Sieben Gründe, in den Iran zu reisen

Iran Reisen sind ganz besondere Reisen. Bis ich mich „getraut“ habe, ist doch eine ganze Zeit vergangen. Meine Gedanken vor der Reise habe ich hier beschrieben. Warum man eigentlich gar nicht lange fackeln sollte, schreibe ich im folgenden Beitrag. Natürlich sind es noch viel mehr als sieben Gründe, in den Iran zu reisen. Daher darfst Du die folgenden Aspekte gerne als die sieben wichtigsten Gründe sehen.

1. Die Menschen

Unglaublich gastfreundlich sind die Iraner
Die Iraner sind unglaublich gastfreundlich!

Der mit Abstand wichtigste Grund, in den Iran zu reisen, sind die Iraner:innen selbst. In keinem Land dieser Erde wurde ich so gastfreundlich willkommen geheißen. Nie wurde ich so oft zu einem Tee eingeladen oder es wurden so oft Einladungen zu einem gemeinsamen Essen ausgesprochen. Offen gestanden, hin und wieder hat es auch etwas genervt. Klar, dass man als Europäer:in sofort erkannt wird und natürlich freut man sich auch über jedes Gespräch mit den Einheimischen.

Ich erinnere mich immer gerne an einen Vormittag, an dem ich in einem der vielen Parks in Teheran saß, um von der Hektik der Großstadt loslassen zu können. Ich habe ein Buch dabei gehabt, um etwas zu lesen und ich bin über ein paar Zeilen nicht hinaus gekommen. Immer wieder wurde ich angesprochen, ob ich Lust auf einen Plausch hätte. Die Männer (selbstredend würden iranische Frauen nicht einen Mann anzusprechen) setzen sich zu mir, wollten sich über Goethe und Schiller austauschen und schwärten von klassischer Musik. Natürlich wollten die Iraner immer wissen, was ich im Land mache, welche Sehenswürdigkeiten und Orte ich besuche, aber auch wie ich zur Politik der USA oder der Europäischen Union stehe. Und nach wenigen Minuten war ich schon zu einem Abendessen eingeladen.

Oder die Busfahrer, die stets erkannten, dass ich Tourist bin und mit den komplizierten Tickets nicht klarkomme und mich mit einem „Welcome to Iran“ einfach fahren liessen. Ausnahmslos waren es tolle Erlebnisse und Erfahrungen mit den Iranern. Auch wenn es manchmal etwas zu viel werden drohte: Die Gastfreundlichkeit im Iran ist sicherlich der wichtigste Grund, dieses wunderbare Land zu bereisen!

2. Nachtzugfahren im Iran

Im Nachtzug von Teheran nach Shiraz
Im Nachtzug von Teheran nach Shiraz

Es dauert eine Ewigkeit, immerhin sind es so um die 1.000 Kilometer von Teheran nach Shiraz – und der Nachtzug benötigt dafür rund 13 Stunden. Es war im Vorfeld nicht leicht, ein Ticket zu ergattern. Aber über verschiedene Agenturen in Teheran hat es schließlich geklappt und für nur etwa 16 Euro konnten wir einen Fahrschein bekommen.

Warum ist das Nachtzugfahren im Iran nun so empfehlenswert? In meinen Reiseaufzeichnungen finde ich folgende Passage:

Wir betreten den Zug und sind begeistert. Wir drei haben ein 4er Abteil für uns alleine und neben ausreichend Platz vor allem auch noch Tee, Kaffee, Kekse, Nüsse und Fruchtsäfte. Bettwäsche ist vorhanden und die eigentlichen Sitzplätze können zu zwei Schlafplätzen umgebaut werden, im Obergeschoss gibt es ebenfalls noch zwei Schlafgelegenheiten, die umgeklappt werden und per Leiter erreichbar sind.

Zwei Waggons weiter ist das Restaurant und auf dem Weg dahin mache ich schon allerlei Bekanntschaften. In der Kabine nebenan eine Gruppe Männer um den Geschäftsmann Xaver, der und uns im Laufe des Abends nicht nur auf Weintrauben, Pistazien einladen wird, sondern im Zwischenraum zwischen zwei Waggons uns gleich auch noch eine Zigarette ausgibt. Denn Rauchen ist in diesem Zug nicht erlaubt.

In den weiteren Abteilen wechseln sich Frauen- und Männergruppen ab, alles strikt getrennt. Doch alle sind sehr freundlich und rufen uns „Welcome to Iran“ entgegen. Xaver und seinen Freunden biete ich etwas von meinen deutschen Süßigkeiten an und als wir uns zum Thema Fußball unterhalten, zeige ich meine extra dafür mitgebrachten Panini Bilder und lasse ein paar Schweinsteiger und Podolskis bei meinen neuen Freunden, die mich gleich bitten, bei meinem Besuch von Persepolis auch bei ihnen vorbeizuschauen. Ein Abendessen mit Chicken und Reis im Restaurant Wagen rundet den ersten Abend ab.

Als der Zug am späten Abend mitten in der Pampa anhielt und alle Passagiere den Zug verlassen, bekommen wir etwas Angst. Ein Iraner ruft und noch zu, wir sollen einfach im Zug bleiben und uns keine Sorgen machen. Wenige Minuten später verstehen wir, was passiert: Die Passagiere rollen ihre Matten aus und beten. Klar, dass hierfür der Zug anhalten musste.

3. Die (ehemals) längste Seilbahn der Welt

Die Tochalbahn
Die Tochalbahn

Die Tochal Telecabin bringt Dich auf den Hausberg von Teheran. Hausberg hört sich niedrig an, heißt in diesem Fall aber 3.964 Meter über dem Meeresspiegel, und hier ist die Luft ganz schön dünn. Die Talstation liegt bei 1.900 Metern, die Bergstation bei etwa 3.740 Metern. Die Seilbahn ist aus den Siebziger Jahren und galt viele Jahre als die längste Seilbahn der Welt. (Update: Diesen Rekord hat die Seilbahn 2018 nach Vietnam verloren – auch die Seilbahnen in La Paz / Bolivien beanspruchen diesen Rekord inzwischen für sich).

Die Fahrt ist ein Erlebnis. Raus aus dem Trubel von Teheran und hinauf in das Tochalgebirge. Nicht zu unterschätzen ist die Temperatur in der Höhe und es ist durchaus angebracht bei den vielen Zwischenstationen jeweils eine Pause zu machen, um sich an die dünnere Luft zu gewöhnen.

Von der Bergstation ist es noch ein etwa einstündiger Aufstieg zum Gipfel des Tochal. Eine Schutzhütte auf knapp 4,000 Meter Höhe zeigt an, wie ernst hier die Wetterlage sein kann. Natürlich werde ich auch hier ständig angesprochen und ich treffe auf eine Gruppe Bergsteiger:innen, mit der ich heute noch in Kontakt bin. Und soweit oben von Teheran und weg von der Religion haben die Iraner:innen auch gerne mal einen wärmenden Schluck dabei, der sonst nicht erlaubt wäre …

4. Die Schönheit von Shiraz

Shiraz - Das Dichtergrab von Havez
Shiraz – Das Dichtergrab von Havez

Wer denkt bei Shiraz nicht gerne an einen guten Rotwein? Und genau hier kommt die Traube auch her. Nur Wein wird hier nicht mehr (offiziell zumindest) hergestellt. Und doch bietet Shiraz so viel, die Stadt ist ein wahres Highlight für jeden Iran Reisenden.

Vermutlich könnte man viele Tage hier verbringen, ohne dass es langweilig wird. Mein Highlight war die Schah Tscheragh Moschee – mehrmals bin ich hierher gekommen. Vor allem um den Sonnenuntergang würde ich das jederzeit empfehlen. Die Stimmung im Innenhof des Komplexes, dort wo sich die Einheimischen quasi Gute Nacht sagen, das ist ein schon magischer Moment.

„Berühmt“ ist natürlich auch die Nasir al-Mulk Moschee, allen voran für Ihre farbigen Fenster. Man sollte hier sehr früh morgens schon sein, dann wenn die Morgensonne die schönsten Spiegelungen im Raum entstehen lässt und noch relativ wenige Tourist:innen unterwegs sind.

Und schließlich ist Shiraz bekannt für seine Parks wie den Eram Garten und das Grabmal von Hafez. Oft ist davon die Rede, wie gebildet die Iraner sind und wieviel Sinn sie für Musik, Literatur und die Künste haben. Am Grabmal von Havez (auch Hafis) wird dies deutlich: Iraner:innen sitzen hier sinnierend, mit Büchern und tauschen sich darüber aus.

5. Die Architektur

Isfahan
Isfahan

Der Iran ist voll von spektakulärer Architektur, allen voran die zahlreichen Moscheen. Hervorzuheben sind die Gebäude in Yazd, Shiraz und Isfahan – letztere Stadt zeichnet sich vor allem durch den Großen Platz von Isfahan aus. Auf einer Fläche von 560 x 160 Meter ist der Naqsch-e Dschahan angelegt und war zur damaligen Zeit der größte Platz der Welt. Um den Platz herum finden sich einige der schönsten Gebäude des Landes, allen voran natürlich der Scheich-Lotfollāh-Moschee, die oftmals als die schönste Moschee der Welt gehandelt wird. Ein Beusch ist zweifelsohne ein Erlebnis, das Du nicht vergessen wirst …

Die Auflistung könnte ewig weitergehen, auf einer Must-Do List der architektonischen Sehenswürdigkeiten, wären auf jeden Fall enthalten: die Ausgrabungsstätte Persepolis, die Nasir al Mulk in Shiraz, die Moscheen von Yazd und der Azadi Freiheitsturm in Teheran.

6. Fußball im Iran

Länderspiel Iran gegen Südkorea
Länderspiel Iran gegen Südkorea

Nun, die wenigsten Iran Reisenden werden die Gelegenheit haben, ein Fußballspiel zu besuchen. Erst einmal ist es nur Männern vorbehalten, ins Stadion zu gehen. Zweitens ist es fast nicht möglich, auf einem normalen Weg an ein Ticket zu kommen. Einen Vorverkauf gibt es nicht und so klappt es in meinem Fall nur durch Bangen und Hoffen, Kontakte zu Einheimischen und etwas Glück. Denn ohne das Zureden von einigen Einheimischen hätte mich das Sicherheitspersonal nicht ins Stadion gelassen. Schon gar nicht mit Kamera.

Als der Ball aber rollte war klar, solch ein Fußballerlebnis hatte ich bisher noch nicht gesehen. Spitzenfußball kombiniert mit einer Begeisterungsfähigkeit, die keine Grenzen kennt. Über das Spiel gibt es hier einen eigenen kleinen Bericht.

7. Das Bazarleben im Iran

Der Vakil Bazar in Shiraz
Der Vakil Bazar in Shiraz

Ich habe in allen iranischen Städten die Bazare besucht. Wie auch auf unseren Märkten in Europa pocht hier das Leben, dort bist Du als Tourist:in direkt „am Land dran“. Als schönster Bazar Irans gilt weithin der historische Vakil Bazar in Shiraz – und da der Tourismus im Iran (noch) keine bedeutende Rolle spielt, ist dieser Bazar auch (noch) wirklich ein originales Abbild eines persischen Marktes. Der Großteil der Anlage ist überdacht und selbstredend gibt es quasi alles auf diesem Markt, was man kaufen kann.

Das Video zur Iran Tour 2016

Ich habe einfach das Treiben beobachtet, hin und wieder ein Gespräch begonnen und etwas gehandelt und natürlich fotografiert. Und das ist auf den Bazaren fast ohne Einschränkung möglich. Man ist willkommen und kann sich völlig dem Erlebnis „Bazar im Iran“ treiben lassen. Wahrlich eine der besten Gründe, um in den Iran zu reisen!

Bildergalerie Iran

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