Pride Week in Hamburg: Farbenfroh auf dem CSD (Voigtländer 50mm F1.2 VM)

Nach zwei Jahren Pandemie Pause ist es Anfang August wieder soweit (gewesen). Hundertausende feiern gemeinsam und stehen für eine offene Gesellschaft und gegen die Verurteilung aufgrund sexueller Präferenzen. Lesbische, schwule, hetero, bisexuelle, Transgender- und queere Personen kommen zusammen, um für Selbstakzeptanz, Errungenschaften, gesetzliche Rechte und Stolz zu feiern.

In Hamburg ist im Sommer eigentlich an jedem Wochenende irgend etwas los. Harley Days, Schlagermove oder der Hafengeburtstag stellen Bewohner:innen Jahr für Jahr auf die harte Bewährungsprobe. Ebenso wie die vielen Sportveranstaltungen, stellvertretend dafür die Cyclassics oder den Hamburg Marathon. Die Parade zum Christopher Street Day – kurz CSD – füllt eines dieser Wochenenden. 30 Trucks und über 50 Fußgruppen bilden einen großartigen Demozug. Bunt, laut und gut gelaunt.

Die perfekte Gelegenheit, die Kamera einzupacken und sich unters Volk zu mischen. Also schnappe ich mir die Leica M10 mit dem Voigtländer 50mm F1.2. Motto: Blende offen und hoffen!

Das Voigtländer 50mm F1.2 VM

Es ist ein gehöriger Brocken, dieses Voigtländer 50mm F1.2 für das Leica M System. 49mm lang und vor allem 63mm Durchmesser und damit richtig wuchtig. Das Gewicht von 344 Gramm ist gerade noch so okay, dennoch ist das Packmaß doch etwas größer und schwerer als ich es mir an einer M wünschen würde. Dafür bietet das Objektiv aber auch die sensationelle Offenblende von F1.2.

Bei bestem Christopher Street Day Wetter muss ich noch einen ND 0.9 Filter auf das 52mm Gewinde drehen, damit ich offenblendig fotografieren kann. Und genau dafür bin ich ja heute da. Ich stelle mir softes, quasi in Watte getauchtes Bildmaterial vor, trotzend vor Farben und in Unschärfe verschwimmende Vor- und Hintergründe. Viel Glitzer, viele Seifenblasen, Regenbogen wohin das Auge blickt.

Fotografisch eine kleine Herausforderung. Mit der M muss ich ja sowieso manuell fokussieren. Aber das noch mit Blende 1.2? Da ist der Ausschuss vorprogrammiert. Und genauso kommt es auch. Viele Bilder sind schlicht nicht brauchbar, manchmal ist der Offenblende Effekt mächtig übertrieben. Die Bildqualität reicht bei F1.2 selbstredend nicht an eine APO Referenz heran. Und der ND Filter sorgt teilweise für eine heftige Vignette. Damit sind die Aufnahmen übertrieben, quietschig, bunt und flauschig. So wie die Parade zum Christopher Street Day selbst eben auch ist.

Ich besitze das Voigtländer 50mm F1.2 VM schon eine ganze Weile und ich mag es wirklich gerne. Es ist kein Performance Glas und es ist für die M schon fast eine Idee zu groß. Aber es zaubert einen Look, den ich mit keinem anderen Objektiv hinbekomme, wenn ich keine horrende Investition in ein Noctilux (oder alternativ das neue Voigtländer 50mm F1.0) tätigen möchte. Ich finde, es ist ein ideales „Zweit“-50er, das Du immer dann mitnehmen kannst, wenn der besondere Look gefragt ist. Ansonsten lässt Du es einfach zuhause.

Mitten drin im CSD

Ist es nun eine Dokumentation des CSD? Ist es Street Photography? Oder einfach die Erinnerung an einen wahnsinnig erlebnisreichen Nachmittag? Für mich ist es alles in Einem.

Um nicht „von außen“ zu fotografieren, sondern wirklich dabei zu sein, stehe ich mittendrin. Direkt an der Parade, laufe einige Kilometer im Straßenzug mit. Tanze zu den elektronischen Beats und fühle mich wirklich als Teil des Umzugs. Mit der M um den Hals bin ich ja sowieso schon unauffällig, aber auf diese Art und Weise kann ich in der Masse mit schwimmen und fotografieren. Aber auch eine Zeichen setzen für Offenheit und Akzeptanz. Alleine deswegen schon ein gelungener Nachmittag, an dem nach Angaben der Veranstalter über 250.000 Menschen teilgenommen haben sollen.

Die Parade zum Christopher Street Day ist aus meiner Sicht die deutlich schönere und sympathischere Variante des Schlagermoves. Und für mich auch in der Reihe der ganzen Hamburger Großveranstaltungen die Wichtigste. Ich kann Euch wirklich empfehlen, beim CSD in Hamburg oder bei einer der vielen anderen Veranstaltungen auch einmal dabei zu sein – selbstredend nicht ohne Kamera!

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4 Gedanken zu „Pride Week in Hamburg: Farbenfroh auf dem CSD (Voigtländer 50mm F1.2 VM)“

  1. Sehr schön! Und ja, Hamburg biete viele Gelegenheiten zum Fotografieren. Ich vermisse die Stadt sehr …

    Dein Objektiv scheint mir leicht. Mein Fujinon 50mm 1,0 kommt auf 845 Gramm!

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  2. Hallo Florian,

    verwöhnt von der Q wollte ich ein Objektiv mit hoher Lichtstärke haben und das wurde das von dir beschriebene Voigtländer.
    Weit offen ist es ein bißchen soft, besonders zu den Rändern hin. Abgeblendet muß es sich aus meiner Sicht nicht vor den 5 mal so teuren Summiluxen verstecken. Klar, es ist etwas größer.
    Bei mir bleibt mein 50mm Cron mittlerweile oft daheim.

    Viele Grüße
    Dirk

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