an meiner X-Pro 3 zu haben …

Das Tamron 18-300 in der Praxis

Ich hatte es nur zwei Stunden im Einsatz, erwartet hier bitte kein ausführliches Review. Aber ich habe mich damit intensiv auseinander gesetzt, an meiner Fuji X Pro 3. Dort, wo ein solches Objektiv eigentlich nicht hinpasst. Wie schon bei den Sigma Objektiven (Bericht hier) habe ich natürlich den Blendenring vermisst. Da ich aber meistens immer relativ offenblendig fotografiert habe, habe ich mich um die Blende relativ wenig gekümmert. Und den Ring wenig benutzt. Offenblendig ist natürlich relativ, wir reden von F3.5 – F6.3. Jedenfalls war der fehlende Blendenring ziemlich schnell kein Thema mehr.

Habe ich schon erwähnt, dass wir uns auf einer Barkasse befinden? Es wackelt also. Und ich fahre den Brennweitenbereich ziemlich oft bis aufs Maximum aus. Heißt also, ich muss die Verschlusszeit schon relativ kurz einstellen. Erinnern wir uns an die Faustregel, nach der die Belichtungszeit mindestens dem Kehrwert der Brennweite entsprechen soll. Bei einer APS-C Brennweite von 300mm rechnen wir das noch kurz ins Kleinbildformat um und kommen dann bei etwa 450mm raus und einer (nächsten) Verschlusszeit von mindestens 1/500. Da springt dann schon mal die ISO hoch, auch wenn ich bei der „Offenblende“ von 6,3 bleibe. Soviel dazu, warum ich die Blende nicht schließe.

Ein Bungeejumper hängt im Hamburger Hafen. Kann man auch nur mit einer krassen Brennweite so fotografieren ...
Ein Bungeejumper hängt im Hamburger Hafen. Kann man auch nur mit einer krassen Brennweite so fotografieren …

Das Tamron 18-300 kommt mit einem Stabi, der einen hervorragenden Job macht. Und daher schraube ich die Verschlusszeit auch mal auf 1/250 runter und dennoch ist alles scharf. Obwohl ich auf dem wackelnden Schiff bin. Überhaupt macht es einen sehr robusten Eindruck. Es gibt ganz Tamron-typisch kaum Knöpfe oder Schalter. Lediglich eine Arretierung ist vorhanden, dass das Glas nicht von selbst „ausfährt“.

Mit 620 Gramm ist es kein Fliegengewicht, aber es passt gerade noch so an meiner Fuji. Daher halte ich es auch als Reiseobjektiv eigentlich für ideal. Und noch etwas – was ich auf dem Hafentörn aber logischerweise nicht ausprobieren konnte – ist erwähnenswert: Das Tamron 18-300 kommt mit einer Nahdistanz von nur 0,15 Metern bei der Brennweite 18 richtig nah an das Motiv ran.

Was gibts sonst noch zu sagen: Der Autofokus war super schnell. Dazu auch noch kaum hörbar. Insgesamt ein Performance Glas, clean, rein, technisch. Mit wenig Seele, aber mit vielen Anwendungsbereichen. Ein Wort fürs 18-300? Universell!

Mein Fazit

Bleibt noch die Bildqualität. Ich finde, die kann sich sehen lassen. Seht Euch die Aufnahmen unten an. Es mangelt weder an der Farbwiedergabe, noch an der Schärfe. Alles da, was man braucht. Wenn Du also ein ausgewiesener Detailliebhaber bist und ein (relativ) kleines Teleobjektiv mit angeschlossenem Weitwinkelbereich suchst, dann könnte das Tamron 18-300 das Richtige für Dich sein. Und: was gibt hierzu einfach keine Alternative, kein anderes Objektiv „kann“ das, was das 18-300 kann. So gesehen hat Tamron mit dem Superzoom eine spannende Nische belegt. Für derzeit knapp 800 Euro durchaus ein guter Deal, wie ich finde.

Auch die Elbphilharmonie ist immer Teil einer jeden Hafenrundfahrt
Auch die Elbphilharmonie ist immer Teil einer jeden Hafenrundfahrt

Und natürlich möchte ich auch ein Fazit zum Fototörn geben. Wir waren zwei Stunden auf dem Wasser und hatten alle Zeit der Welt, unsere Motive einzufangen. Zeitweise hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, ganz einfach weil das spannende Licht etwas gefehlt hatte. Aber so ist das eben in Hamburg. Man muss die Stadt auch lieben lernen, wenn das Licht nicht optimal ist. Und das ist an den allermeisten Tagen des Jahres bei uns nun mal der Fall …

Den Fototörn kann ich Euch wärmstens empfehlen. Die Zeit vergeht wie im Flug und sowohl das ganze Team, namentlich Christian Popkes (Künstlerischer Leiter Photopia Hamburg), Andreas Klein (Tamron Europe GmbH) und Frank Fischer (FF-Fotoschule) haben den Fototörn bestens organisiert und durchgeführt.

Ahoi und Danke Euch!

Links

Galerie / Beispielbilder Fototörn Hamburg

Alle Bilder sind mit dem Tamron 18-300 an der Fuji X Pro 3 entstanden.

4 Gedanken zu „Ahoi! Beim Fototörn Hamburg (mit dem Tamron 18-300 mm an der Fuji X-Pro 3)“

  1. Lieber Florian!
    Wieder einmal ein toller Beitrag mit wunderbaren Bildern und einem spannenden Text! So eine Hafenrundfahrt würde ich auch gerne einmal machen! Aber der Weg von hier (Kölner Raum) ist doch sehr weit. Erstaunt bin ich auch über die Qualität des Objektivs.
    Wieder einmal hat es Spaß gemacht, einen deiner Beiträge zu lesen!
    Ahoi und Moin, Moin an die Küste Volker

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