Südafrika – Back Roads am Kap (ein Gastbeitrag)

Jens hat mit diesem Bericht schon seinen zweiten Beitrag auf meinem Blog geschrieben. Er war mit der Q2 in Südafrika unterwegs…

So richtig konnte ich mich anfangs nicht entscheiden, ob es ein Langzeit-Review der Leica Q2 werden sollte oder einfach ein Beitrag für die Rubrik Reisen auf Florians Blog. Der Titel verrät es: Nachdem ich eine Reise nach Vietnam im Herbst 2024 zum Anlass genommen hatte, meine Gedanken zur Q2 aufzuschreiben, möchte ich diesmal stärker die Bilder sprechen lassen.

Vorab: Die Q2 war erneut die einzige Kamera auf der Reise. Und als jemand, der bis vor fünf Jahren ausschließlich Natur-, Landschafts- und Tierfotografie betrieben hat – meist mit den „Holy Trinity“-Zooms plus Nifty Fifty an einer DSLR – kam ich dieses Mal ein paar Mal an meine Grenzen. Viele Motive waren noch im Kopf abgespeichert mit eben jenen Zooms, insbesondere im ADDO Elephant Park. Aber genau das macht ja auch den Reiz aus: Bekanntes neu zu entdecken – und sich notfalls der Dung-Beetle-Fotografie hinzugeben.

Zu Südafrika muss man vermutlich nicht mehr viel sagen. Das Land ist derart extrem vielfältig – topografisch wie kulturell –, dass es sinnvoll ist, sich eine Region oder Route auszusuchen, diese intensiv zu bereisen und dann wiederzukehren, um einen anderen Landesteil zu erkunden.

Dieses Mal habe ich mir Teile des Eastern Cape vorgenommen: ein sechstägiger Solo-Trip, bevor meine Familie in Gqeberha (Port Elizabeth) zu mir stieß. In den verbleibenden zehn Tagen bereisten wir Teile der Garden Route und legten einen kurzen Stopp in Cape Town ein – dazu später mehr.

Remote im Eastern Cape

Los ging es mit dem Besuch bei einem alten Freund, rund 200 Kilometer nordöstlich von Gqeberha. Wir verbrachten Zeit miteinander beim Wandern und Fotografieren. Höhepunkt war der Hike vom Fuß bis zum Gipfel des 2.371 Meter hohen Winterberg (rein zufällige Namensgleichheit mit dem Sauerland …). Die Gegend ist extrem abgelegen – remote trifft es im Englischen sehr gut. Der Zugang zum Fuß des Berges führt über privates Farmland mit gesicherten Gattern. Da mein Freund als lokaler Arzt die Farming-Community kennt, hatten wir Zugang: ein echtes Privileg. Die Bilder geben hoffentlich etwas von der Schroffheit und Weite dieser Landschaft wieder.

Die Weite der Karoo

Von dort ging es weiter in Richtung Karoo. Diese Halbwüste erstreckt sich über weite Teile des Western, Eastern und Northern Cape und ist in etwa so groß wie Deutschland. Ausgangspunkt für mehrere Touren war die Stadt Graaff-Reinet, etwa 250 Kilometer nordwestlich von Gqeberha, gelegen in der Groot Karoo. Gegründet wurde sie 1786 von der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) als Handels- und Militärstützpunkt. Benannt ist sie nach Cornelis Jacob van de Graaff, dem damaligen Gouverneur der Kapkolonie, und seiner Frau Cornelia Reinet.

Graaff-Reinet ist damit die viertälteste Stadt Südafrikas. Die schmucken B&Bs und Privathäuser im kapholländischen Stil verleihen ihr ein ganz eigenes Flair.

Fossilien und Felslandschaften

Die Gegend rund um Graaff-Reinet ist zudem bekannt für ihre enorme Dichte erstklassig erhaltener paläontologischer Fundstücke. Diese sind im jüngst eröffneten Karoo Origins Fossil Centre zu bestaunen. Der Farmer Sidney Rubidge fand 1934 den ersten Schädel und begründete damit Jahrzehnte intensiver Sammelleidenschaft, die schließlich in die Rubidge Fossil Collection mündete. Absolut sehenswert – und fantastisch didaktisch aufbereitet. Hingehen!

Der heimliche Star bleibt für mich jedoch die Landschaft der Karoo selbst, mit all ihren Facetten, sowie das nahegelegene Valley of Desolation – eine dramatische Felslandschaft.

Abseits der bekannten Routen

Aber warum eigentlich Back Roads? Klar, die Karoo und auch Graaff-Reinet sind längst keine Geheimtipps mehr und häufig fester Bestandteil einer Garden-Route-Schleife ab Kapstadt. Doch man findet immer noch vieles Sehenswerte abseits der klassischen Touristenpfade. Ein Beispiel ist die Seven Passes Road, auch bekannt als Old George to Knysna Road, im Hinterland der Garden Route: verwunschene Wälder, historische Brücken und atemberaubende Ausblicke.

Überhaupt: Farbe. Die vielen knalligen Töne, verstärkt durch die extremen Kontraste des harschen Sonnenlichts, sind ein Fest für die Augen – und spielen dem Sensor der Q2 in die Hände. Ich liebe das Rot dieser Kamera. Es braucht wenig bis gar kein Editing, um den Farben eine Bühne zu geben.

Cape Town, anders gesehen

Zum Schluss dann noch zwei Tage Cape Town. Dem Motto Back Roads folgend ging es nicht an die V&A Waterfront, nicht auf die Kap-Halbinsel, nicht nach Hout Bay oder auf den Table Mountain. Stattdessen: die roheren, weniger touristischen Viertel Woodstock und Observatory. Dem Tafelberg entkommt man ohnehin nicht – also der Versuch, neue Perspektiven zu finden, diesmal in Schwarzweiß. Und dann doch noch der Abstecher ins Malaienviertel Bo-Kaap – der Farben wegen 😉

Kontraste sind es, die mir jedes Mal von diesem faszinierenden Land im Gedächtnis bleiben: politisch, wirtschaftlich – und nicht zuletzt visuell.

Bis zum nächsten Mal.

Mooi bly, Suid-Afrika!


Danke Jens für Deinen zweiten Einsatz als Gastautor! Ihr wollt noch mehr zu Südafrika lesen? Es gibt einen Bericht von 2023 als ich im Rahmen meines Sabbaticals in Südafrika war => hier lang.

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