Filmentwicklung in der Dunkelkammer

Fast drei Tage habe ich in der Dunkelkammer verbracht und von morgens bis abends gearbeitet. Ich war so richtig im Flow: Negative ausgesucht, im Vergrößerer ausgerichtet, Probestreifen belichtet, entwickelt, gewässert; Fotopapier gezückt, erneut belichtet, entwickelt, gewässert und schließlich getrocknet. Ich war fix und fertig, aber auch echt happy. Wovon ich rede?

Ich habe an einer Fortbildung beim Photo+Medienforum in Kiel teilgenommen. Nennt es Workshop, nennt es Bildungsurlaub. Drei Tag lang habe ich die Grundlagen der Schwarz-Weiss Entwicklung in der Dunkelkammer kennengelernt, bei den hervorragenden Dozenten Peggy Stahnke und Henning Arndt. Nach einer kurzen theoretischen Einführung gehen wir aber erstmal raus und fotografieren. Das Wetter ist so mittelmäßig und Kiel will an diesem Vormittag auch nicht so wahnsinnig viel hergeben. Gut, dass ich Negative aus meinem Fundus mitgebracht habe, nämlich zwei Filme von der Schneeschuhwanderung am süditalienischen Monte Pollino (2022).

Filmentwicklung in der Dunkelkammer (Photo+Medienforum Kiel)
Die Kontaktabzüge im Wasserbad

Den verknipsten Kiel Film entwicklen wir am Nachmittag und begeben uns dann ab in die Dunkelkammer. Wir sind vier Teilnehmer und haben ausreichend Platz (und Papier) zum Arbeiten. Peggy und Henning sind immer für unsere Fragen da und geduldig, wenn wir doch mal wieder etwas verkehrt gemacht haben. Denn wir lernen, dass wir extrem präzise arbeiten müssen und uns sowohl bei den Belichtungszeiten als auch bei den Milliliterangaben für die Flüssigkeiten keine Kulanzen erlauben dürfen. Wir alle haben schon einmal in der Dunkelkammer gestanden, aber es ist einfach schon viel zu lange her – in meinem Fall war es noch zu Schulzeiten in der Foto AG.

Filmentwicklung in der Dunkelkammer (Photo+Medienforum Kiel)
Ein Pollino Bild wird belichtet.

Auch von meinen Pollino Negativen mache ich Kontaktabzüge und beginne dann, einzelne Negative zu vergrößern. Erst auf normalem Fotopapier, am dritten Tag schließlich auf Barytpapier. Es macht wahnsinnig viel Spaß und die Zeit vergeht wie im Fluge. Und das obwohl es so entschleunigend ist, schließlich muss ich ständig warten. Auf die Belichtung, auf die Entwicklung, hier Warten, da Warten. Und der Prozess ist wahnsinnig mühsam. So sehr, dass ich nicht ernsthaft den Gedanken verfolge, zuhause eine eigene Dunkelkammer einzurichten.

Filmentwicklung in der Dunkelkammer (Photo+Medienforum Kiel)
Ein anderes Pollino Bild in einem von vier Becken (Entwicklen, Stoppen, Fixieren, Wässern)

Die erneute Beschäftigung mit den Pollino Bildern macht aber auch etwas mit mir. Es ist nur wenig mehr als zwei Jahre her, dass wir fünf Tage lang im Schnee biwakiert und die Panzerkiefern bewundert und fotografiert hatten. Seitdem sind die Bilder wie auch die ganze Tour irgendwie gereift. Ich erkenne in den Abzügen die Kraft dieser Reise, wie auch die Faszination der außergewöhnlichen Schneelandschaft, verewigt auf analogem Schwarz-Weiß Material. Ich glaube, ich muss da nochmal ran…


Monte Pollino Bildband


Update April 2024: Ich bin nochmal dran gegangen … 😉 Ich habe meine Negative noch einmal in bester Auflösung scannen lassen. Daraus ist der Bildband „Pollino“ entstanden. Gedruckt auf extrem hochwertigen, matt gestrichenen Magno Volume Papier, 150mg (Hardcover 19,4 x 29,1 cm, 44 Aufnahmen auf 64 Seiten. Mit weißer Fadenbindung und schwarzem Kapitalband. Schiefergraues Vorsatzpapier. Der begleitende Text ist auf Deutsch und auf Englisch. Klicke hier für mehr Informationen.


Nach drei Tagen haben wir viele Abzüge in der Tasche, aber auch ein Abschlusszertifikat. Wir haben viel gelernt, von der Negativentwicklung, über die Kontaktabzüge, die Positivverarbeitung, das Abwedeln und die Nachbelichtung. Und wir haben Spaß gehabt, dank toller Dozenten und einer wunderbaren Lernumgebung.

Filmentwicklung in der Dunkelkammer (Photo+Medienforum Kiel)
Und so sieht das am Schluß aus.

Das Photo+Medienforum Kiel

Schaut Euch unbedingt einmal die Kurse an, die jede:r Interessiert:e belegen kann. Da gibt es noch viel mehr als die Entwicklung in der Dunkelkammer. Der Clou: Mit angeschlossen ist eine Art Wohnheim, ich habe dort also auch gegessen, getrunken und geschlafen. Die Angebote des Photo+Medienforums sind auch daher eine echte Besonderheit.

Unter bestimmten Umständen (abhängig unter anderem vom Bundesland) ist die Fortbildung sogar bei Eurem Arbeitgeber als Bildungsurlaub anerkannt. Und Urlaub war es wirklich, weil mich die Arbeit in der Dunkelkammer mal so richtig aus dem Alltag herausholen konnte!

Mein großer Dank geht an Peggy und Henning nach Kiel. Aber auch an das ganze Team, insbesondere an das Catering und die wunderbare Küche. Ich komme wieder 🙂

Ein paar bewegte Bilder gibt es auch in diesem Einmüter auf YouTube:

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