Wir haben es schon wieder getan. Neapel zum fünften Mal. Anfang April waren wir vier Tage in Italiens drittgrößter Stadt, dieser Metropole, die es uns so angetan hat. Obwohl es schon das fünfte Mal war, fühlt es sich an wie ein Besuch, der alle vorherigen noch übertrifft. Street Photography in Napoli Reloaded – klingt nach Filmfortsetzung, nach schnellem Schnitt, neuen Protagonist:innen und vertrauter Kulisse. Und irgendwie war es auch genau so. Aber doch ganz anders als erwartet.
Ihr wisst es schon, seit unserem ersten Besuch im Frühjahr 2022 lässt uns diese Stadt nicht mehr los. Zu viele Geschichten, zu viele Bilder, zu viele Begegnungen. Schon beim allerersten Mal haben Frank und ich gespürt: Neapel ist kein Ort, den man abhakt – sondern einer, den man nach und nach versteht. Oder sich zumindest immer tiefer in ihn hineinziehen lässt. Und auch über unseren Besuch habe ich hier auf dem Blog geschrieben, inklusive einiger Gastro- und Locationempfehlungen. Wenn Du also nach Infos zu Neapel suchst, dann schau dort doch unbedingt mal vorbei!
Neue Szenen im Napoli-Film
Wir haben uns ja schon angewöhnt, immer mindestens ein Extraschmankerl in unsere Neapel-Aufenthalte einzubauen – etwa den Besuch eines Spiels der SSC Napoli oder auch mal einen Tagesausflug auf den Vesuv. Dieses Mal lag der Fokus auf einem zweitägigen Street-Photography-Workshop bei der neapolitanischen Fotografin Francesca Chiacchio. Außerdem hatte ich mich mit meinem Bloggerkollegen Peter Poete verabredet, und natürlich haben wir uns auf mehrere Abende im „Il Priscio“, unserer Stammbar, gefreut. Dort, wo Katja, Ludovica und Mel nicht nur die besten Drinks servieren, sondern längst Teil unseres kleinen Neapel-Kapitels geworden sind.

Die Film-Analogie habe ich übrigens auch deshalb gewählt, weil wir wieder kleine Sequenzen mitgefilmt haben – zum Beispiel, wie wir den Bewohner:innen Neapels gedruckte Bilder von unseren letzten Besuchen mitbringen. Wir wollten dieses Mal festhalten, was wir euch immer wieder erzählen: nämlich wie sehr sich die Menschen freuen, wie sie die Bilder ihren Freund:innen und Kund:innen zeigen, und wie manche ihre Fotos sogar in ihren Geschäften aufhängen. Eine kleine Auswahl davon findet ihr in der aktuellen Story Primavera 25 auf unserem Instagram Account (nicht vergessen auf „Folgen“ zu klicken!).
Blitzlichter und Begegnungen – der Workshop mit Francesca Chiacchio
Wir waren ziemlich gespannt. Denn die Arbeiten von Francesca Chiacchio kannten wir schon – und wussten: Sie gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Street-Fotograf:innen Neapels. Ihre Bilder haben einen ganz eigenen Look. Sie arbeitet fast immer mit Blitz – was ihren Fotos diesen unmittelbaren, teils surrealen Touch verleiht. Uns interessierte natürlich: Wie macht sie das? Wie lässt sich in der Street Photography mit Blitz arbeiten – in einer Stadt, die eh schon so lebendig und laut ist? Unauffällig fotografieren scheint da ja kaum möglich.
Organisiert wurde der Workshop von Spazio Tangram, einem kreativen Ort in Neapel, der regelmäßig fotografische Kurse für Studierende und Hobbyfotograf:innen anbietet. Am Freitagabend traf sich unsere Gruppe dort zum ersten Kennenlernen – und zu einer theoretischen Einführung: Motivaufbau, Arrangements, Lichtführung. Eine kurze Einheit Frontalunterricht, eine Inspiration für das, was da kommen sollte: zwei intensive Vormittage mit Francesca auf den Straßen Neapels.

Am Samstag und Sonntag trafen wir uns jeweils früh morgens und waren bis in den Nachmittag unterwegs. Frank und ich warfen immer wieder neugierige Blicke in Francescas Richtung, um zu beobachten, wie sie mit dem Blitz arbeitet. Und wisst ihr was? Sie blitzt einfach. Ohne großes Zögern, ohne sich groß um die Reaktionen der Menschen zu scheren. Ich will es anfangs kaum glauben – und mache es ihr einfach nach. Und tatsächlich: Die meisten Leute lassen sich davon überhaupt nicht stören.
Wir streifen durch die Altstadt, begegnen einer Hochzeitsgesellschaft vor dem Dom, fotografieren in Sanita, unserem Lieblingsstadtteil, und geraten am Sonntag in eine Prozession. Am Maradona-Denkmal treffen wir auf eine große Menschenmenge, am Wasser stolpern wir schließlich in einen Junggesellenabschied. Überall blitzen wir wie die Weltmeister – und hinterlassen hier und da natürlich auch einen Amici di Napoli-Aufkleber.

Francesca ist währenddessen immer ansprechbar. Sie inspiriert uns, gibt Tipps, beantwortet Fragen – mit einer Ruhe und Präsenz, die ansteckend ist. Unsere Gruppe besteht zum Großteil aus Italiener:innen, daneben sind noch zwei weitere internationale Teilnehmer:innen dabei – aus Serbien und Ungarn. Die Sprache? Kein Hindernis. Wir springen zwischen Englisch und Italienisch, doch irgendwie klappt immer alles. Ich bin wirklich gerührt, wie herzlich wir aufgenommen werden. „Tutto bene? Serve qualcosa da bere? Mangiate qualcosa!“ – ständig wird gefragt, ob es uns gut geht, ob wir etwas brauchen, ob alles passt.
Am Sonntagnachmittag ruft dann leider schon die Abreise – viel zu früh müssen Frank und ich den Workshop verlassen. Voller fotografenamore verabschieden wir uns. Und hoffen insgeheim, dass wir einige der anderen irgendwann mal wiedersehen. Vielleicht sogar in Hamburgo?
Was bleibt? Erst einmal wundervolle Erinnerungen an Francesca und die Teilnehmer:innen. Das war wirklich eine ganz besondere Runde und so wären wir gerne noch ein paar Tage geblieben. Aber es bleibt auch die neue Erfahrung mit der Blitzfotografie. Natürlich hatte ich einen enormen Ausschuss, den Blitzen auf der Straße will gelernt sein. Aber ich werde das bald mal wieder ausprobieren, vielleicht sogar hier in Hamburg? Mal sehen, erstmal zeige ich Euch eine Auswahl meiner Blitzaufnahmen aus Neapel:















Sprizz, Kameras und Bloggeschichten – unterwegs mit Peter Poete
Noch bevor unser Street-Photography-Workshop mit Francesca startete, hatte ich mich mit Peter Poete getroffen. Schon länger folgen wir uns gegenseitig, weil auch Peter zu fotografischen Themen bloggt. Dabei haben sich unsere Inhalte zeitweise fast schon auf unheimliche Weise geähnelt: Auch Peter fotografierte viele Jahre mit Fuji und ist schließlich bei Leica gelandet. Auch er war für längere Zeit fotografisch auf Auszeit unterwegs. Und wir beide sind in den letzten Jahren den South West Coast Path gewandert – und haben darüber gebloggt. Oder haben Modern Color von Fred Herzog vorgestellt. Das sind doch wirklich viele Parallelen, oder? – Und doch sind wir uns noch nie begegnet. Bis jetzt, in Neapel.
Im Januar schrieb Peter in einem Kommentar unter meinen letzten Neapel Artikel, dass er Anfang April in Napoli sein würde. Ich musste zweimal lesen – es war exakt der Zeitraum, in dem wir zum Workshop in der Stadt sein würden. Schnell war klar: Wir würden uns endlich mal persönlich kennenlernen.
Und so treffen wir uns zu dritt am Piazza del Plebiscito, spazieren Richtung Promenade – nicht ohne ein paar Bilder zu machen. Mit dem Aufzug fahren wir auf den Monte Echia und genießen das Panorama über den Golf von Neapel. Unser Ziel: ein Bistro an der Via Partenope mit Blick auf das Castel dell’Ovo. Bei Aperol Sprizz und Campari Orange („Garibaldi“) plaudern wir über Neapel, über unsere Blogs, Kameras und natürlich über das Reisen.

Peter ist ein aufmerksamer Beobachter – einer, der lieber einmal mehr nachfragt als vorschnell urteilt. Wir sprechen über Strategien beim Bloggen, über Fotografie als Ausdrucksform und darüber, wie sehr Neapel einen eigenen fotografischen Rhythmus hat. Die Zeit vergeht wie im Flug – und wir sind uns einig: Wir werden uns wiedersehen. Ob in Bonn, Hamburg oder wieder in Napoli.
Ein paar Tage später veröffentlicht Peter auf seinem Blog einen ausführlichen Bericht zu Neapel. Schaut unbedingt mal rein, lest den bewegenden Text und genießt seine eindrucksvollen Aufnahmen! Und dir, lieber Peter – mille grazie für diesen wunderbaren Nachmittag!
Wie es sich anfühlt, im Film ein Prinz zu sein
Wenn ihr unserer Neapel-Faszination etwas abgewinnen könnt, dann solltet ihr jetzt ins Kino gehen. Parthenope, der neue Film von Paolo Sorrentino, ist eine visuelle Liebeserklärung an diese Stadt – melancholisch, sinnlich, voller Licht, Meer und Melancholie. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die in den 1950er Jahren in Neapel geboren wird, und begleitet sie durch ein Leben zwischen Freiheitssuche, Heimatliebe und den vielen Gesichtern der Stadt. Ein Film wie ein Traum – manchmal schwer greifbar, aber wunderschön in seiner Konsequenz.

Aber ich möchte die Filmanalogie auch noch einmal für unseren letzten Aufenthalt aufnehmen. Wäre Neapel nämlich ein Film, dann wäre im Drehbuch das Il Priscio unsere Stammkneipe. Und Katja, Ludovica und Mel? Die drei hätten ganz klar die Hauptrollen – so, wie sie diesen Ort mit Leben, Herzlichkeit und Stil füllen. Es ist diese besondere Atmosphäre, die uns jedes Mal aufs Neue anzieht. Denn das Il Priscio ist längst mehr als nur eine Bar – es ist unser neapolitanisches Wohnzimmer. Ein sicherer Hafen in dieser lauten, lebendigen und manchmal überfordernden Stadt. Mit der herzlichsten Begrüßung, intensiven Gesprächen, einem „Com’è andata la giornata?“ oder einem „Sedetevi, vi preparo qualcosa di buono“.
Ganz ohne falsche Bescheidenheit: In diesem Film wären Frank und ich keine Statisten mehr. Wir wären wohl eher so etwas wie wiederkehrende Nebenfiguren mit festen Lieblingsdrinks. Oder, sagen wir’s wie es ist: Wir fühlen uns hier ein bisschen wie die Prinzen. In der einen Hand die Kamera, in der anderen einen Sanbittèr, oder zur späten Stunde auch mal einen Negroni Sbagliato.
Und weil wir diese Abende so sehr schätzen, nehmen wir auch nie nur Erinnerungen mit nach Hause. Nein, auch beim beim nächsten Mal bringen wir wieder etwas zurück. Gedruckte Fotos. Für Katja, Ludovica und Mel. Und natürlich auch für die vielen anderen wunderbaren Neapolitaner:innen.
Auch wenn dieser Film jetzt seinen Abspann erreicht – viel zu früh, wie immer – eines ist sicher: To be continued…
—
Bilder von unseren Neapel Aufenthalten findet Ihr auf unserem Instagram Kanal. Dort werden wir auch die Aufnahmen unserer jüngsten Reise posten.
Links zu Napoli
- Mein Neapel Bericht von der ersten Reise (2022)
- Mein Neapel Bericht von der vierten Reise mit Tipps zu Napoli (2024)
- Projektseite „Natura morta a Napoli“
- Website Francesca / Instagram Francesca / Podcast Interview bei Street Life mit Francesca
- Website Spazio Tangram
- Website Peter / Instagram Peter
- Instagram Il Priscio
Moin Florian,
ich habe jetzt jeden Tag geschaut, obwohl ich eh eine Mail bekommen hätte. Aber da isser nun, der Artikel. Das fünfte Mal Napoli ist schon eine Ansage. Ich vermute mal, das schaffe ich nicht so schnell. Nicht, weil mir Neapel nicht gefällt, ganz im Gegenteil. Ich teile Deine Vorliebe für die Stadt und vor allem für die Leute. Nur habe ich irgendwie noch so viele andere Sachen auf dem Zettel.
Toll, dass euch der Workshop so gefallen hat… und klasse Bilder. Ich habe seit ca. einem 3/4 Jahr einen kleinen Blitz in der Schublade hier liegen. Diesen wollte ich auch in der Art einsetzen – vielleicht nicht auf der Straße, aber mindestens im Freundeskreis. Einmal geschafft bisher… jetzt bin ich wieder etwas mehr motiviert.
Und vielen Dank für die Verlinkung und natürlich für die super netten Worte! Bis zum nächsten Mal, wo auch immer… Du hast ja noch ein paar Getränke gut bei mir! 😉
Frohe Restostern
Peter
Vielen Dank Peter! So machen wir das, freue mich schon darauf!
Viele Grüße
Florian
Deine Artikel machen Lust auf Napoli. Ich muss da auch unbedingt mal hin. Blitzen würde ich mich aber nicht trauen, Respekt!
Viele Grüße, Kai
Lieben Dank Kai. Und nehme auf jeden Fall einen Blitz mit! 📸
Ich bin immer wieder voller Vorfreude, wenn ein neuer Artikel auf deinem Blog erscheint. Vielen Dank dafür!
Das Foto der drei Jungs, wie sie in ihren Boxershorts in Richtung Meer laufen, ist mein Favorit. 🙂
Vielen Dank, Konrad. Das freut mich sehr, Dein Feedback! Viele Grüße!
Hallo Florian. So schön wie du über Neapel schreibst, müsste das Tourismusbüro der Stadt dich auf viele Negroni einladen, das ist sehr wertschätzend und beste Werbung für die Stadt. Habe ich mal wieder sehr gerne gelesen. Liebe Grüße Maike
Danke Maike, ich schreibe die Stadtverwaltung mal an 😅 🩵🩵🩵