Eines meiner Lieblingsobjektive aus der Altglassammlung ist das Minolta Rokkor 55m/F1.7, das ich vor einiger Zeit für 80 Euro bei eBay erstanden habe. Das Objektiv ist etwa 1966 auf den Markt gekommen und hat damit schon viele Jahre auf dem Buckel. Wie so viele Minolta Rokkore, so bildet auch das 55er mit einer ganz eigenen Charakteristik ab. Der Fuji Photographer Jonas Rask hat 2013 eine tolle Liebeserklärung geschrieben und zwar als Altglas an seinem Fuji X System. Wer sich für das Objektiv und die genauen technischen Merkmale interessiert, findet hier eine ausführliche Erläuterung.
Mit Altglas an APS-C Sensoren wie den von Fuji X Kameras ist das so eine Sache. Durch den Crop Faktor (vereinfach gesagt der kleineren APS-C Sensorgröße zur Filmgröße des 35mm Formats oder des digitalen Vollformats) nimmt der Sensor nur einen Teil des Objektivbildes ein und dadurch verlängert sich die Brennweite um den Faktor 1,6 in der Bildwirkung, ebenfalls wird der Grad der Unschärfe („Bokeh“) um – erneut vereinfacht erklärt – eine Blendenstufe geringer ausfallen.
Vollformat an Fuji X?
Abhilfe schaffen die sogenannten Focal Reducer, die die Brennweite weitestgehend zurück rechnen und die verlorene Blendenstufe wiederherstellen (daher auch „Speedbooster“ genannt). Wie sich das genau verhält ist immer wieder Gegenstand ausführlicher Diskussionen, ich finde folgendes Video für Nerds spannend: https://youtu.be/ARUvp0IKBB0
Für Minolta Objektive („MD“) an Fuji X Kameras sind Focal Reducer rar gesät. Das Modell von Marktführer Metabones ist seit Jahren nicht mehr verfügbar und kostet auch gebraucht noch viele hundert Euro. Seit kurzem bietet der chinesische Hersteller Pixco einen Focal Reducer zum Schnäppchenpreis an. Ich wollte es wissen und habe ihn für 76 Euro inkl. Versand via eBay in China bestellt – bei einer Lieferzeit von drei Monaten. Zu groß war die Versuchung mit dem Minolta Rokkor Brennweite und eine Blendenstufe in der Bildwirkung zu gewinnen und so den immer wieder von vielen vermissten „Vollformat Look“ zu erreichen (manche setzen ihn auch mit dem „Leica Look“ gleich – einem der meist diskutierten Mythen der Fotowelt). Und nach vier Wochen ist das Objektiv denn schon eingetroffen. Von der Verarbeitung her gibt es nichts zu meckern, der Reducer ist durch das Glas deutlich schwerer als mein bisher genutzter K+F Adapter, aber genauso kompakt.
Auf der Hand liegt nun ein direkter Vergleich zwischen dem „China“-Speedboster und dem K+F Adapter für den Minolta Mount zum Anschluss an Fuji X Kameras. Also einem Vergleich zwischen dem APS-C und dem „Pseudo-Vollformat Look“.
Vergleich der Brennweiten
Die 55m Brennweite am APS-C Sensor verhalten sich vom Blickwinkel nun wie ein 55*1,6 = 88mm Objektiv. Rechnen wir den Faktor von 0,71 vom Pixco ein, dann bekommen wir ein 88*0,71 = 62mm Objektiv (noch verbessert mit einer Blendenstufe zu einem äquivalent von 1,4). Zu Beginn liegt es also auf der Hand, erst einmal die APS-C 88mm mit den 62mm zu vergleichen; und das verhält sich wie folgt – jeweils bei Offenblende F1.7:
Es zeigt sich deutlich, dass der Pixco Adapter tatsächlich „sauber“ die Brennweite „zurückholt“. Und damit aus einem ca. 88mm ein 62mm (von der Bildwirkung) macht. Wie steht es nun um die Qualität?
Bildqualität
Für den Vergleich der Bildqualität habe ich die Aufnahmen mit dem Pixco Speedbooster um etwa den Faktor 0,71 beschnitten, so dass ich diese Crops mit den Aufnahmen des K&F Adapters vergleichen kann – und zwar jeweils bei Offenblende f1.7.
Das Ergebnis ist eindeutig. Die Bilder mit dem K+F Adapter wirken klarer und schärfer. Das ist zu erwarten, da die Vergleichsbilder ja auch beschnitten und damit auch Crops sind. Erstaunlich ist viel mehr, wie gering der Unterschied ist – berücksichtigt man, dass es sich nur um einen günstigen „China“-Speedbooster handelt. Der Punkt geht an die Originalauflösung, ist aber völlig akzeptabel, da die Vergleichsbilder wie beschrieben ja beschnitten sind. Die Qualität ist also überraschend gut einzustufen.
Die Wirkung nach Blendenstufen
Abschließend ist schließlich spannend, wie sich der Focal Reducer verhält, wenn wir abblenden. Daher im Folgenden jeweils eine Bildstrecke von Offenblende 1.7 bis Blende 8.
Bei Blende 1.7 – und wie eingangs beschrieben macht der Focal Reducer daraus sogar von der Bildwirkung eine Blende 1.4 – zeigt sich eine starke Vignettierung. Ansonsten ist die Auflösung erwartbar schlechter als bei den geschlossenen Blendenstufen. Vor allem in den Ecken ist eine Softness auszumachen. Ab Blende 4 ist die Abbildung – trotz Speedbooster – mehr als ausreichend. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass es sich nicht um ein modernes Objektiv handelt, sondern um eine Rechnung aus den 1960er Jahren.
Damit scheint eine – mit leichten Einschränkungen behaftete – Möglichkeit gefunden zu sein, mit den Fuji APS-C Sensoren eine Freistellung im Bereich des Vollformat Looks zu erreichen. Und das für eine erstaunlich geringe preisliche Aufwendung. Der Pixco Speedbooster mit dem Gebrauchtmarktwert des Minolta Rokkors kommt auf eine Summe von nicht einmal 150 Euro. Für ein 62mm/ F1.4 mit einer ganz besondern Charakteristik; und einem Bokeh, das sich wirklich sehen lassen kann und zum Beispiel das hochgelobte Fujinon 56mm F1.2 – ich übertreibe natürlich – in die Tasche steckt. Eine klare Empfehlung für alle, die sich die Anschaffung des Pixco Adpaters überlegen!
(Alle Bilder wurden mit einer X-T3 gemacht, im RAW aufgenommen und mi der Filmsimultion „Classic Chrome“ einmal in Lightroom entwickelt)
Links zum Weiterlesen
Mehr zu Altglas
YouTube Test des Pixco Adapters mit dem Minolta 55m F1.7
Hallo Florian, vielen Dank für den sehr guten Beitrag zu den Adaptern. Ich habe mir eine Fuji X pro1 gekauft…ja es ist fast 2021 und ich kaufe eine X pro 1, Wahnsinn oder 🙂 für 250.- in sehr gutem Zustand. Freue mich, sollte demnächst eintreffen. Seit 5 Jahren fotografiere ich mit der X100T, und seit ein paar Wochen mit der Nikon FE Filmkamera. Was ein Feeling mit der Filmkamera. Erinnert mich wieder an meine Jugendzeit. Nun möchte ich mit der X pro 1 ein wenig das Nostalgische, manuelle mit dem Digitalen verbinden und schaue nach alten Glass. Ich hab ne Nikkor 50/1.4, werde sicherlich mal eine K&F Adapter für Nikon/Fuji kaufen, aber nach dem Artikel von Jonas Rask, habe ich mal die Fühler ausgestreckt nach Minolta Rokkors…und siehe da, ne MC 55/1.7 in der Region für 70.-, wunderbar. ich denke das lohnt sich mit dem Adapter von K&F, dann sehe ich auch, ob mir die Nikkor oder Rokkor besser gefällt. Der speedbuster wäre eine Überlegung wert, da man dann quasi 2 „Primes“ bekommt mit einem Objektiv. mal gucken. ich schauen zuerst mal ob ich mit dem K&F und den alten Glässer klar komme mit der X Pro 1 die ja nicht unbedingt einen guten EVF und Fokuss peaking hat. mal schauen. Noch ne Frage, hast Du weitere Minoltas gekauft, kannst du noch eins empfehlen, vielleicht was in vollformat 35 oder an die 50?
danke Dir vielmals und stay safe
Grüsse aus Zürich
Michel
Hallo Michel. Danke für Deinen Beitrag und Glückwunsch zur X Pro 1. Da wirst Du viel Spaß haben, gerade mit den alten Gläsern! Ich habe in Deinen beschriebenen Brennweiten noch keine Rokkor Erfahrung, sorry. Viele Grüße, Florian
Hallo Vintage-Lens Freunde !
Besucht mal folgende Webseite:
http://www.artaphot.ch
Viel Spass !
Hallo Florian,
ich bin derzeit auf der Suche nach einem Focalreducer Minolta => Fuji X. Dabei bin ich auf deinen Beitrag gestoßen. Dabei ist mir etwas aufgefallen was ich nicht verstehen.
In dem Abschnitt „Bildqualität“ beschreibst du die Bilder mit „Minolta Rokkor 55/1.7 mit K+F Adapter bei F1.7 (links) vs. Minolta Rokkor 55/1.7 mit Pixco Adapter bei F1.7“. Im Text steht dann „Das Ergebnis ist eindeutig. Die Bilder mit dem K+F Adapter wirken klarer und schärfer….“ Dabei ist das linke Bild (laut Unterschrift das mit dem K+F) total verschwommen und undeutlich. Ist dir da ein Fehler unterlaufen?
Gruß Rolf
Hallo Rolf, herzlichen Dank für Deine Frage, die ich total nachvollziehen kann. Ich nehme folgendes vorneweg: In der Tat schluckt der Pixco Speedbooster etwas Schärfe. Bei den Bildern ist das in der jetzigen Auflösung nur bedingt zu erkennen, im Zuge einer „Optimierung“ wurden die Bilder vom Blogsystem teilweise nochmal komprimiert. Meistens bleibt dies unbemerkt, in diesem Fall ist es aber zu stark. Ich bin gerade dabei, die Aufnahmen aus der „Stabilo Serie“ nochmal neu hochzuladen, damit man das wieder besser nachvollziehen kann – vielen Dank für den Hinweis.
Der Schärfepunkt liegt auf dem grünen Stabilo, dort ist (in der besser auflösenden Version – ich werde das bald wieder herstellen) mehr Schärfe im linken Bild (mit K+F) zu erkennen als auf dem rechten Bild (Pixco).
Viele Grüße, Florian
Vielen Dank für deine Antwort!