Landschaftsfotografie: Mein Post Processing Workflow mit Adobe Lightroom und der Nik Collection

Hin und wieder werde ich danach gefragt, wie ich denn meine Bilder bearbeite und wie ich zu meinem „Look“ komme. Etwas mehr Aufwand betreibe ich tatsächlich für Landschaftsaufnahmen, darunter verstehe ich sowohl Naturlandschaften als auch „Städtelandschaften“. Ich zeige Dir, wie ich mit Adobe Lightroom arbeite und einen letzten Feinschliff mit der Nik Collection vornehme. Sofern Du eine Kamera aus der Fuji X Serie mit X-Trans Sensor benutzt, sollte das 1:1 nachbearbeitbar sein. Mit anderen Kameras funktioniert das auch, allerdings etwas eingeschränkt.

Als Beispielaufnahme habe ich mich für ein Bild von meinem letzten Aufenthalt auf Madeira entschieden. Es handelt sich um eine Langzeitbelichtung während der Blauen Stunde an der Südküste von Madeira bei Ponta del Sol (mehr dazu hier).

Aufgenommen ist das Bild mit der Fuji X-T3 und dem XF 10-24mm, bei 10mm auf APS-C (ca. 15mm auf Kleinbild). Ich habe vom Stativ aus 4,5 Sekunden belichtet bei ISO 1250 und Blende f10 (natürlich hätte ich die Blende weiter öffnen und/oder die ISO niedriger einstellen können, aber die Fujis sind da glücklicherweise sehr gnädig). Zusätzlich sind Verlaufsfilter und Polfilter von Haida zum Einsatz gekommen.

Die noch unbearbeitete Datei als RAW. ISO 1250, 4,5 sek. f10, Fuji X-T3 mit XF 10-14mm + Verlaufsfilter und Polfilter
Die noch unbearbeitete Datei als RAW. ISO 1250, 4,5 sek. f10, Fuji X-T3 mit XF 10-14mm + Verlaufsfilter und Polfilter (Brennweite APS-C 10mm).

Die Grundeinstellungen in Lightroom

Erster Schritt ist der Import der RAWs in Adobe Lightroom. Hier beginne ich bei den Objektivkorrekturen (Chromatische Abberation entfernen und Profilkorrekturen aktivieren via integriertem Objektivprofil).

Wichtig ist mir dann, den Horizont gerade zu stellen. Wie so vielen Fotograf:innen geht es auch mir so, dass ich geradezu empfindlich darauf reagiere, wenn meine Bilder einen schiefen Horizont aufweisen, gerade bei Bildern am Meer droht dann, das Wasser auf der einen Seite aus dem Bild herauszulaufen. Im Fall des Beispielbildes ist hier nur eine minimale Anpassung notwendig.

Warum ich so gerne mit dem Fuji X System fotografiere? Unter anderem auch wegen den so hochgelobten Filmsiluationen. Fuji hat die alten Filme wie Velvia, Provia oder Acros digital neu aufgelegt, wobei direkt in der Kamera die Einstellung vorgenommen werden kann oder – wenn Du im RAW Format fotografierst – auch anschließend in Lightroom. Habe ich in meiner Anfangszeit meine Bilder hauptsächlich auf Basis von Provia bearbeitet, so nutze ich inzwischen fast ausschließlich die Einstellung Classic Chrome, eine Hommage an den legendären Kodakchrome-Film.

In Adobe Lightroom lassen sich die Fuji Simulationen auch nachträglich definieren (bei RAW Format). Ich wähle ich Classic Chrome.
In Adobe Lightroom lassen sich die Fuji Simulationen auch nachträglich definieren (bei RAW Format). Ich wähle Classic Chrome.

Nun geht es ans Herzstück, nämlich an die Regler im Bereich Grundeinstellungen. Die Einstellungen des Weißabgleichs, Temperatur und Tönung lasse ich normalerweise so wie sie sind und komme darauf erst ganz am Ende des Prozesses in Lightroom wieder zurück. Mit Blick auf das Histogramm korrigiere ich die Gesamtbelichtung etwas nach unten – vermutlich einer der wichtigsten Regler überhaupt. Ich achte darauf, dass weder rechts noch links die Kurve „anschlägt“ und versuche, eine ausgewogene Kurve zu erzeugen. Natürlich dürfen gerade bei Sonnenuntergangsszenarien auch dunkle Partien entstehen, jedoch geht es an dieser Stelle darum, dass keine Stellen „ausfressen“, an jeder Stelle Bildinformationen noch erhalten bleiben. Ansonsten kann das vor allem im Druck häßlich aussehen (daher habe ich das rechte Dreieck neben dem Hinstogramm immer aktiv, dann warnt der rote Bereich vor dem „Ausfressen“). Den Kontrast hebe ich in aller Regel etwa um +10 an, das ist eine Standardeinstellung für meine Art des Post Processings.

Die Regler Lichter, Tiefen, Weiss, Schwarz entwickle ich grundsätzlich nach dem Motto des „Dynamik-Ds“, dass die vier Regler also ein D ergeben. Das habe ich einmal in einer Folge des Fotoschnacks bei Gunter Wegener und Patrick Ludolph abgeschaut und seitdem ist das „Dynamik-D“ fester Bestandteil meiner Entwicklungen – und vermutlich bin ich da auch nicht der Einzige. Generell gilt für mich, dass ich nie die Regler bis zum Anschlag schiebe, sondern sehr vorsichtig damit arbeite.

Die Grundeinstellungen mit Blick auf das ausgeglichene Histogramm und auf das "Dynamik-D". Der rote Bereich zeigt noch, dass die hellen Stellen ausgefressen sind.
Die Grundeinstellungen mit Blick auf das ausgeglichene Histogramm und auf das „Dynamik-D“. Der rote Bereich zeigt noch, dass die hellen Stellen ausgefressen sind.

Im Bereich Präsenz habe ich schließlich auch ein paar Grundeinstellungen, ich erhöhe grundsätzlich die Struktur und die Klarheit deutlich. Weiterhin ist ein wichtiger Bestandteil meines Stils, die Dynamik anzuheben und gleichzeitig die Sättigung aus dem Bild zu entfernen. Das unterstreicht die Fuji Simulation Classic Chrome und führt zu einem ganz leichten Vintage Look, der aus meiner Sicht etwas an die von mir geliebten analogen Filme Kodak Portra 400 oder Fuji Pro 400H erinnert.

Fortgeschrittene Einstellungen in Lightroom

Die Bereiche Schärfen und Rauschreduzierung interessieren mich nur wenig, aber man kommt nicht darum herum. Gerade bei Fuji Kameras wird ja immer wieder über die „Würmchenbildung“ diskutiert, ein unschönes Artefakt in den Lightroom RAWs bzw. der Interpretation der Dateien des Sensors durch Adobe. Ich habe mir hier einmal die Presets von Nick Schreger besorgt und er geht mit dem Thema Schärfen ganz pragmatisch um. Das gefällt mir und es funktioniert. Daher stehen bei mir die Regler im Bereich Schärfen immer so: Radius 3,0 / Details 100 / Maskieren 95. Rauschreduzierung verwende ich – wenn überhaupt – dann nur im allerletzten Schritt.

Nun ist es Zeit für individuelle Anpassungen am Bild. Sensorflecken werden mit der Bereichsreperatur entfernt. Aber vor allem findet der Verlaufsfilter Einsatz. Ich nutze für dieses Bild insgesamt drei, am wichtigsten ist ein Verlaufsfilter, bei dem ich den Weisswert, die Lichter und die Gesamtbelichtung etwas herunterfahre, um die ausgefressenen Lichter zu bereinigen. Gerade im Bereich um die untergegangene Sonne ist noch uu viel Helligkeit vorhanden. Außerdem helle ich die Bereiche um die Steine etwas auf, im Gegenzug dunkle ich oben leicht ab und schiebe den Weißabgleich Regler ganz leicht nach links um etwas mehr Kälte, also Blau in den Himmel zu bekommen.

Individuelle Einstellungen: Hier drei Grauverlaufsfilter: Den Mittleren nutze ich um die ausgefressenen Stellen zu entfernen.
Individuelle Einstellungen: Hier drei Grauverlaufsfilter: Den Mittleren nutze ich um die ausgefressenen Stellen zu entfernen.

Im Bereich HSL/Farbe passe ich ich hin und wieder noch den „leuchtenden Farbton“ des Bildes an, in diesem Fall den Rotton rund um den Sonnenuntergang. Mit dem Pinsel markiere ich die Farbe und verringere diesen Farbton in der Luminanz um einen moderaten Wert und erhöhe etwa um denselben Betrag für diesen Farbton die Sättigung.

Feinschliff in Color Effex Pro

Damit ist die Hauptarbeit in Adobe Lightroom abgeschlossen. Ich wechsele dann zur Anwendung Color Effex Pro der Nik Collection. Diese Anwendung gibt es ja schon viele Jahre, war aber in den letzten Jahren in verschiedensten Unternehmen zuhause und war mal mehrere hundert Euro teuer bzw. zwischendurch auch mal kostenfrei – nämlich als Google das Softwarepaket übernommen hatte und es nutze, um seine App Snapseed zu entwickeln. Heute gehören die Programme der Firma DxO – die Collection kostet derzeit 79 Euro und lohnt sich auf jeden Fall. Ich weise auf einen Blogbeitrag hin, wie die alte Google Version (die ich seit damals auch nutze) auch weiterhin kostenlos geladen werden kann – ohne aber einschätzen zu können, ob das funktioniert und/oder überhaupt erlaubt ist.

Ich öffne Color Effex Pro direkt aus Lightroom heraus und wende einmal den Tonalen Contrast an, jedoch nicht in der dortigen Grundeinstellung, diese fällt nämlich viel zu stark aus. Ich schwäche alle Einstellungen etwas ab (siehe Abbildung). Damit gewinnt das Bild an Kontrast und bekommt einen leichten poppigen Effekt.

Die Einstellung "Tonal Contrast" etwas abgeschwächt gibt dem Bild den finalen Schliff. Dank des Programms Color Effex Pro der Nik Collection.
Die Einstellung „Tonal Contrast“ etwas abgeschwächt gibt dem Bild den finalen Schliff. Dank des Programms Color Effex Pro der Nik Collection.

Der Schritt zurück ist einfach – die Datei kannst Du als Tiff Datei in Lightroom weiterverarbeiten.

Der letzte Schritt

Ich korrigiere etwas die Helligkeit lokal nach unten, da der Tonale Kontrast aus Color Effex Pro etwas auch die Helligkeit verändert hat. Schließlich wende ich noch einen Hauch Rauschreduzierung an und im letzten Schritt wende ich die Vignette an. Sie fehlt eigentlich bei keinem meiner Bilder. Aber auch hier gilt: Sehen darf man sie nicht wirklich, sie soll den Blick auf die Bildmitte lenken und unauffällig „wirken“.

Nun bin ich eigentlich fertig. Und nur aus einer Laune heraus – und das sollte man eigentlich schon am Anfang machen – teste ich einmal den Weißabgleich und nehme etwas rot zugunsten der Blautöne heraus – senke also etwas den Kelvinwert. Und nun bin ich wirklich fertig!

Das finale Bild.
Das finale Bild.

Das Preset „Ponta do Sol“

Da sich einige Arbeitsschritte wiederholen, habe ich ein Preset angelegt, dass ich direkt beim Import anwende. So sind Arbeitsschritte wie die Objektivkorrekturen, Filmsimulation, Grundeinstellungen, Tonwerte, Schärfen oder die Vignettierung bereits enthalten. Du kannst das Preset direkt herunterladen und nutzen, es heißt passend zum Bild „Ponta do Sol“. Damit es auch funktioniert solltest Du Fuji X Fotograf:in sein und eine aktuelle Version von Lightroom benutzen.

Download: Preset Ponta do Sol für Fuji X

2 Gedanken zu „Landschaftsfotografie: Mein Post Processing Workflow mit Adobe Lightroom und der Nik Collection“

  1. Habe zufällig dein Blog gefunden. Wollte wieder mal etwas über meine Kamera Fuji x100v lesen. deine Kamera einstellung ipad pro bearbeitung und alles ist genau wie bei mir. toll, werde öfters nun bei dir vorbeischauen. mach weiter so.

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