Die Leica R7 – mein Einstieg in die analoge Leica Welt

Ganz richtig ist diese Überschrift eigentlich nicht. Vor ein paar Jahren hatte ich ein paar Rollen Film mit einer Leica III aus den 1930 Jahren geschossen. Die Kamera hatte mich fasziniert, aber leider war sie eben nur ausgeliehen. Seitdem habe ich immer wieder darüber nachgedacht, mir eine analoge Leica Kamera zuzulegen – den Gedanken aber auch immer wieder verworfen. Als ich im August dieses Jahres bei Meister Camera nur mal wieder „reinschauen“ wollte, war es soweit. Ehrlich gesagt völlig naiv von mir, denn die Jungs bei Meister schaffen es immer wieder, mich zu „verführen“. Und zwar mit ihren faszinierenden Geschichten rund um die Kameras und um die Objektive. Mal wieder konnte ich allem widerstehen, nur eben nicht dieser Versuchung. „Geworden“ ist es eine Leica R7 mit einem Elmarit 60mm f/2.8.

Leica R7
Ikonisch bis dort hinaus, die Leica R7.

Wie konnte es nur dazu kommen? Warum in Gottes Namen eine Leica R7? Und warum überhaupt ein 60mm f/2.8? Nun ja, eigentlich hatte ich mal wieder nach einer Leica M6 geschielt. Der wohl schönsten Kamera überhaupt, wie ich finde. Aber leider auch ganz unvernünftig teuer. Ganz subjektiv gesehen.

Leica R7 oder Leica M6?

Ralf Bertram hatte mich schon abgefangen und mir neben der Leica M6 auch die Leica R7 auf den Tisch gestellt. Dazu ein paar Summilux-, Summicron- und Elmarit-Objektive aus dem R-System. Und dazu eine ganze Menge faszinierender Geschichten ausgepackt. Wie die Leica R7 von 1992 bis 1997 gebaut wurde. Wie damals das R-System viel teurer war als das M-System. Und dass man sich das doch gut überlegen könnte, ob man sich statt einer M nicht eine R zulegen sollte. Denn schließlich stehe das R-System so krass im Schatten der M-Ikonen. Und Kameras wie Objektive seien viel viel günstiger in der Anschaffung.

Leica R7
Wow, was für eine hübsche Kamera: Die Leica R7.

Ich bin ehrlich, natürlich war es schon um mich geschehen. Das Aussehen der Kamera, dieses Desgin, das eine wunderbare Anlehnung an die späten 1970er Jahre ist. Ja, man könnte sagen, Leica hat in den 90er Jahren schon Retro gebaut. Aber eigentlich ist sie ja nur die optische Nachfolge der Leicaflex aus den 60ern. Oder besser erkennbar, der Leica R4 aus den 80ern. Und irgendwie auch der Vorläufer der heutigen, digitalen Leica SL Serie.

Es ist nicht nur das letzte „klassische Design“ vor den Raumschiffkameras R8 und R9. Nein, es soll auch die R-Kamera sein, die am zuverlässigsten ist, die am wenigsten anfällig ist und praktisch nie in die Reparatur muss. Die perfekte analoge Leica, mehr als nur der Break Even aus Preis und Leistung. Quasi sowas wie der vergessene Rohdiamant.

Das Leica Macro Elmarit R 60mm f/2.8

Im Kopf habe ich die EC-Karte für die Leica R7 schon abgegeben. Während mir Ralf Bertram noch die Vorzüge des R-Systems erklärt, denke ich nämlich schon an das Objektiv. Ein 60mm f/2.8 möchte er mir ans Herz legen.

Echt jetzt, mir? Der ja eigentlich viel weitwinkliger denkt und fotografiert. Der 35mm liebt, aber eigentlich auch auf 28mm, 24mm, ja manchmal gar auf 21mm steht. Was soll ich mit einem 60mm Elmarit, das dazu noch noch ein Makro ist?

Leica R7
Sieht sie nicht geil aus, die Leica R7?

Auch hier bin ich mal wieder von der Optik begeistert. Dieses Objektiv ist nicht nur haptisch 1a. Das würde man von Leica Gläsern selbstredend grundsätzlich erwarten. Ein Hygienefaktor. Das Leica Macro Elmarit R 60mm f/2.8 sieht einfach unglaublich gut aus, alleine dieser Objektivtubus wirkt schon so als wäre er aus einem Science Fiction Film der 70er Jahre entflohen.

Einmal mehr wird meine Schwäche für das bloße Aussehen von Kamera Equipment deutlich. Allerdings noch angereichert um die nachdrücklichen Empfehlungen von Ralf Bertram, das dieses Objektiv in jeglicher Hinsicht die perfekte Ergänzung zur R7 sei. Und überhaupt, würde es mich doch fotografisch viel mehr fordern. Ich müsse es schlicht ausprobieren. Portraits, Landschaft, Architektur. Ein Allrounder vor dem Herrn.

Natürlich stimme ich zu. Geist und Fleisch sind schwach geworden. Und natürlich habe ich im Hinterkopf, dass ich das Set früher oder später sowieso um ein weitwinkligere Brennweite ergänzen werde. Für ungefähr den Preis eines der neuen, tollen Fuji-Objektive wechselt also die Leica R7 mit dem Leica Macro Elmarit R 60mm f/2.8 den Besitzer. Von Meister Camera direkt in meine Fotosammlung. Wow, hätte mir das einer heute Morgen erzählt, bevor ich das Geschäft betreten habe, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Die Leica R7 im ersten Einsatz

Natürlich verstauben in den nächsten Tagen meine Digitalkameras, weil ich ja mit der Leica R7 losziehe. Mehrere Filme verschiesse ich, auch in Norwegen habe ich sie dabei.

Wie ist mein erster Eindruck? Sie liegt einfach toll in der Hand. Sie macht das schönste Geräusch der Welt, wenn ich auslöse. Oder ist es noch schöner, wenn ich mit dem Schnellschalthebel den Film aufziehe? Sie fasst sich extrem gut an, sie ist klein und doch ganz schön schwer. Und der Hammer ist der Sucher. So groß, so hell. Gefühlt kann da keine Digitalkamera mithalten.

Leica R7
Eines der ersten Bilder mit der neuen Leica R7. Astra am Hamburger Elbstrand auf Kodak TriX 400. Wer sieht ihn nicht, den Leica Schmelz? Hier mit F2.8 mit dem Elmarit 60.

Ich nutze eigentlich fast immer die Zeitautomatik. Stelle also die Blende ein und lasse den Rest die Kamera machen. Ein paar Wochen später – als ich die ersten entwickelten Bilder bekomme – merke ich, dass ich keines der Bilder falsch belichtet habe. Die Automatik funktioniert fantastisch.

Scharf stellen muss ich natürlich manuell. Im Nahbereich gelingt mir das nicht immer. Ab dem mittleren Bereich habe ich keinen Ausschuss. Auch der Selbstauslöser ist prima zu bedienen. Überhaupt gibt es an der „Usability“ nicht einen Hauch zu meckern. Was für ein Schätzchen habe ich da bekommen, bitte?

Und was ist mit dem Leica Elmarit 60mm f/2.8?

Bleibt noch die Frage nach dem Objektiv, nach diesen komischen 60 Milimetern Brennweite. Ja, das Objektiv ist faszinierend. Und vor allem im Portraitbereich – Bilder, die ich hier wie immer nicht zeigen möchte – zeichnet das Leica Macro Elmarit R 60mm f/2.8 fantastisch. Das Bokeh verspricht einen zarten Schmelz, sowohl Flächen, als auch unruhigere Bereiche werden unheimlich schön abgebildet.

Am besten gefallen mir die Farbaufnahmen mit dem Kodak Portra 160. Während des Musikfestivals 48h Wilhelmsburg mache ich Aufnahmen am Reiherstieg. Der Kontrast aus rotem Netz, grünem Gras, blauem Wasser und Himmel und dem farbreichen Graffiti ist – wie soll ich das beschreiben? – gleichzeitig kraftvoll und entsättigt. Ich muss gestehen, ich liebe diesen Look.

Nun stellt Euch das vor bei einem Portrait-Shooting … überzeugt, oder?

Leica R7
Ein Blick über den Deich in Hamburg-Wilhelmsburg. Bitte, was sind das für schöne Farben? Fotografiert auf Kodak Portra 160 mit der Leica R7 und dem Elmarit 60 bei Offenblende f/2.8.

Nun, die Kamera und das Objektiv haben mich gepackt. Und mit diesem Set auch wieder mal die analoge Fotografie. Ich muss nicht darüber schreiben, wie entschleunigend das sein kann. Das kann man mittlerweile überall lesen. Ich kann Euch aber sagen, wie toll diese Kamera ist. Wie schön sie sich anfassen lässt, wie toll sie aussieht. Und welche Ergebnisse aus ihr „herauskommen“.

Für nur den Bruchteil einer Leica M6, das darf man ja auch nicht ganz vernachlässigen, oder? Da war die Beratung von Ralf Bertram und Meister Camera mal wieder Gold wert.

Und der Preis ist auch deswegen wichtig, weil ich natürlich schon an das nächste R-Objektiv denke. Euch kann ich es ja verraten: Das Elmarit 35 in der letzten Version – ja das mit der ausschiebbaren Gegenlichtblende – hat schon im September den Weg zu mir gefunden.

Sicherlich ein ganz tolles Objekitv um den Herbst in Hamburg einzufangen. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

Links zur Leica R7 und dem R-System

Beispielbilder Leica R7 mit Kodak TriX

Kodak TriX 400, Entwicklung durch https://www.nimmfilm.de

Beispielbilder Leica R7 mit Ilford HP5

Ilford HP5 400, Entwicklung durch https://www.nimmfilm.de

Beispielbilder Leica R7 mit Kodak Portra 160

Kodak Portra 160, Entwicklung durch https://www.spiekerfilmlab.de/

8 Gedanken zu „Die Leica R7 – mein Einstieg in die analoge Leica Welt“

  1. Hallo Florian,
    schöner Beitrag, der mich einmal mehr gierig auf die Leica R’s schielen lässt!
    Das mit dem einfach tollen Aussehen, dem Anfühlen und auch dem Hören alter Kameras kann ich voll Nachempfinden (obwohl ich da eher aus der Olympus-Ecke komme) – dass vermisst man bei den neuen Kameras leider zu oft. Aber selbst da tut sich ja in en letzten Jahren wieder mehr.
    Nur weiter so mit den Beiträgen – hoffe auf mehr!

    Grüße aus Augsburg, Andreas

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  2. Hi Andreas, ich hatte exakt die gleiche Erfahrung mit der R7 und mir gerade gekauft. Der Hinweis mit dem 60mm war super und so wird es auch mein erstes Objektiv. Herzlichen Dank! Wie scannst/entwickelt Du denn die Farbnegativfilme? Viele Grüße, Gerald

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  3. Hach ja, das inspiriert dazu, die XD-7 mal wieder rauszuholen. Die fasziniert mich immernoch mehr als R4 bis R7, schließlich ist sie die Mutti, und in mancher Beziehung besser.

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  4. Hi Andreas, ich war auf der Suche nach einer xd7und bin über Umwege auf deinen Artikel gestoßen.
    Du hast mich so mitgerissen, das ich noch am selben Abend eine R7 mit einem 60er gekauft habe. Sie kam an und ich war überwältigt!!!! Was für eine wahnsinnig tolle Kamera! Ich bin so gespannt auf die ersten filme.

    Vielen Dank das du mich dazu getrieben hast sie zu kaufen!

    Gruß John

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