Grüner Ring Hamburg – mit dem Fahrrad einmal um die Hansestadt

Grüner Ring Hamburg – was ist das?

In vielen deutschen Großstädten gibt es einen „Grünen Ring“; also naturnahe Routen, die um die jeweiligen Ballungszentren führen. In Hamburg gibt es genau genommen davon sogar Zwei. Nämlich eine innere Variante (auch „Erster Ring“ genannt), die einmal um die Innenstadt, im wesentlichen der alten Stadtbefestigung folgend, verläuft. Eine schöne Runde, die an einem Nachmittag gelaufen werden kann. Und in Teilstrecken auch von den meisten Hamburger:innen schon begangen wurde.

Der Grüne Ring Hamburg: So nah am Michel ist man selten. Aufgenommen von der Elbinsel Kaltehofe.
Der Grüne Ring Hamburg: So nah am Michel ist man selten. Aufgenommen von der Elbinsel Kaltehofe (etwa sechs Kilometer Luftlinie).

Relativ unbekannt ist der „äußere“ Grüne Ring – zuweilen auch „zweiter Ring“ genannt. Auf über hundert Kilometern kannst Du auf dieser Route ganz Hamburg umrunden. Vorgesehen ist das als Wanderroute in acht Etappen. Mit dem Fahrrad geht das entsprechend schneller, ich habe den Grünen Ring für mich in zwei Etappen aufgeteilt.

Der Grüne Ring mit dem Fahrrad

Mit seinen genau 105 Kilometern ist der Grüne Ring Hamburg keine allzu lange Tour, wenngleich die reine Kilometeranzahl vermuten lässt, dass die Tour auch an einem Tag zu schaffen sein könnte. Schließlich sind um die Hansestadt herum auch kaum Steigungen zu erwarten. In die Kalkulation aufnehmen sollte man jedoch folgende drei Faktoren:

  • Die Streckenführung ist nur mäßig gut ausgeschildert ist. Daher könnte es sein, dass Du dich immer wieder verfährst – und das kostet Zeit.
  • Auch wenn es über weite Strecken durch die Natur geht, so ist und bleibt die Route eine Stadtroute. Du wartest also an Fußgängerampeln und Überwegen. Und schließlich musst Du zwischen Finkenwerder und der anderen Elbseite auch auf die Fähre warten.
  • Der Gegenwind. Auf einer Rundroute wird er Dich mehrmals erwischen. Und der kostet Kraft und Zeit.
Am Bramfelder See.
Am Bramfelder See.

Die 105 Kilometer habe ich in zwei Etappen aufgeteilt, einmal 42, einmal 63 Kilometer und dafür am ersten Tag viereinhalb und am zweiten Tag sechseinhalb Stunden benötigt, mit ausreichenden Pausen. Meine Empfehlung sind zwei oder sogar drei Tage. Passende Einstiege gibt es ausreichend, da mehrere S und U Bahnhöfe passiert werden. Unter anderem sind dies S/U Ohlsdorf, U Trabrennbahn, S Mittlerer Landweg, S/U Elbbrücken, S Veddel, S Hamburg-Harburg, S Klein-Flottbek und S Stellingen.

Folge immer der Freizeitroute 11 - sofern die Wegweiser vorhanden sind (hier im Ohlsdorfer Friedhof).
Folge immer der Freizeitroute 11 – sofern die Wegweiser vorhanden sind (hier im Ohlsdorfer Friedhof).

Egal wo Du einsteigst, Du folgst immer der Freizeitroute 11. Und wie schon erwähnt, ist diese nur mäßig gut ausgeschildert. Hin und wieder ist sie da und hin und wieder fehlt sie. Daher solltest Du auf jeden Fall auf Deinem Mobiltelefon „mitnavigieren“. Die App Komoot bietet mehrere Varianten der Route an (zum Beispiel hier), man muss nur wissen, dass die Navigation nicht der Route folgt, sondern immer nur den Highlights – also einzelnen Wegepunkten – auf der Route. Aber so hat man die Möglichkeit, immer leicht auf die Route zurück zu kommen. Versierte Anwender können den genauen Track als KML oder GPX Datei hier herunterladen.

Ich habe in Poppenbüttel, in der Nähe des Flughafens begonnen und bin am ersten Tag über den Ohlsdorfer Friedhof, vorbei am Öjendorfer See und den Boberger Dünen bis zur S Bahn Station Elbbrücken gefahren, habe also den östlichen Teil zu erst gemacht. Den „westlichen Teil“ bin ich dann am zweiten Tag gefahren, von den Elbbrücken über Harburg, Finkenwerder und Stellingen nach Poppenbüttel.

Grüner Ring Hamburg / Etappe 1

Meinen Einstieg wähle ich ganz pragmatisch, möglichst Nahe an meiner Wohnung in Eppendorf. Und so beginne ich an der Kreuzung Ebenkamp / Borsteler Chaussee, direkt am alten „Automatenladen“ und nehme mir fest vor, hier nach Abschluss der Rundtour auch an ein Abschlussfoto zu machen. Quer durchs Wohngebiet, entlang am Flughafengelände folge ich der Route Richtung Ohlsdorf. Der Grüne Ring gilt ja als Wanderweg quer durch die Natur von Hamburg, davon merke ich hier aber gar nichts. Nach 105 Kilometern werde ich aber festhalten können, dass ausgerechnet meine ersten zehn Kilometer auch die Städtischsten sind. Eigentlich eine gute Variante, wenn der am wenigsten attraktive Teil gleich am Anfang kommt (Update: Inzwischen habe ich verstanden, dass ich am Anfang tatsächlich den falschen Weg gefahren bin. Wenn Du nämlich NICHT am Flughafen, sondern am Alsterlauf entlang radelst, dann hast Du alles richtig gemacht!).

Die daran anschließenden Abschnitte sind hingegen schon die ersten Filetstücke: Es geht ein Stück durch die Parkanlage des Ohlsdorfer Friedhofs (Kilometer 5) und schließlich am Bramfelder See (Kilometer 8) vorbei. Auch die weitere Tour durch den Osten Hamburgs ist überraschend grün. An diesem Montag Vormittag ist ausgesprochen wenig los in den Randbezirken von Hamburg. 

Auch ein Teil des Grünen Rings: Der Hamburger Osten.
Auch ein Teil des Grünen Rings: Der Hamburger Osten.

Bei Kilometer 21 erreiche ich den Öjendorfer See, eine der größten Wasserflächen von Hamburg, die nicht direkt mit der Alster oder der Elbe in Verbindung stehen. Es hält der Frühling Einzug, doch es ist eisig kalt und ich bin froh, dass ich Handschuhe und Mütze trage und mehrere Schichten anhabe. Auch wenn es „nur“ städtisches Fahrradfahren ist, man kühlt doch schnell aus.

Hier findet im Sommer das Wutzrock Festival statt: Der Eichbaumsee.
Hier findet im Sommer das Wutzrock Festival statt: Der Eichbaumsee.

Die Highlights der ersten Etappe sind aber zweifelsfrei die Boberger Dünen (Kilometer 27) und der Eichbaumsee mit der Dove Elbe (Kilometer 33). An beiden Spots verweile ich jeweils ein paar Minuten und bin immer wieder erstaunt über die Vielfalt der südöstlichen Naturlandschaft von Hamburg. Von hier aus würde man nun eigentlich auf die Elbinsel Wilhelmsburg weiterfahren, läge dazwischen nicht die Norderelbe. Und so führt die Route 11 entlang der Elbe nach Nordwesten bis zu den Elbbrücken, der ersten Möglichkeit, den Strom zu queren. Hier verlasse ich nach 42 Kilometern den Grünen Ring Hamburg und fahre zurück nach Eppendorf.

Grüner Ring Hamburg / Etappe 2

Mein zweiter Tag beginnt damit, über die Norderelbe zu radeln und auf der Elbinsel Wilhelmsburg bei der Windmühle Johanna meinen ersten Stop einzulegen. Von dort geht es weiter zum Naturschutzgebiet Heuckenlock (Kilometer 52). Parallel zur Autobahn A1 überquere ich schließlich auch die Süderelbe um im Herzen Harburgs im wilden Süden der Hansestadt weiterzuradeln. Das ist der Abschnitt des Grünen Rings, der den meisten Hamburger:innen vermutlich am wenigsten bekannt ist.

Auch ich staune über die Weiten des Neuländer Sees  (Kilometer 57) und des Außenmühlenteichs (Kilometer 62). Von hier ab geht es das erste Mal steil bergauf, die Ausläufer der Hamburger Berge überraschen norddeutsche Radlerwaden. Irgendwo zwischen Eissendorf und Heimfeld erreiche ich bei Kilometer 66 die schwindelerregende Höhe von 57 Metern über dem Meeresspiegel. Die rasante Talfahrt durch den Meyers Park kann folglich im entferntesten an einen Downhill Ride erinnern. Jedenfalls ist dieses Waldstück zweifelsfrei das bisherige Highlight der heutigen Etappe. 

Waldig und Bergig: Im Meyers Park.
Waldig und Bergig: Im Meyers Park.

Über Felder führt die Route äußerst entspannt in die Ausläufer des Alten Landes. Bei Kilometer 75 schlängelt sich der Grüne Ring Hamburg reizvoll über einen Deich bis ich schließlich Finkenwerder (Kilometer 81) erreiche. Via Elbfähre 64 sieht der Streckenverlauf nun das Übersetzen nach Teufelsbrück vor, ich jedoch entscheide mich für die Elbfähre 62 nach Övelgönne, um dann das schönste Stück Hamburg mitzunehmen, nämlich den Elbstrand, vorbei am Alten Schweden nach Teufelsbrück (Kilometer 88). 

Das wohl schönste Stück Hamburg: Zwischen Övelgönne und Teufelsbrück.
Das wohl schönste Stück Hamburg: Zwischen Övelgönne und Teufelsbrück.

Über den Jenisch Park, das Quellental, vorbei am Bahnhof Klein Flottbek passiere ich den westlichsten Teil der Route, die schließlich durch Hamburgs größten Park, den Volkspark (Kilometer 94) führt. Und diese Strecke könnte so schön sein, würde man nicht direkt am Stadion des Zweitligisten vorbei kommen und die blau-weiße Streckenführung bis zum S Bahnhof Stellingen in Kauf nehmen müssen, die auch die trauernden Fans nach den vielen Enttäuschungen ihres Vereins erstaunlicherweise immer noch gehen.  

Im Jenischpark.
Im Jenischpark.

Bei Kilometer 101 erreiche ich ein letztes Highlight des Grünen Rings, das Niendorfer Gehege. Mir fällt es schwer, die mir so vertraute Anlage zu genießen, denn zu oft habe ich mich bis hierher verfahren und zu viel Kraft hat mich die Tour bisher gekostet, das muss ich mir selber eingestehen. Und so freue ich mich spätestens hier, dass ich es nicht mehr weit habe. Noch kurz an der Landebahn des Flughafens vorbei, die letzten Schrebergärten (und im Laufe der Tour wird einem erst klar, wieviele Schrebergärten es in Hamburg überhaupt gibt) passiert und schon bin ich wieder an der Ausgangsposition. Dem Automatenladen an der Kreuzung Ebenkamp / Borsteler Chaussee. Ich mache mein Abschlussbild, bin stolz und radele schließlich heim. 

Geschafft! Der Start- und Endpunkt am "Automatenladen"
Geschafft! Der Start- und Endpunkt am „Automatenladen“

105 Kilometer Hamburg liegen hinter mir. Es war abwechslungsreich, ich habe erstaunlich viel Natur erlebt und einiges an Sitzfleisch dazugewonnen. Eine Tour, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. 

Die Tour als Relive Track:

Relive macht einfach unglaublich gute Visualisierungen von den eigenen GPX Tracks und den eigenen Fotos.

Links:

Und noch ein paar Bilder – in der chronologischen Reihenfolge meiner Tour im Uhrzeigersinn:

6 Gedanken zu „Grüner Ring Hamburg – mit dem Fahrrad einmal um die Hansestadt“

  1. Hallo Florian.
    Ich bin bei der Recherche nach dem „R11 per Rad“ auf deinen, ziemlich aktuellen, Bericht gestoßen. Ganz wunderbar zu lesen und beschrieben. Vielen Dank. Umso mehr freue ich mich – auch durch die schönen Fotos – diesen vielleicht nächste Woche mal zu starten. Meine Frage, da Orientierung alles andere als meine Stärke ist: ich kenne Komoot nicht und verlasse mich oft auf „Mitfahrer“🙈. Erinnerst du viele Punkte oder ein Gefühl, sich in der Walachai befunden zu haben oder ist das wirklich zu „packen“, wenn ich mich mit der App hoffentlich noch vertraut mache?
    Danke für eine kurze Antwort!!

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    • Hallo Pamela, vielen Dank für Deinen Kommentar. Also ich muss sagen, es gab schon einige Kreuzungen, an denen ich den richtigen Weg verpasst hätte ohne App. Ich denke immer, dass ich mich ziemlich gut otientieren kann. Aber manchmal hat das Schild entweder gefehlt oder es war unauffällig. Ich denke man sollte schon eine Hilfe dabei haben, entweder eine App oder eben eine der Fahrradkarten zum Weg 11.
      Viele Grüße und viel Spaß 🙂

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  2. Vielen Dank für den Bericht und insbesondere die schönen Bilder. Wir sind die Runde heute bei schönem Frühlingswetter in einem „Rutsch“ gefahren und ich muss heftig widersprechen: wir fanden die Beschilderung bis auf ganz wenige Ausnahmen ganz hervorragend und sind ohne jede Handykarte sehr gut zurecht gekommen. Ganz, ganz tolle Tour, die ich jeden und jeder nur sehr ans Herz legen möchte! Und vielen Dank dafür, dass es diese Tour gibt und an all die fleißigen Hände, die Hunderte von grünen Pfeilen verteilt haben. Viele Grüße!

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    • Hallo Michael. Das ist prima zu hören. Dann ist die Beschilderung wirklich besser geworden (oder ich war einfach zu doof – kann natürlich auch sein 😉 ). Viele Grüße und Glückwunsch dass Ihr es in einem Rutsch geschafft habt!

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  3. Moin Florian,
    nun hab ich mit meinem Bruder auch den Grünen Ring befahren. Es waren zwei wunderbare Touren bei traumhaftem Wetter gestern und vor zwei Wochen. Wir trafen uns, da kommend aus Reinbek und Ahrensburg, an S-Bahn Mittlerer Landweg, ein guter Ausgangspunkt für beide Touren. Die erste Fahrt im Süden bis Klein Flottbek und mit der S-Bahn nach Hause. Die zweite Tour in Klein Flottbek beginnend. Man glaubt ja gar nicht, dass man in einer Großstadt ist. Nur Wiesen, Wald, Kleingärten (unzählig viele auf der Nordroute), ab und an mal Straßen. Ja unsere Stadt ist wirklich schön grün.
    Mit der Beschilderung ist es noch nicht ganz so vollkommen. Oftmals reichlich und gut zu sehen an Lichtmasten, Ampel oder Papierkörben. Aber manchmal eben auch schlecht zu sehen und erst sehr spät oder auch vielleicht gar nicht da. Und an solchen Stellen muss man sehr gut aufpassen und andere Hilfsmittel benutzen. Sonst verliert man den „Faden“ und irrt hilflos herum.
    Wir haben die Tour nicht gemacht um möglichst schnell am Ziel zu sein, sondern sie in allen Zügen genossen. Alles rechts und links vom Weg auch begutachtet. So eben auch den ganzen Tag dafür gebraucht. Es war wunderschön. Ich kann die Tour jedem sehr empfehlen.
    Freundliche Grüße Franziska

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    • Hi Franziska, vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine ausführliche Beschreibung Deiner Erfahrungen. Meine Tour ist ja schon eineinhalb Jahre her, aber gut zu wissen, dass die Beschilderung noch immer nicht ideal ist.
      Beim jetzigen Wetter ist die Route ideal – und ich bin derselben Meinung, man kann das gut auf zwei Etappen aufteilen und sich dann richtig schön Zeit lassen! Viele Grüße, Florian

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