Meine analogen Filme in der Entwicklung (Die Khrome Love Story #2)

Letzten Monat hatte ich davon erzählt, wie sich das Hamburger Fotogeschäft Khrome für mich zu einer festen Größe in Sachen Analogfotografie entwickelt hat. Nämlich als Anlaufstelle für Film, Beratung und einfach für den netten Schnack und die kleine Inspiration für Zwischendurch. Heute möchte ich Euch von den erweiterten Entwicklungsmöglichkeiten erzählen, schließlich wurde Anfang des Jahres das hauseigene Filmlabor weiter ausgebaut. Und mit ihm auch das Angebot.

Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen zwei neue Entwicklungspakete, die sich Khrome ausgedacht hat: Standard und Pro. Ich durfte meine Schwarz-Weiß-Filme von meiner Schneeschuhwanderung in Lappland einmal kostenlos im Standard-, einmal im Pro-Paket entwickeln lassen. Das gab mir die perfekte Gelegenheit für einen direkten Vergleich.

#Transparenz

Ihr habt es im letzten Khrome Artikel gelesen, ich bin seit Anfang an Kunde von Khrome und habe den großen Teil aller meiner Filme dort entwickeln lassen, als ganz normaler zahlender Kunde. Die Lappland-Bilder sind eine Ausnahme. Ich habe die Möglichkeit bekommen, mehrere Filme kostenfrei entwickeln zu lassen, mit dem Ziel, mir ein genaues Bild zu machen und Euch davon zu erzählen. Was nun folgt, basiert also auf dieser Gelegenheit, für die ich sehr dankbar bin. Unabhängig davon lest Ihr hier meine persönliche, ehrliche Einschätzung – und könntet dabei natürlich zu einem ganz anderen Urteil kommen.

Ehrlicherweise muss ich ergänzen: Ich habe unter extremen Bedingungen fotografiert – mit Temperaturen bis zu minus 35 Grad. Die Rokkor-Objektive meiner Minolta XD7 sind dabei mehrfach vereist, und vermutlich ist das der Grund, warum sich auf vielen Negativen milchige Schleier gezeigt haben.

Beim ersten Check dachte ich, die Belichtungsmessung der XD7 hätte versagt: Viele Bilder waren viel zu hell, aber gleichzeitig komplett ohne Kontrast. Zwar hatte ich (so wie ich das auch schon auf dem Monte Pollino mit der Minolta CLE gemacht hatte), den Ilford Delta 100 bewusst eine Stufe überbelichtet, doch das Ergebnis: viele viel zu überbelichtete Bilder, dazu noch ohne Zeichnung, ohne Tiefe. Nach Rücksprache mit dem Khrome-Team und meinen Schilderungen der vereisten Linsen deute ich das Ergebnis inzwischen klar auf die extremen Temperaturbedingungen. Die folgenden Einschätzungen beruhen daher – leider – nur auf einem kleinen Teil der Aufnahmen aus Lappland.

Die Khrome Entwicklungspakete

Was bei Khrome seit Anfang des Jahres „Standard“ heißt, ist die seit Jahren gewohnte Entwicklungs- und Scanqualität des Khrome Labs. Ihr gebt Eure Kleinbild- oder Mittelformatfilme also im Geschäft ab (oder sendet sie ein), ergänzt Push-/Pull-Optionen, wählt die Scan Größen (S 1000*1500px / M 2000*3000px / XL 4500*6800px) und das Dateiformat (JPG/TIFF). Binnen sieben Tage erhaltet Ihr die Dateien via WeTransfer Download, die Negative könnt Ihr binnen sechs Wochen bei Khrome abholen. Dieses Paket habe ich in den letzten Jahren x-mal beauftragt; seit Anfang des Jahres gibt es nun ein erweitertes Package, das die höchsten Ansprüche adressiert:

Pro“ richtet sich an alle, die das Maximum aus ihren Negativen holen möchten. Es beinhaltet eine ganze Reihe zusätzlicher Arbeitsschritte, insbesondere im Scan Prozess. Staub- und Flecken werden – soweit möglich – digital entfernt, Scans werden korrekt ausgerichtet, und bei Bedarf werden Belichtung und Kontrast behutsam angepasst. Und wenn explizit gewünscht, kann auch flacher gescannt werden, um in der Nachbearbeitung mehr Möglichkeiten zu haben.

Wer mit Farbfilm arbeitet, bekommt eine deutlich erweiterte Farbkorrektur. Dabei wird auf den jeweiligen Look Rücksicht genommen: Spezielle Emulsionen wie CineStill oder ORWO Color behalten ihre Eigenheiten, etwa den typischen Farbstich von CineStill durch die fehlende Remjet-Schicht .

Auch die Rahmenbedingungen sind auf professionelle Ansprüche ausgelegt: Die fertigen Scans werden innerhalb von zwei Werktagen per WeTransfer geliefert. Die Negative werden sauber geschnitten und in Printfile-Hüllen verpackt. Außerdem verlängert sich die Aufbewahrungsdauer der Negative im Labor von sechs Wochen auf sechs Monate.

Ein Blick auf die Scans

Ich zeige Euch nun ein paar Beispiele von Scans. Ich habe im Februar in Finnisch-Lappland die Schneewelten mit Ilford Delta 100 Filmen geschossen, ich wollte mich quasi selbst kopieren und mein Pollino Projekt fortsetzen. Die Motive zum Check sind also: verschneite Landschaften, tiefe Schatten im Wald, diffuse Himmelsflächen.

Die Filme wurden bei Khrome entwickelt und dann einmal im Standard Paket und einmal im Pro Paket gescannt. Beide Dateien findet Ihr im Folgenden im Vergleich, beiden liegt eine sehr gute Scanqualität (jeweils Paket XL) zugrunde. Das Augenmerk möchte ich eher auf den Unterschied zwischen Standard und Pro legen, da musst Du tatsächlich etwas genauer hinschauen. Fangen wir mal an mit einer Aufnahme einer verschneiten Tannenspitze:

Standard ScanPro Scan
Links: Standard Khrome Scan / Rechts Pro Khrome Scan

Bitte beachtet, dass durch die Uploads natürlich Details verloren gehen. Habt auch im Kopf, dass die verwendeten Objektive durchgehend schon 40 Jahre und älter sind und dass ich in der Polarkälte weder unter Studiobedingungen fotografiert habe, noch immer 110%ig akkurat die Schärfe getroffen habe.

Aber schon in der nicht vergrößerten Aufnahme siehst Du mit bloßem Auge die Korrekturen in der Pro Variante. Die Staubflecken sind alle entfernt und korrigiert. Ich stelle mir vor, wie diese Unterschiede wohl aussehen bei einem Negativ, das schon ein paar Jahre alt ist und dann noch einmal gescannt wird, der Unterschied ist wohl nochmal größer. Auf der anderen Seite haben die weißen Pünktchen auch irgendwie einen eigenen Charme.

Standard Scan
Dasselbe Bild extrem stark vergrößert. Links: Standard Khrome Scan / Rechts Pro Khrome Scan

In der extremen Vergrößerung derselben Aufnahme zeigen sich die Korrekturen noch deutlicher. Wenn Ihr den Schieber ganz nach rechts schiebt, dann seht Ihr, dass sogar ein Härchen entfernt wurde.

Ich habe Euch noch ein weiteres Beispiel mitgebracht- Schaut Euch folgendes Bild an und checkt einmal die Himmelsflächen. Ich muss zugeben, dieses Bild ist ein Beispiel, bei dem ich die Standard Variante der Pro Variante sogar vorziehe. Warum?

Standard ScanPro Scan
Links: Standard Khrome Scan / Rechts Pro Khrome Scan

Im Crop seht Ihr die Unterschiede viel besser. Zwar sind hier auf dem linken Bild der Pro Variante wieder die Staubflecken und kleine Härchen ausgebessert, aber dadurch hat das so schöne Korn auch etwas gelitten. Der Himmel ist dafür so etwas wie „entrauscht“ und weniger analog (lasst mich hier nochmal den Hinweis bringen, dass der Upload natürlich die Bilder komprimiert und dass wir diese Effekte nicht außer acht lassen dürfen).

Standard ScanPro Scan
Einmal mehr – dasselbe Bild extrem stark vergrößert.
Links: Standard Khrome Scan / Rechts Pro Khrome Scan

Es gibt bei Khrome also zwei exzellente Scan Varianten, die Ihr je nach Bedarf wählen könnt. Ich habe für meine Projekte in den letzten Monaten stets die Standardvariante gewählt und im Zweifelsfall kleine Staubkörnchen selbst entfernt. Aber ich kann mir auch die Provariante gut vorstellen, zum Beispiel bei Studioprojekten oder aber auch beim Rescan von älteren Bildern, die schon deutlich mehr Staub und Fusel angesammelt haben. Dass in der Provariante der Vorgang nochmal schneller geht, die Negative direkt schon verpackt werden für die Archivierung und dass die Negative bei Khrome auch deutlich länger gelagert werden können, das sind attraktive Zusatzleistungen.

Welches Paket ist für Dich das Richtige?

Die Frage ist letztlich: Wie weit willst du dich mit deinen Bildern auseinandersetzen? Wer einfach seine Filme entwickeln und scannen lassen möchte, ohne sich groß Gedanken zu machen, bekommt mit dem Standard-Paket ein zuverlässiges Ergebnis. Wer jedoch präziser arbeitet, weniger Nachbearbeitung und eventuell auch mehr Kontrolle möchte – oder einfach neugierig ist, was im Negativ alles steckt – sollte sich das Pro-Paket ruhig mal anschauen.

Für mich war es spannend zu sehen, wie unterschiedlich dasselbe Bild im Detail wirken kann – je nachdem, wie viel Aufmerksamkeit ihm im Labor geschenkt wird. Für mich persönlich ist die ungecleante Variante etwas analoger. Und das Schöne: Bei Khrome gibt’s beides. Ohne Dogma. Ohne Druck.

Wie geht’s weiter mit Khrome und mir?

Teil 3 meiner kleinen Khrome-Serie ist bereits in Planung. Dann nehme ich mir ein Lieblingsmotiv vor und lasse es bei Khrome Fine Art auf klassischem Fotopapier abziehen. Ich werde mir verschiedene Varianten anschauen und bin schon gespannt, wie sich das „Fine Art“-Ergebnis anfühlen wird, wenn der Sprung vom Negativ, über den Scan zum analogen und haptischen Bild geschafft ist.

Wenn Du die Fortsetzung nicht verpassen möchtest, abonniere gerne meinen Blog – am leichtesten geht es, wenn Du einfach einen Kommentar schreibst, da kannst Du ein Häkchen setzen und Dich per Mail informieren lassen. Oder Du tippst hier Deine Mail Adresse ein:

Bis dahin möchte ich Euch auf den neuen Blog von Khrome aufmerksam machen. Vielleicht ist es ja nur Zufall, aber pünktlich zum 100. Geburtstag der Kleinbildfotogarfie (bzw. der Leica 1) ging am 27. Juni der Khrome Fokus Blog online. Und ich glaube wir dürfen gespannt sein, was da noch für Beiträge folgen. Los gehts mit „Die Magie der analogen Filmentwicklung: Ein Blick hinter die Kulissen im Fotolabor„.

Und abschließend zeige ich Euch noch ein paar weitere Aufnahmen aus Finnisch-Lappland. Durchaus eine willkommende Abwechslung in diesen heißen Sommertagen…

4 Gedanken zu „Meine analogen Filme in der Entwicklung (Die Khrome Love Story #2)“

  1. Hallo Florian, vielen Dank für den Artikel. Ein vergleichbares Labor für analoge Fotografen im Rhein-Main-Gebiet ist „onfilmlab“ im Sandweg in Frankfurt-Bornheim.Die sind supernett und ich habe da gute Erfahrungen gemacht.Und die SW-Abüge auf Hahnemühl Papier geht schon fast in Richtung Barytpapierabzug. Ausserdem haben sie dort auch immer einige Objektive und KB- und Mittelformatkameras zum Verkauf.Nur so zur Info.
    Viele Grüße nach Hamburg
    Peter

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  2. Moin Florian.

    Nun bin ich zufällig über deinen Artikel und deine Seite gestolpert und muss sagen, toll! Werde die Tage mal etwas stöbern hier.

    Ich lasse meine Filme auch bei Khrome entwickeln, was ich immer mit einem Kurztrip nach Hamburg verbinde, denn ich komme aus Lübeck und dort gibt es nix mehr, wie in so vielen Städten.

    Zu deinem Artikel : ich finde es spannend, dass es anscheinend für dich normal ist, dass Staub und Fussel beim Standardprozess im Scan vorkommen. Ehrlich gesagt bin ich deswegen immer leicht genervt, denn hier wünsche ich mir mehr Sorgfalt von Khrome, auch ohne das Pro Paket. Bin ich da überempfindlich? Irgendwie gehört dies für mich zum normalen Grundverständnis bei solchen Dingen. Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit der Arbeit und ich liebe die neue Option des „Flachscan“. Damit ergeben sich deutlich mehr Möglichkeiten in der Bearbeitung.

    Genug des Gesabbels, dir weiterhin viel Spaß und vielleicht trifft man sich mal.

    Gruß Olav

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    • Herzlichen Dank Olav. Ich glaube gerade im SW Prozess ist es wirklich super schwierig, komplett fuselfrei zu sein, musst mal meinen Bericht lesen zu den verschiedenen Laboren, die ich getestet habe. Da habe ich auch schon sehr fuselige und staunkorn behaftete Scans gehabt…
      Solange sich das im Rahmen bleibt bin ich fein damit.
      Viele Grüße, Florian

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