Lockdown Hamburg – die Entstehung eines Bildbandes

Schon lange hatte ich davon geträumt, einen eigenen Bildband herauszugeben. Meine Fotografie in Buchform zum Ausdruck zu bringen, ergänzt um Texte und daraus ein eigenes, kleines Kunstwerk zu erstellen. Hier berichte ich, was es mit „Lockdown Hamburg“ auf sich hat(te).

Der Hintergrund

Leser:innen meines Blogs erinnern sich: aus meinen langen Spaziergängen während der ersten Corona Welle im Frühjahr 2020 sind viele Aufnahmen entstanden. Darüber habe ich hier geschrieben und einige Bilder gepostet (mittlerweile findest Du dort nur noch die Bilder, die es NICHT in den fertigen Bildband geschafft hatten).

Im Sommer – als wir uns alle schon in der Post-Corona Zeit wähnten – habe ich die Aufnahmen sortiert und analysiert und habe mich gefragt, ob aus dem Material etwas “zu machen” wäre, ob sowohl die fotografische Qualität als auch der dokumentarische Wert für eine Bildersammlung ausreichen könnte.

Tatsächlich habe ich die Idee zuerst verworfen. Als mir im Spätsommer der Fotobuchdrucker Saal Digital einen Gutschein über 100 Euro bereitstellte, um seine Exklusiv Linie zu testen, habe ich das bis dato entstandene Konzept genutzt und daraus einen ersten Prototypen drucken lassen. Im September habe ich zu der Druckqualität von Saal Digital hier einen Bericht geschrieben. Immer noch ohne jegliche Absichten, einen Bildband zu erstellen.

Nun doch: „Lockdown Hamburg“ entsteht

Als sich im Herbst eine erneute Verschärfung der Pandemie abzeichnete, habe ich mich dazu entschlossen, das Projekt “Lockdown Hamburg” in Angriff zu nehmen. Mit Freunden habe ich Bilder sortiert und arrangiert, nach Druckereien und Grafikern Ausschau gehalten, Kalkulationen durchgeführt und abgewägt, ob solch ein Projekt zu finanzieren sei – unter der Maßgabe, dass der Erlös auch einem wohltätigen Zwecke zugute kommen könnte.

Das Cover des Bildbandes "Lockdown Hamburg. Stille. Leere. Hoffnung."
Das Cover des Bildbandes „Lockdown Hamburg. Stille. Leere. Hoffnung.“

Sehr schnell wurde mir klar, dass es eine große Herausforderung sein wird, einen hochwertigen Bildband – im Sinne von Verarbeitung, Bildqualität, Druck, Bindung und Nachhaltigkeit – zu einem bezahlbaren Preis herzustellen. Zudem noch bei einer kleinen Auflage und der Idee, auch noch etwas je Exemplar spenden zu können. Auf der anderen Seite musste ich auch das Risiko eingehen, auf einem Großteil des Bildbandes sitzen zu bleiben und am Ende nichts spenden zu können und sogar noch “darauf” zu zahlen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich soviel Unterstützung von allen Seiten bekommen würde – wirklich nicht!

Dass ich “Lockdown Hamburg” schließlich realisieren konnte, liegt unter anderem auch an der Grafikerin Julia von Moreau und der Lektorin Silke Adams. Beide haben das Projekt maßgeblich unterstützt, indem sie ihr Herzblut für ein deutlich geringeres Honorar eingebracht haben, als es üblich gewesen wäre. Und schließlich hat mir auch Patrick Ludolph bei der Bildauswahl und der Konzeption geholfen. Allen dreien – und den weiteren Unterstützer:innen, die in meinem Bildband erwähnt sind – herzlichen Dank!

Ich habe mich schließlich für einen anspruchsvollen Druck und eine aufwändige Fadenbindung entschieden. Es wurde auf naturmatt gestrichenem Profibulk 13 Papier in einer Stärke von 150mg gedruckt. Komplett klimaneutral produziert mit CO2 Zertifikat. So können sich Liebhaber:innen von hochwertigen Bildbänden eine (hoffentlich gelungene) Dokumentation des Lockdowns in Hamburg ins Regal stellen.

Der Inhalt des Bildbandes

Was hat(te) es nun mit dem Bildband auf sich? Ich nehme meine Leser:innen mit auf einen Streifzug durch Hamburg – während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.

Wir beginnen am traditionellen Ankunftsort in Hamburg, an den Landungsbrücken. Es ist Samstag Nachmittag, aber kaum eine Menschenseele ist auf den schwimmenden Stegen unterwegs. Auch in der HafenCity und vor der Elbphilharmonie herrscht Leere, das Konzerthaus ist geschlossen. Von hier aus ist es nur ein kurzer Spaziergang in die Innenstadt, wo wir uns in den verlassenen Alsterarkaden ebenso einsam fühlen wie vor der Europa-Passage. Dasselbe Bild natürlich auch im Schanzenviertel, besonders deutlich vor dem alten Schlachthof, wo genau jetzt eigentlich der Schanzenflohmarkt stattfinden sollte.  

Corona Reeperbahn
Eine Aufnahme aus dem Bildband „Lockdown Hamburg. Stille. Leere. Hoffnung.“: Der verlassene Imbiss Lucullus – an einem Samstag Abend.

Die bemerkenswertesten Eindrücke finden sich für mich jedoch im Vergnügungsviertel auf St. Pauli. Schon die U Bahn auf dem Weg zum Kiez ist menschenleer. Der Hans-Albers-Platz und die Große Freiheit wurden seit ihres Bestehens vermutlich noch nie so einsam wahrgenommen. Die Herbertstraße ist ebenso geschlossen wie es die Bars und Restaurants sind. Kneipen, die normalerweise rund um die Uhr geöffnet haben, sind davon natürlich auch betroffen. Der Goldene Handschuh, der Silbersack und der Clochard – von heute auf morgen sind sie nicht mehr Wahrzeichen der Reeperbahn, sondern Zeugen einer weltweiten Pandemie.

Wie bin ich vorgegangen?

Auf diesen Spaziergängen durch Hamburg war es eigentlich nur der Auslöser meiner Kamera, der die Stille durchbrochen hatte. Lange war ich unterwegs und habe viel Musik gehört (hier geht es zu meiner Lockdown Playlist – quasi der Soundtrack zum Bildband). Ich habe sehr entschleunigt und sehr ruhig fotografiert. Der Untertitel des Bildbandes „Stille. Leere. Hoffnung“ steht also nicht nur für die Szenerie in der Stadt, sondern auch für meinen ganz persönlichen Gemütszustand.

Im Sucher meiner Kamera habe ich auf eine äußerst strikte Linienführung geachtet. Ich habe viele Symmetrien gefunden und in der Nachbearbeitung mit starken Kontrasten gearbeitet. So sollen meine Bilder und die ganze Dokumentation des Hamburger Lockdowns auch meine Gefühle wiederspiegeln – in dieser Zeit der Regularien und Einschränkungen.

“Sehen ist anders als erzählt bekommen.”

Eine Weisheit. Ursprünglich aus Kenia.

Leser:innen des Bildbandes werden in den Bildern die Leere und die Stille sehen. Und in den kurzen Begleittexten einen starken Kontrast erzählt bekommen. Nämlich wie sich die Stadt anfühlt, wenn mal kein strikter Lockdown herrscht.

Was es noch zu wissen gibt

Der Bildband „Lockdown Hamburg. Stille. Leere. Hoffnung“ ist in einer limitierten Erstauflage im Dezember 2020 erschienen – als Hardcover mit schwarzem Vorsatz, schwarzem Kapitalband und schwarzem Leseband. Jedes Buch ist handnummeriert und damit wirklich einmalig.

Die Erstauflage war binnen zwei Wochen komplett vergriffen. Ab Januar 2021 gab es eine zweite Auflage in einer Softcover Edition. Inzwischen ist auch diese vergriffen.

Der Trailer zur limitierten Erstauflage mit der ISBN 978-3-00-067450-1

Die Einkünfte des Projektes sind dem Kinderheim Projekt KIDZ Shelter zugute gekommen. Der Kauf des Bildbandes war damit auch eine Unterstützung der Initiative gegen Kinderarbeit.


Das Logbuch zu „Lockdown Hamburg“

02.12.2020

Es ist wirklich fantastisch. Die Resonanz auf die Vorbestellung ist so toll, dass ich mich dazu entschieden habe, die limitierte Erstauflage einmalig (!) zu erhöhen. Es wird also nicht 50, sondern 100 handnummerierte Exemplare im Hardcoverformat geben. Und ja, dabei soll es bleiben. Ich habe das ja auch absichtlich als limitierte Hardcover-Edition geplant.

Was ist der Hintergrund? Nun, wenn man zum ersten Mal so etwas wie einen Bildband herausbringt, dann weiß man überhaupt nicht woran man ist. Zumindest geht es mir so. Wie kommt das Ergebnis an, ist es gut genug und ist es das Geld überhaupt wert? Eine Menge Unsicherheit plagt mich da, das muss ich zugeben. Und ich wusste auch nicht so recht, ob das überhaupt jemand kaufen würde.

Bei Konzeption, Gestaltung und Lektorat habe ich dann auch noch die zeitlichen Aufwände etwas unterschätzt und so ist die Zeit schneller gerast als sie es ohnehin schon tut. Schließlich ist da noch Weihnachten, die beste Zeit um sich selbst oder jemand anderen einen Bildband zu schenken. Und um auch dieses Jahr noch eine Spende an das KIDZ Shelter überweisen zu können (ich halte Euch dazu hier in diesem Beitrag auf dem Laufenden).

Die Titelseite und eine Innenseite im Andruck.
Die Titelseite und eine Innenseite im Andruck.

Also habe ich am Abend des 1. Dezember – nach Freigabe des Andrucks der Druckerei – die Vorbestellung eröffnet. Ich musste mich dazu überreden lassen, da mir der Gedanke irgendwie fremd vorgekommen ist (und immer noch vorkommt), Euch für etwas die Kohle abzunehmen, das ich selbst im fertigen Zustand noch gar nicht in den Händen gehalten habe.

Und Euch nur zu 95% garantieren zu können, dass es zu Weihnachten auch da ist. Die Druckerei hat eigentlich grünes Licht gegeben, aber Ihr wisst ja, wie das ist, wenn noch etwas Ungeplantes dazwischen kommt. Und Ihr kennt auch die Situation mit den Lieferdiensten vor Weihnachten. Aber wir liegen im Augenblick mehr als perfekt im Zeitplan!

Jedenfalls habe ich gestern die Vorbestellung eröffnet und die avisierten 50 Exemplare der geplanten Erstauflage waren fast vollständig weg – innerhalb der ersten 24 Stunden. Das ist unglaublich und damit hätte ich wirklich nie gerechnet. Freund:innen, Bekannte, Geschäftspartner:innen haben zugeschlagen – ebenso wie Personen, deren Namen ich nicht kenne. Wie geil ist das denn? Jedem Einzelnen möchte ich ganz herzlich Dankeschön sagen. Für das Euer Vertrauen und für das Kommittent für dieses kleine Projekt.

Daher habe ich mich nach Rücksprache mit der Druckerei dazu entschieden, dass wir weitere 50 Exemplare drucken. Damit wird die limitierte Erstauflage 100 Stück betragen. Das erhöht zwar meinen persönlichen Druck, wird uns aber gleichzeitig die Möglichkeit geben, einen deutlich höheren Betrag an das KIDZ Shelter zu überweisen.

Ich freue mich riesig, sage Euch allen Dankeschön und werde Euch hier auf dem Laufenden halten!

16.12.2020

Alle 100 Exemplare sind weg – mittels Vorbestellung. Das ist fantastisch. Dafür ganz vielen Dank an Euch! … Und die zweite gute Nachricht, die Druckerei wird pünktlich ausliefern. Mehr dazu in Kürze!

18.12.2020

Und die Druckerei hat ausgeliefert! Am Montag, den 21.12. erwarte ich die Bildbände. Und dann werden sie versendet und sind hoffentlich pünktlich zum 24.12. bei den Bestellern. Die Soli Lieferung erfolgt direkt nach dem Eingang der Bücher. Das alles gilt natürlich nur, wenn es bei der Lieferung an sich keine Probleme gibt. Daumen drücken!

21.12.2020

Heute Vormittag sind die Bildbände angekommen. Und ich habe den Tag genutzt, um alles auszupacken und dann wieder einzupacken. Hört sich einfach an, war aber tatsächlich eine Tagesaufgabe. Nun ist alles fertig und wird per Post / DHL an Euch ausgeliefert.

Am späten Vormittag des 21.12. ist es soweit: UPS hat 100 Bildbände geliefert. Sind ja nur 75 Kilogramm Liefermasse ....
Am späten Vormittag des 21.12. ist es soweit: UPS hat 100 Bildbände geliefert. Sind ja nur 75 Kilogramm Liefermasse ….

Parallel dazu beginne ich mit der Soli Lieferung. Ich habe heute schon die ersten 25 Kilometer auf den Fahrrad verbracht und ein paar Bildbände ausgeliefert. Morgen geht es weiter und ich freue mich auf jedes Klingeln an der Haustür, auf jede einzelne Übergabe. Das alles ist unglaublich anstrengend so ganz kurz vor Weihnachten, es macht aber auch unglaublich viel Spaß.

"Lockdown Hamburg" - gerade ausgepackt, wird auch schon wieder eingepackt ...
„Lockdown Hamburg“ – gerade ausgepackt, wird auch schon wieder eingepackt …

Und ich hoffe fest, dass auch die Lieferung per Post/DHL gut funktioniert und alle die noch pünktlich erreicht, die den Bildband verschenken wollen. Man kann sich in den jetzigen Zeiten nun wirklich nicht darauf verlassen.

31.12.2020

Weihnachten liegt hinter uns, der letzte Tag des Jahres ist angebrochen. Der Bildband „Lockdown Hamburg“ ist bei fast allen Käufer:innen angekommen. Per DHL sind die Bildbände ausgeliefert werden und ich habe viele tolle Dankesnachrichten bekommen. Einige wenige Leser:innen, die die Soli Lieferung in Anspruch genommen haben, bekommen ihr Exemplar nach Rücksprache im neuen Jahr. An vier Tagen habe ich etwa 110 Kilometer quer durch Hamburg zurück gelegt. Und es hat wirklich Spaß gemacht, bei Euch an den Wohnungstüren zu stehen und den ein oder anderen Schnack zu halten.

Und das Wichtigste: Den Erlös des Bildbandes mit der Soli Lieferung hat einen Betrag von 600 Euro ergeben, den ich heute an das Kinderheimprojekt KIDZ Shelter überweisen durfte. Euch allen ganz vielen Dank dafür!

Die Instagram Story zum Bildband findest Du übrigens hier:

https://www.instagram.com/stories/highlights/17889522325518298/

06.01.2021

Ich bekomme immer wieder Anfragen, ob ich nicht doch noch eine Ausgabe von „Lockdown Hamburg“ habe. Die Antwort ist leider immer wieder „Nein“. Es gibt keine Exemplare mehr.

Allerdings bin ich schon beinahe dabei, mich dazu überreden zu lassen, eine zweite Auflage zu drucken. Aber hey, wenn überhaupt, dann nur als abgewandelte Version der limitierten Auflage. Ich möchte die Erstkäufer:innen ja auch nicht enttäuschen.

Also eine abgewandelte Version. Nämlich als Softcover, ohne schwarzen Vorsatz, ohne schwarzes Lesezeichen und ohne schwarzes Kapitalband. Ohne Handnummerierung und eine Idee weniger exklusiv, aber inhaltlich unverändert. Und genauso gut gedruckt auf demselben hochwertigen Papier. Und wieder mit einer Spende für jedes verkaufte Exemplar.

Bist Du interessiert? Dann lass es mich wissen!

12.01.2021

Die Druckerei ist beauftragt. Es wird eine Softcover-Edition geben, Du kannst sie hier vorbestellen. Der Versand erfolgt voraussichtlich Ende Januar.

22.01.2021

Die Softcover-Edition ist eingetroffen. Die Bildbände für die Vorbesteller:innen gehen nun in die Post. Und für alle weiteren Interessent:innen liegen nun weitere Exemplare vor.

Die Softcover-Edition von „Lockdown Hamburg“

28.03.2021

Beim Podcast Fotobuch-Ecke ist heute ein Interview zu Lockdown Hamburg erschienen. Mehr dazu hier.

31.03.2022

Auch die zweite Auflage ist inzwischen vergriffen. Damit ist „Lockdown Hamburg“ restlos ausverkauft. Vielen Dank an alle Käufer:innen. Ich sage Danke für Euer Vertrauen, das war ein tolles Projekt!

Angeblich soll es bei der Buchhandlung Lüders in Eimsbüttel noch ein Exemplar geben. Fragt da mal nach, wenn Ihr noch zuschlagen wollt …

2 Gedanken zu „Lockdown Hamburg – die Entstehung eines Bildbandes“

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