Leica Q2 vs Fuji X100V? Im Markt der sogenannten Edelkompakten wird seit längerem diese Diskussion ausführlich geführt: Passt die Q2 von Leica oder die X100V von Fujifilm besser zu mir? Welche sollte ich mir kaufen? Und sind die Kameras wirklich ihre jeweils hohen Preise überhaupt wert? Weil ich das immer wieder gefragt werde, bin ich dem auf den Grund gegangen. Schließlich kenne ich beide Kameras gut und kann Dir vielleicht helfen, welche für Dich die Passende sein könnte.
Was sind Edelkompakte eigentlich?
Erst einmal muss man festhalten, dass beide Kameras an sich schon speziell sind. Sie verfügen über ein festes – also nicht wechselbares – Objektiv und sind damit erst einmal deutlich unflexibler im Vergleich zu den herkömmlichen Boliden von Sony, Nikon, Canon und Co. Dafür sind sie in der Regel kleiner oder sagen wir kompakter, gemessen an der Lichtstärke der Objektive. Und beide Kameras verfügen über modernste Technik in einem äußerst schicken Gehäuse.

Nun man könnte einwenden, dass ein direkter Vergleich schwierig sei. Schließlich kostet die eine Kamera (Leica Q2) das 3,6fache der anderen Kamera (Fuji X100V). Und da liegt die Frage auf der Hand, ob bei der deutlich besseren technische Ausstattung der Leica diese auch 3,6mal bessere Bilder macht, oder?
Leica Q2 vs Fuji X100V
So einfach ist es nun denn nicht, aber in diese Richtungen werden die Diskussionen geführt. Blicken wir einmal auf die wichtigsten Specs:
Leica Q2 | Fuji X100V | |
Sensor | Kleinbild | APS-C |
Auflösung | 47MP | 26MP |
Objektiv | 28mm F1.7 (KB) | 23mm F2 (APS-C) (auf KB: 35mm F2, in der Freistellung F2.8) |
Bildstabilisator | ja | nein |
Spritzwasserschutz | ja | ja |
erweiterbar in der Brennweite | nein | ja (KB: 28mm und 50mm) |
Größe | 130 x 80 x 92 mm | 127 x 75 x 53 mm |
Gewicht | 734 g | 478 g |
Marktpreis (08/21) | € 5.090 | € 1.399 |
Auf dem Markt seit | 03/2019 | 02/2020 |
Es fällt auf, dass die Leica Q2 in den meisten Performancebelangen deutlich besser abschneidet als die Fuji X100V – allen voran beim Sensor, der größer ist und mehr Megapixel aufweist und dem Objektiv, das lichtstärker ist und in Kombination mit dem größeren Sensor auch deutlich besser freistellen kann. Umgekehrt ist die Fuji X100V leichter, kleiner und damit portabler.
Ihr kennt das von den Objektiven, es ist ein Geben und Nehmen. Packt man ein Stück „Lichtstärke“ hinzu, verliert man ein Stück Portabilität. Das Objektiv wird dann nämlich größer und schwerer und damit weniger handlich. Genauso ist es auch bei den Edelkompakten. Die Leica Q2 hat das deutlich bessere Objektiv mit dem größeren Sensor, ergo ist sie größer und schwerer. Letztlich sind es immer die beiden Faktoren Bildqualität und Portabilität, die sich gegenseitig die Balance halten.
Was ist nun mit dem Preis?
Dritter wichtiger Faktor wäre nun noch der Preis – oder eben anders ausgedrückt „Preis / Leistung“. Und hier komme ich zu einem sehr subjektiven Faktor, den jede:r für sich selbst entscheiden muss. Zweifelsfrei bietet das Summilux der Leica mehr als das Fuji Objektiv der X100V – ebenso zweifelsfrei bietet der große Vollformatsensor mehr Dynamikumfang und Qualität als der APS-C Sensor (ob 47 Megapixel wirklich besser sind als 26 – diese Diskussion lasse ich an dieser Stelle erst einmal bewusst offen. „Kommt darauf an“ wäre die richtige Antwort).
Ob der 3,6mal höhere Preis auch eine 3,6mal bessere Leistung bedeutet, das würde ich subjektiv anzweifeln. Daher – und ich kenne beide Kameras – würde ich der Fuji X100V den besseren Preis/Leistungswert attestieren.
Preis/Leistung ist eigentlich ein schwieriger Indikator – ich fürchte, ich werde dafür auch einige Mails bekommen – fair enough. Indes kommt es letztlich immer auf das Verhältnis an. So erscheint eine Fuji X100V im Vergleich zur Leica Q2 richtig günstig. Nehme ich die Fuji X100V und vergleiche sie mit einer Fuji X-E4 (die im Set mit dem XF 27 2.8 für etwas über 1,000 Euro erhältlich ist), könnte man sie hingegen als überteuert ansehen. Es ist folglich immer eine Frage des Standpunktes.

Und gerade auch deswegen zeigt sich, dass die beiden Kameras durchaus verschieden sind und sich eigentlich ganz gut abgrenzen lassen, auch wenn man über den Faktor „Preis/Leistung“ streiten mag. Klar wird anhand der obigen Abbildung, dass die Frage eine „Entweder Oder“-Frage ist.
In einer weiteren Darstellung habe ich die knapp 800 Euro teure Ricoh GR III mit ihrem APS-C 18mm F2.8 Objektiv berücksichtigt. Die Kamera ist so klein ist, dass sie in jede Hosentasche passt. Folglich verlängert sie die Logik zwischen Portabilität und Bildqualität. (Entsprechend könnte man auch ein modernes Smartphone ergänzen, das – zumindest bei guten Lichtverhältnissen – auch gemessen an den etablierten Kameras gute Ergebnisse aufweist und noch portabler ist. Man hat das Handy einfach immer dabei).

Was heißt das nun?
Entweder entscheidest Du Dich also für die maximale Qualität (Leica Q2 – bei geringerem Budget eine gebrauchte Leica Q um die 2,500 Euro) oder für die maximale Portabilität (Fuji X100V – oder wenn Du es beim Hosentaschenformat übertreiben willst, die Ricoh GR III).
„Verfeinern“ kann Deine Entscheidung dann aber noch folgendes Gedankenspiel: Was würde mir denn eigentlich fehlen, wenn ich mich für die Leica Q2 oder für die Fuji X100V entscheide? Und damit eben ganz bewußt nicht mehr der typischen Frage nachzugehen, wo ich etwas „mehr“ bekomme würde!
Was Dir fehlen könnte, wenn Du Dich für eine Leica Q2 entscheiden würdest!
- Eine Kamera, die in die Jackentasche passt und richtig leicht ist
- Die Möglichkeit, via Konverter auf 28mm und 50mm (KB) zu switchen
- Einen eingebauten ND Filter (finde ich super hilfreich und einer der unterschätzesten Funktionen überhaupt) und einen optischen Sucher
- Die Fuji-Filmsimulationen und die exzellenten Farben
- Ein klappbares Display
- Bezahlbares Zubehör
Was Dir fehlen könnte, wenn Du Dich für eine Fuji X100V entscheiden würdest!
- Die fantastische Freistellung eines exzellenten F1.7 Objektivs am Vollformat
- Die maximalen Crop Möglichkeiten von 47MP
- Der Dynamikumfang des Vollformats
- Der Bildstabilisator
- Das Gefühl, eine Leica zu haben?
Ganz deutlich wird, man kann immer etwas vermissen. Und man kann immer etwas zu meckern haben. Doch die Wahrheit ist: es sind zwei verdammt tolle Kameras zwischen denen man sich entscheiden muss, wenn man nicht gleich Beide besitzen möchte. Leica Q2 vs Fuji X100V?

Anschließend kann ich Dir nun noch sagen, wie ich mich entschieden habe. Die Fuji X100V ist für mich die Immerdabei-Kamera, weil ich sie einfach so auch in den Rucksack schmeißen kann und so zum Beispiel beim Wandern immer dabei habe.
Natürlich hätte auch ich gerne das Summilux Objektiv an der Kamera, aber meine Abwägung geht ganz klar etwas weg von der Bildqualität und hin zur Portabilität. Die Leica war mir hin und wieder dann doch zu groß und einen Tick zu klobig. Daher habe ich meine Q vor eineinhalb Jahren gegen eine X100V eingetauscht …
Hi, Florian ! Danke für Deine frische Art die zwei Favoriten meiner längeren Recherche zu vergleichen. Ich bin nur eine begeisterte Hobbyfotografin, aber kann meinen Beruf der Hebamme damit verbinden. Für diese Art der Fotografie : nach einer Geburt, mit gedimmten Licht, etwas erschöpft ( Mutter, Kind aber auch die Hebamme ) fällt es mir schwer, diesen kostbaren Moment einzufangen . Es darf nicht kompliziert sein und mit der Fuji XT2 war es das leider. Daher wäre die Leica Q2 ( wäre schon stolz sie zu haben ) oder die Fuji X100V die Richtige ? Was meinst Du ? Bin noch nicht ganz entschieden ….oder würdest Du mir eine ganz andere empfehlen ? Liebe Grüße Andrea
Hallo Andrea. Du schreibst von etwas schwierigen Lichtverhältnissen, dem gedimmten Licht. Dann würde ich Dir auf jeden Fall zur Q2 raten. Das Objektiv ist lichtstärker. Das Rauschverhalten bei höheren ISO Werten ist auch besser, dank dem
größeren Sensor.
Vielleicht kannst Du Dir ja bei einem
Händler in Deiner Nähe eine Leica zum Testen ausleihen? Liebe Grüße, Florian
Ich wage mal ganz stark zu bezweifeln, dass ein 1,7/28mm stärker freistellt als ein 2,0/35mm. Die minimal höhere Lichtstärke wird doch durch die weitwinkligere Brennweite ausgeglichen. Wenn schon, dann sollte man mit der Brennweite relativ zum echten Kleinbildformat argumentieren. Davon abgesehen, kann man mit den X100V astrein freistellen – bei Nahaufnahmen.
Man kann mit der Fuji X100V freistellen, auf jeden Fall. Alles was Du sagst, ist auch richtig. Ergänzend dazu: die Fuji hat den kleineren Sensor. Auf KB genormt verringert es das Freistellungspotential auf eine 2.8er Blende. Daher: 1.7/28 vs. 2.8/35.
Viele Grüße, Florian
Überlege auch mir eine der beiden Kameras als Ergänzung zuzulegen. Dies ist mit Abstand der beste Artikel zu diesem Thema! Top! Und vielen Dank dafür!
Ganz vielen Dank, Markus!
Wenn mich nicht alles täuscht, meine ich in einem Artikel über die Q2 gelesen zu haben, das man zu Lasten der Auflösung eine kleinere Brennweite wählen kann, quasi Zoom.
Stimmt das? Wäre ja auch eine Überlegung wert.
Zum Zweiten stelle ich mir die Frage ob die hohe Auflösung der Q2 ihr nicht im Wege steht, trotz Vollformat und 1.7 Objektiv, für gedämpftes Licht oder Dunkelheit prädestiniert zu sein?
Ja, man in der Leica Q2 quasi schon voreingestellt croppen. Es werden Ausschnitte möglich, die 35mm (30 MP), 50mm (15 MP) and 75mm (6.5 MP) entsprechen sollen. Das ist aus meiner Sicht so, wie man im Nachhinein die Bilder beschneidet, also nicht wirklich ein echtes Feature.
Die Q1 mit 24 Megapixeln ist vermutlich etwas weniger „empfindlich“, aber ob das in der Praxis wirklich relevant ist? Ich denke nicht, dass die 47MP wirklich ein Problem darstellen. Schau mal, hier wurde das ausführlich diskutiert: https://www.l-camera-forum.com/topic/299622-q2-vs-q1-low-light/ Viele Grüße, Florian
Hallo Florian,
Deine feine und erfrischende Art, Fragen, Anregungen, Tipps usw. zu kommunizieren beeindruckt mich. Bitte weiter so.
Günter
Herzlichen Dank 🙂