Konica Big Mini 201 – it’s time for Point & Shoot Kameras!

Der Hype der letzten Jahre rund um die Point & Shoot Kameras ist inzwischen auch bei mir angekommen. Seit einiger Zeit fotografiere ich immer mehr auf Film, im letzten Jahr hauptsächlich mit meiner Minolta CLE (hier habe ich darüber geschrieben). Nun wollte ich aber unbedingt auch einmal die Faszination der Point & Shoot Kameras nachvollziehen und habe mir eine Konica Big Mini 201 zugelegt. Wieviel Spaß eine solche Kamera macht, habe ich aber erst gemerkt als ich angefangen habe, sie immer dabei zu haben und ständig zu nutzen. Ganz zu schweigen von den Ergebnissen. Ich liebe diesen ganz eigenen Look!

Eine Übersicht zu Point & Shoot Kameras

Bevor ich mich für die Konica Big Mini entschieden habe, habe ich mich aber erst einmal auf eine ausführliche Recherche begeben. Denn es gibt unendlich viele Kameras in diesem Genre. Ich möchte Euch einmal meine – völlig subjektive und daher natürlich unvollständige – Liste vorstellen, die ich mir gemacht hatte. Sortiert nach dem ungefähren Preisniveau (der Gebrauchtmarkt im Herbst 2022, von günstig zu teuer):

  • Konica Big Mini: Eine kompakte Point & Shoot Kamera, die in mehreren Modellreihen auf den Markt kam. Preis-Leistung wird als optimal angepriesen. Das am häufigsten anzutreffende Modell ist die BM-201 (35mm/3.5, ab 120 Euro) Das Modell F ist die Luxusvariante mit höherer Lichtstärke (35mm/2.8, 300+ Euro).
  • Olympus Stylus mju-ii: Sie ist die Ikone aller Point & Shoots, wenn es um das Tragen in der Hosentasche geht. Kleiner geht es kaum und dazu der echte 90er Schiebemechanismus. Kennt garantiert jede:r vor 1985 Geborene noch aus der Kindheit (35/2.8, 200+ Euro).
  • Yashica T4. Nicht umsonst hat das Objektiv den Beinamen „Das Adlerauge“. Die hohe Nachfrage treibt den Preis unweigerlich immer weiter nach oben (35/3.5, 350+ Euro).
  • Konica Hexar AF: Sie ist mein heimlicher Favorit dieser Liste. Von den Maßen ähnlich wie eine Leica M240 und damit vielleicht schon etwas zu groß für eine klassische Point & Shoot. Aber eine wahre Schönheit mit einem lichtstarken Objektiv (35/2, 500-700 Euro).
  • Fujifilm Natura Black: Richtig angefixt hat mich die Natura Black mit einem für Point & Shoot Kamera-Verhältnisse Ultraweitwinkel und einer hohen Lichtstärke. Dazu klein, kompakt und sexy (24/1.9, ab 700 Euro).
  • Fujifilm Klasse W: Eine Edel-Kompakte, die alle Wünsche erfüllt und weitwinklig ist. Leider kostspielig und ziemlich selten zu bekommen (28/2.8, 750+ Euro). Noch exklusiver ist das Schwester Modell Fujifilm Klasse S (38/2.8, nicht unter 1.500 Euro).
  • Nikon 35ti & Nikon 28ti. Eine wunderschöne Kameras, die obendrein mit ihren analogen Tachometern auf der Oberseite einen ganz eigenen Eindruck hinterlässt. Mehr Retro geht nicht. Leider ziemlich teuer, angeblich muss man auch ständig den „No Flash“-Button gedrückt halten (35/2.8 bzw. 28/2.8, 800+ Euro).
  • Leica Minilux. Eine Ikone. Wunderschöne Point & Shoot, in mehreren farblichen Ausführungen, mir hat es vor allem die schwarze (teuerere) Variante angetan. Bemerkenswert ist das lichtstarke Summarit, dafür ist der Sucher etwas mickrig (40/2.4, 800+ Euro).
  • Contax T2. Ein Traum einer Kamera und sicherlich eine der begehrtesten analogen Kompaktkameras überhaupt. Alles lässt sich manuell einstellen und die Bildqualität gilt als herausragend. Weil irgendwelche Promis sie ständig mit sich herumtragen allerdings auch der Preis (38/2.8, 1.100+ Euro).
  • Leica CM. Neben der Leica Minilux gibt es noch die Leica CM, äußerlich eine M in klein. Wunderschön. Aber sündhaft teuer. Und nur auf der Liste, weil sie so selten und so schön ist. Vom Preis her nicht mein Beuteschema (40/2.4, nicht unter 2.000 Euro).
Die Konica Big Mini 201 – klein und wertig.

Und natürlich hätte ich die Liste meiner Favoriten noch weiterführen können, etwa um die Fujifilm Tiara (leider so gut wie nicht zu bekommen), die Olympus XA2 (kein Autofokus, also keine Point & Shoot im engeren Sinne) oder um die doch viel zu klobige, aber wasserdichte Canon Prima AS-1 (die habe ich im Jahr 1999 von meinem ersten Zivigehalt gekauft und sie funktioniert noch immer – Update im Juli 2023: hier habe ich dazu geschrieben). Heiße Kandidatinnen sind weiterhin auch die Ricoh GR1, die Minolta TC-1 oder die Nikon L35AF. Ihr seht, eigentlich finden sich alle großen Namen hier wieder.

Wer ebay Kleinanzeigen und Co. durchwühlt wird noch auf viel mehr Modelle treffen, allen voran auf unzählige Kameras im Gebrauchtpreisbereich unter 100 Euro. Nicht nur Point & Shoots mit Festbrennweite (wie ich sie oben aufgelistet habe), sondern mindestens noch einmal genau so viele mit Zoom-Objektiven. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Genau deswegen kam meine Liste ins Spiel. (Wenn Ihr mehr dazu wissen wollt, dann nutzt meine Links am Ende dieses Artikels).

Die Konica Big Mini 201

Alles was ich über die günstigste Kamera in meiner Liste gelesen habe, hat mich sofort überzeugt. Sie gehört zu den kleinsten Kameras, ist wertig verarbeitet und die Bilder, die ich in den einschlägigen Suchen gefunden habe, waren einwandfrei. Die 201 hat (im Gegensatz zur F) zwar nur ein 3,5er Objektiv, aber das sollte für den Einstieg erstmal reichen. Also musste ich nur noch warten, bis ich ein gutes Angebot gefunden hatte. Zum Glück gibt es die Konica Big Mini 201 relativ häufig, inzwischen ziehen die Preise allerdings unerfreulich an und so musste ich doch etwas Geduld wahren.

Das Gegenstück zum Titelfoto / Mit der Konica Big Mini 201 an der Elbphilharmonie
Das Gegenstück zum Titelfoto / Mit der Konica Big Mini 201 an der Elbphilharmonie

Doch dann war sie da auf einmal. Also kurz verhandelt, Geld überwiesen, Zack war das gute Stück mit dem Baujahr 1990 bei mir in Hamburg. Ich muss wirklich einmal eine Lanze für eBay Kleinanzeigen brechen. Immer wieder bin ich aufs Neue erstaunt, wie gut das funktioniert. Auch mit der Konica Big Mini 201.

Die Konica Big Mini 201 im Einsatz

Ich habe sie einfach immer dabei gehabt, denn sie passt in die Jacken-, ja sogar in die Hosentasche. Auf Ausflügen, Firmenfeiern, Partys und und und. Es geht ja super schnell. Einmal den Power Knopf gedrückt, das Objektiv fährt aus und alles weiter überlasse ich der Automatik. Die 35mm sind für die meisten Selfies ideal. Einfach Köpfe zusammenstecken, auf den Auslöser drücken und danach erstmal richtig viel lachen, weil der Blitz zu hell war. In dem Moment mache ich dann meist einfach noch ein zweites Bild. Denn auf den Blitz sind die meisten Personen nicht mehr vorbereitet, schließlich kennen wir Selfies vom Handy und die funktionieren in der Regel eben ohne den Blitz.

Auf der Rückseite alles, was gebraucht wird: Eine Zähleranzeige, und zwei fummelige Knöpfe für die Modi und den Selbstauslöser.

Entsprechend lustig sind die Ergebnisse. Und dieser Blitz-und-rote-Augen Look weckt Erinnerungen. An die Jugend, an die Vergangenheit. Und gerade deshalb kommen die Bilder auch so gut an. Was ich aber gelernt habe: Man muss die Köpfe wirklich eng zusammen stecken. Lässt man eine Lücke, so fokussiert die Kamera durch diese Lücke auf den Hintergrund und die Gesichter sind unscharf. Denn mit der 3,5er Blende kann man auf diese Entfernung tatsächlich schön freistellen. Gleichzeitig trifft der Autofokus richtig gut, ich habe Bilder gemacht, da sind die Augen so knackscharf, dass man sich überlegen könnte, in Lightroom etwas Schärfe wieder rauszunehmen. Das ist erstaunlich, das Objektiv liefert fantastisch ab.

Hin und wieder knipse ich aber auch Stills oder ich versuche mich auf der Straße mit der 201. Für ein paar wenige Shots habe ich auch Langzeitbelichtungen gemacht, einfach um mal zu schauen, wie und ob das geht. Also Kamera abgestellt, Selbstauslöser gewählt, Blitz deaktiviert, Ausschnitt gewählt und den Auslöser gedrückt. Die Automatik der Konica funktioniert, sie löst genau so lange aus, wieviel Licht sie für den verwendeten Film benötigt.

In Berlin / Konica Big Mini 201 / Silbersalz35 250D
Die Oberbaumbrücke in Berlin mit einer Langzeitbelichtung auf Silbersalz35 250D (mit ISO 125)

Ich mag den Look der Kamera, die Unauffälligkeit bei der gleichzeitig extrem großen Wertigkeit. Endlich eine Kamera, die wirklich in die Jackentasche passt. Und genau deswegen macht sie auch so Spaß, weil sie eben immer dabei ist und weil die Ergebnisse wirklich überzeugen. Es gibt sogar eine Makrofunktion, die von einer jungen Japanerin ausführlich genutzt wurde – sie hat mit der Big Mini F ein ganzes Buch fotografiert.

Was nervt an der Kamera? Ehrlich gesagt ausschließlich die zwei kleinen fummeligen Knöpfe auf der Rückseite. Aber schon während des ersten Films weiss ich auswendig: Ich muss den linken Knopf zweimal fest und fummelig drücken, dann ist der Blitz ausgeschaltet. Das benötige ich manchmal und ich lerne sehr schnell, wie speziell ich diese Knöpfe drücken muss. Wer dicke Finger hat, sollte tatsächlich einen Zahnstocher dabei haben, mit halbwegs normalen Fingern stört es nach ein paar Auslösungen schon deutlich weniger.

In Berlin / Konica Big Mini 201 / Kentmere Pan 400
In Berlin mit der Konica Big Mini 201 auf Kentmere Pan 400.

Wenn ich mir was wünschen darf? Tatsächlich nur ein lichtstärkeres Objektiv. Gerne würde ich einmal die Konica Big Mini F mit ihrem 2,8er Objektiv ausprobieren. Aber Ihr wisst ja schon, die Big Mini 201 war ja ein erstes Point & Shoot Testobjekt. Nämlich ob mir diese Art von Kameras Spaß macht. Was soll ich sagen? Das ist so fantastisch lustig, ich habe die Analogfotografie damit noch einmal neu entdeckt. Und Point & Shoot-Blut geleckt. Da kommt dieses Jahr noch sicherlich mehr davon.

Links

Beispielbilder

Ich habe einige Rollen Film geknipst, der ganz große Teil der Bilder sind Selfies und Gruppenbilder. Die Kamera ist einfach für Parties und spontane Zusammentreffen perfekt. Aus diesem Grund sind die Bilder aus der Konica Big Mini 201 für diesen Blog aber ungeeignet. Daher gibt es in den Beispielbildern gar nicht den aus meiner Sicht wichtigsten Typus der Point & Shoot Fotografie. Ihr sehr vielmehr überwiegend Stills.

Die Bilder wurden entwickelt bei Silbersalz35 (mein Bericht dazu hier) und bei Khrome in Hamburg. Details zu den genutzten Filmen gibt es in den Bildunterschriften.

8 Gedanken zu „Konica Big Mini 201 – it’s time for Point & Shoot Kameras!“

  1. Hallo, Florian!
    Da laufe ich der Zeit wohl etwas hinterher! Vor vielen, vielen Jahren habe ich mir, natürlich damals neu, eine Olympus mju I gekauft. Sie steht (noch) in der Vitrine. Da werde ich mal auf den Hype springen und das gute Stück laden. Damals hatte ich meine Spiegelreflex im Südtiroler Hotel vergessen, als ich Venedig besuchte, aber die Mju war dabei und hat klasse Bilder gemacht.

    Antworten
    • Hallo Volker, wie gut, dass Du sie noch nicht verkauft hast! Und noch besser, dass Du Dich durch meinen Bericht angesprochen fühlst, mal wieder zur mju zu greifen! Es macht wirklich unglaublich Spaß, das wieder zu entdecken. Viele Grüße!

      Antworten
  2. Hallo Florian, das ist lustig, ich wollte dich nämlich morgen mit dem nächsten heißen Scheiß – meiner mju2 – überraschen. Du warst wieder schneller…ich bringe sie trotzdem mit 🙂 bis dann herzlich rainer

    Antworten
  3. Ich war froh als die analoge Zeit zu Ende war, schön wenn ich Ihre Zeilen lesen darf und mich an die Vergangenheit erinnert. Die von ihnen beschriebene Leica Mini, hatte mir schöne Bilder beschert. Und doch war ich dann mit einer Nikon 801s in meinen Analogzenit aufgestiegen.Nein das entwickeln tu ich mir nicht mehr an. Die Chemie zu benutzen und zu entsorgen, scheint mir Umwelt Technisch überholt, da werde ich mich jetzt lieber auf meine neue gebrauchte x pro3 freuen, Mal sehen ob Sie den Spagat zwischen Analog und Digital schafft , bin gespannt! LG Rainer

    Antworten
    • Lieber Rainer, vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre Erfahrungen mit der Leica Mini. Und jetzt aber viel Erfolg und Freude mit der X Pro3. Ich finde die Kamera super, sie ist wirklich ein Mix aus Analog und Digital. Viele Grüße Florian

      Antworten
  4. Hallo Herr Renz,

    Ich habe mir damals noch zu analogen Zeiten die Yashica T5 gekauft, und besitze sie immer noch. Kaufgrund war damals das schon angesprochene „Adlerauge“, aber auch der „Super Scope“-Sucher, ein eingebauter Winkelsucher, der mich an die Lichtschachtfotografie der 50er und 60er Jahre erinnerte, und andere Perspektiven ermöglichte als nur aus Augenhöhe. Da ich körperlich etwas eingeschränkt bin, fiel es mir schwer mich zu knien oder in die Hocke zu gehen, daher war dieser Sucher für mich eine kleine Erleichterung.
    Ich bin selbst jetzt schon fast 60, und kann mich mit der Digitalfotografie nur schwer anfreunden, ich fotografiere bis heute noch analog mit diversen Kameras (SLR,TLR,Messsucherkameras).

    Liebe Grüsse,
    JC Hardt

    Antworten

Schreibe einen Kommentar