Es ist schon einige Wochen her, dass mich Falk Frassa zu einem Podcast Interview eingeladen hat. Gemeinsam mit Michael Dahmen betreibt er Fotografie tut gut – ein Format, das sich nicht nur mit der Fotografie beschäftigt, sondern auch mit Haltung und Achtsamkeit. Also genau das richtige Umfeld, um über ein Thema zu sprechen, das mich und damit natürlich Euch Leser:innen schon lange begleitet: das Bloggen. Warum macht man das heute überhaupt noch, im Zeitalter von YouTube, ChatGPT, Reels und algorithmischem Dauerfeuer?
Also haben wir uns an einem Nachmittag im Mai einen Kaffee genommen und geschnackt. Wir haben uns überlegt, wie sich Blogs in einer Welt behaupten, die sich immer schneller dreht. Was bedeutet es heute eigentlich noch, zu bloggen? Wie verändert sich unsere Mediennutzung durch ChatGPT, Google Gemini und YouTube? Und warum fühlt sich ein gut geschriebener Blogpost manchmal an wie analoge Fotografie?
Etwa eineinhalb Stunden sprechen wir – ohne auch nur einmal eine Kameramarke zu nennen, geschweige denn über Technik zu plaudern. Und glaubt mir, die Gelegenheit hätten wir sicherlich gehabt, nicht zuletzt weil Falk inzwischen mit einer Leica SL2-S fotografiert. Nein, in unserem wahnsinnig angenehmen Gespräch ging es vor allem auch um unsere persönliche Perspektiven. Um das, was das Schreiben bedeuten kann und warum das Bloggen eine Form von digitaler Entschleunigung ist. Und weshalb wir glauben, dass gerade jetzt wieder Raum für solche Formate entsteht.
Vielleicht liegt darin auch der Reiz: In einer Welt, die Inhalte immer stärker fragmentiert, durch Algorithmen filtert und in 15-Sekunden-Häppchen portioniert, wirkt ein Blog fast wie ein digitaler Ort des Innehaltens. Mir fällt da der Soziologe Hartmut Rosa ein, der in diesem Zusammenhang von ‚Resonanzräumen‘ spricht. Also von der Idee, dass echte Verbindung nur dort entsteht, wo wir Zeit und Aufmerksamkeit investieren. Während KI-Tools Informationen strukturieren, Videos schnell konsumiert und weggewischt werden, bleibt das Bloggen eher eine Einladung zum bewussteren Lesen. Ein Blog ist kein Stream, ein Blog ist vielmehr wie ein Archiv; vielleicht sogar Handschrift und Haltung zugleich. Vielleicht ist das der Grund, warum manche Formate gerade jetzt wieder eine besondere Qualität entfalten: Sie machen nicht laut, sondern bleiben da.
Macht es doch wie wir es gemacht haben: Nehmt Euch doch das Lieblingsgetränk Euer Wahl! Und dann hört Falk und mir zu. Wenn Ihr mögt, hinterlasst mir gerne einen Kommentar.
Dir, lieber Falk, ganz herzlichen Dank für dieses wunderbare Gespräch und die Einladung in Euren Podcast!
=> Hier gehts direkt zur Folgenseite bei Fotografie tut gut.
Shownotes und Links zur Folge
Tools und Websites, wie man Blogs findet / „sammelt“
- Feedly: Eine Plattform/Apps, die RSS Feeds sammelt.
- Flipboard: Auch mit Flipboard kann man Inhalte „sammeln“. Grafisch sehr gelungen und ideal fürs Tablet.
- Bilderlinks.de: Das Verzeichnis von Michael Koopmann und seinen Mitstreitern vom Bilderabend mit Blogs und Fotoseiten.
- Metasights, die selbsternannte „neue Anlaufstelle für Fotoblogs – listet die neuesten Beiträge aus der deutschsprachigen Fotobloggerwelt.“ (als Ersatz für die eingestellte Photoshäre von Kwerfeldein)
Blogsysteme
- WordPress.com – Webbasiert und mit Full Service
- WordPress als Open Source Software für den eigenen Server
- WIX
- Squarespace
Besprochene (Fotografie-) Themen
- Groundhopping (Wikipedia)
- Altona 93 und Fotografie
- Fotografieren am Monte Pollino
- Amici di Napoli – hier auf dem Blog und auf Instagram
Genannte Blogs / Websites
- Blog von Peter Poete
- Fotobuch Ecke
- Stilpirat (Steffen Bötcher)
- Neunzehn72 (Patrick Ludolph)
- Und natürlich der neue Blog von Falk Frassa auf Fotografie tut gut
Genannte Podcasts
- Natürlich zu allererst: Fotografie tut gut
- Momente deiner Geschichte Podcast
- Fotobuch (Plauder) Ecke
Lieber Florian, und indirekt natürlich auch lieber Falk,
ich habe gerade unter einem Baum auf Kreta liegend den Podcast gehört und hatte fast Pipi in den Augen. Natürlich auch, weil ich da irgendwie indirekt „involviert“ bin. Es ist einfach so toll zu sehen, wie gut hier kleine Puzzleteile ineinandergreifen – und sich Kontakte, Communities, nette Menschen, etc. vernetzen und Dinge wunderbar zusammenpassen. Wirklich toll! Aber auch abseits des Persönlichen: Großartiges und sehr kurzweiliges Gespräch, auch inhaltlich-fachlich immer wieder interessant und generell natürlich auch sehr inspirierend. Nicht, dass ich bisher große Zweifel gehabt hätte, auch weiterhin mit dem Bloggen fortzufahren – auch ohne Millionen von Followern. Aber mich hat diese Episode nochmals sehr motiviert, das sogar noch mehr zu intensivieren. Besonders dieser Vernetzungs- und Metaplattformgedanke geht mir nicht aus dem Kopf.
Vielen Dank für das spannende Gespräch!
LG Peter
Lieber Peter, hab Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und wie schön, dass Dich unser Gespräch motiviert. Du bist ja quasi „schuld“ an diesem Interview; und natürlich denke ich immer gerne an unseren Napoli Nachmittag zurück und wie wir da gepuzzelt haben 🙂
Liebe Grüße nach Kreta und genieße die Zeit! Florian
Vielen Dank für die Podcast-Folge.
In diesen turbulenten Zeiten, in denen Tech-Milliardäre ihre Algorithmen nutzen, um Nutzer zu beeinflussen und damit Wahlen und ganze Länder zu beeinflussen, sollten wir uns Gedanken darüber machen, wie wir in diesen Netzwerken agieren. Der Umstieg auf kleinere Communities (wie den FTG Freundeskreis) oder sogar auf eigenständige Plattformen wie Blogs bietet halt viele Vorteile.
Grade für uns Fotobegeisterte kann dies viele Vorteile haben. Instagram mag zwar eine große Nutzerbasis haben, aber es ist nicht die ideale Plattform, um Fotografie zu konsumieren oder zu präsentieren. Bilder werden nur sekundenlang in Briefmarkengröße im Stream angezeigt, und wenn sie einen guten Eindruck in dieser kleinen Zeit hinterlassen, werden diese mit einem Like belohnt. Es ist sehr selten, dass jemand ein Bild genau betrachtet oder eine Bildbeschreibung liest.
Im Gegensatz dazu bieten Fotoblogs eine hochwertige Möglichkeit, Fotos zu präsentieren. Sie können bildschirmfüllend angezeigt und mit Texten und Geschichten umrahmt werden. Leider scheint es Fotoblogs ähnlich zu ergehen wie Fotobüchern. Sie führen ein Nischendasein und werden nur von einigen wenigen mit viel Aufwand und Leidenschaft erstellt und von einer kleinen Gruppe auch gelesen. Ich würde mich freuen, wenn sich dies wieder ändern würde. Deshalb hatte ich auch die Seite Bilderlinks.de ins Leben gerufen, um gute Blogs und Webseiten zu sammeln. Vielen Dank, dass ihr auf die Seite hingewiesen habt.
Übrigens, ich hatte vor einigen Wochen eine Folge im Podcast Weekly 52 zu diesem Thema aufgenommen. Sie wird demnächst als Folge #432 veröffentlicht.
Hi Michael, danke Dir für Deine ausführlichen Gedanken dazu. Und ich bin gespannt auf Deine Weekly 52 Folge, sag doch gerne nochmal Bescheid, wenn es soweit ist!
Ich denke auch, dass wir uns schon in der „Nach“-Instagram Zeit befinden, bisher hatten sich aber immer schon neue Medien/Kanäle gefunden, wenn sich ein vorheriges Medium dem Ende genähert hat. Dieses Mal scheint es anders zu sein. Es gibt keine „neue“ und „geeignete“ Plattform derzeit. Umso schöner, dass Ihr da mit Bilderlinks.de eine verbindende Plattform schafft.
Viele Grüße, Florian