10 Jahre danach: Die Story von und mit Sir Edmund Hillary

Wir waren gerade von unserer großen Neuseeland Rundreise zurück gekehrt. Zurück nach Auckland, wo wir die nächsten Monate leben und arbeiten wollten. Es muss an einem der Gruppenabende bei der Auckland Speleo Group gewesen sein, dem Höhlenverein, mit dem ich so oft unterwegs war. Ich erinnere mich noch gut wie mein Freund Phil Round aus dem Nichts zu mir sagte: „Wir verstehen uns doch alle als Mountaineers. Unser größtes Idol ist Sir Edmund Hillary. Sowohl als Bergsportler als auch als Neuseeländer“.

Klar, war mir Sir Edmund Hillary ein Begriff. Als der berühmteste Neuseeländer aller Zeiten. Weil er mit Tenzing Norgay 1953 als erster Mensch den höchsten Berg der Welt bestiegen hatte. Und stets darauf bestand, dass sie beide gleichzeitig den 8.848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest erreicht hätten. In aller Bescheidenheit gibt es auch nur ein Foto von Tenzing auf dem Gipfel, nicht von Sir Edmund Hillary selbst (vielleicht aber auch weil die antiquierte Kodak Retina 118 einfach viel zu schwierig zu bedienen war?).

Hillary beeindruckt mich auch schon seit meiner Jugend, weil er nicht nur weitere sportliche Meisterleistungen vollbrachte (man denke nur an das Erreichen des Südpols als erst dritter Mensch überhaupt). Nein, vor allem beeindruckt er auch, weil er sich stets für die Armen eingesetzt hatte, insbesondere den nepalesischen Sherpas half er bis zu seinem Tod – aus seinem privaten Vermögen.

Und dann ist da noch die traurige Geschichte, wie Hillary seine Frau und seine Kinder im Jahre 1975 verlieren muss, weil sie in einem Flugzeug abstürzen. Wenige Jahre später verunglückt einer seiner besten Freunde ebenfalls bei einem Flugzeugunglück – dessen Witwe June Mulgrew und Hillary werden schließlich ein Paar und heiraten.

„Ruf ihn (Sir Edmund Hillary) an! – Aber SIE wird rangehen“

Genau diese June sollte ans Telefon gehen, so die Prophezeiung von Phill. Moment, warum sollte ich bei den Hillarys zuhause anrufen?

Tatsächlich ist es genau zehn Jahre her, als ich zum Telefonhörer gegriffen hatte. „Unter H wie Hillary findest Du ihn im Telefonbuch. Ruf ihn an, aber seine Frau wird rangehen. Bei den Hillarys hat sie die Hosen an. Und dann sag, dass Du Bergsteiger bist und gerne eine neuseeländische Fünf-Dollar Note unterschrieben hättest!“ – das war eine klare Ansage, die Phill mir machte!

Sir Edmund Hillary
So sah das aus im Telefonbuch von Auckland – damals im Frühjahr 2006.

Jetzt wirklich? Den berühmtesten Neuseeländer aller Zeiten einfach so anrufen? Wegen eines Autogrammes auf der 5 Dollar Note (auf der Sir Edmund Hillary schon seit 1992 abgebildet ist)?

Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war als ich die Nummer auf dem Telefon wählte. Und tatsächlich – seine Frau ging ans Telefon. Ganz völlig selbstverständlich lud sie meine Freundin und mich ein, in ihr Haus in die 278a Remuera Road zu kommen. Ed würde da sein und sich auf uns freuen. Jetzt waren wir erst recht aufgeregt!

Zuhause bei den Hillarys

Schon wenige Tage nach dem Anruf war es soweit. Ich weiss noch gut, wie wir das Auto viel zu früh in der Nachbarschaft parkten. Und wir aufgeregt wir waren, als wir die Treppen zum Hauseingang hinunter gingen. June begrüßte uns wie alte Freunde, bot uns einen Tee an. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich wirklich über unseren Besuch freute. Und schließlich führte sie uns zu ihm, zu Sir Edmund Hillary, der an einem großen Tisch in einem Wohnzimmer schon auf uns wartete.

Ich weiß noch ganz genau, wie groß und stark mir seine Statur vorkam, trotz seiner damals fast 87 Jahre, die er auf dem Buckel hatte. Wir wechselten ein paar Worte, ich erzählte ihm kurz von meiner Heimat und den Höhlen der Schwäbischen Alb. Ich war so aufgeregt, dass ich meine Frage an ihn vergass; ich wollte doch wissen, warum er damals „nur“ diese Kodak Retina 118 auf dem Mount Everest dabei hatte. Und eben nicht eine viel modernere und damit vielleicht viel zuverlässigere Kamera?

Was heute das Selfie ist, war damals das Autogramm. Ich werde nie vergessen, wie er diese neuseeländische Fünf-Dollar Note unterschrieben hatte. In aller Bescheidenheit steht da heute noch „Ed Hillary“. Den Sir, den hatte er ganz bescheiden unterschlagen.

Keine Stunde nach der Begegnung mit Sir Edmund Hillary sind wir in die nächste Buchhandlung gefahren. Wir beide – meine Freundin und ich – wir haben uns jeder eine Biographie von ihm gekauft.

Keine zwei Jahre später ist Sir Edmund Hillary gestorben. „Der legendäre Bergsteiger, Abenteurer und Menschenfreund ist der bekannteste Neuseeländer, der je gelebt hat“, sagte die damalige neuseeländische Premierministerin Helen Clark zu seinem Tod.

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