Jetzt also auch noch ein 40mm-Objektiv an der Leica M? Ohne eigene Framelines für 40mm? Mag sein – aber für mich ist diese Brennweite eine der charmantesten im Messsuchersystem. Sie steht zu Unrecht oft im Schatten, war aber nie ganz vergessen.
Ich denke beispielsweise an die Minolta CLE (mein Bericht hier) mit ihren 40mm Sucherrahmen, an die Leica Minilux mit ihrer entsprechenden Festbrennweite (mein Bericht hier) oder an das oftmals als bestes Objektiv der Welt titulierte Contax 45mm F2 (hier im Contax G1 Bericht). Auch Ricoh setzt mit der GRIIIx auf diesen Bereich, Leica nähert sich mit der Q3 (43mm). Zwischen den beiden Klassikern 35 und 50 bietet 40mm eine erfrischend ausgewogene Perspektive.
Ich selbst hatte lange das Leica Summicron-C 40mm F2 an der Minolta CLE im Einsatz und habe es geliebt (Bilder dazu im Minolta CLE Bericht). Irgendwann habe ich es gegen ein anderes Glas eingetauscht und bis heute vermisst – nicht nur wegen der Zeichnung, sondern auch wegen der Brennweite. Die Mischung aus 35 und 50 hat für mich etwas Ideales. Umso neugieriger war ich auf das Voigtländer Nokton 40mm F1.2, vor allem in der gerade erst im Juni 2025 erschienenen Version II. Diese Brennweite, dazu eine krasse Offenblende und das noch alles kompakt und bezahlbar? Mein Beuteschema!
#Transparenz
Das Voigtländer Nokton 40mm F1.2 II wurde mir unentgeltlich zum Testen zur Verfügung gestellt. Vorgaben gab es – wie immer – keine, und natürlich habe ich für diesen Bericht auch kein Geld erhalten. Ich wollte das Objektiv einfach ausprobieren und bin dankbar, dass mir das völlig unkompliziert und unentgeltlich ermöglicht wurde. Was Ihr hier also lest, ist meine persönliche, ehrliche Meinung – und natürlich könnt Ihr dabei zu einem ganz anderen Urteil kommen. Ich bin insofern eingenommen, dass ich die erste Version des Objektivs schon ein paar Monate besitze und daher die optische Leistung des Glases bereits einzuordnen wusste. Ihr seht im Folgenden also eine kombinierte Beurteilung der Versionen I und II – die optische Konstruktion ist unverändert geblieben.

Haptik des Voigtländer Nokton 40mm F1.2 II
Lasst mich mit dem Keyfeature dieses Objektives beginnen, natürlich der Offenblende F1.2. Das macht das Glas natürlich besonders spannend, ein Traum zum Freistellen in der Normalbrennweite von 40mm.
Der heimliche Star aber ist der (relativ gesehen) superkompakte Tubus. Auf einen Durchmesser von 61,8mm (Filter 52mm) kommt eine Länge von nur 44,7mm. Und das bei einem Gewicht von gerade einmal 267g. Ich finde diese Kompaktheit für ein 1.2er wirklich außergewöhnlich. Damit wird der Messsucher kaum verdeckt und es fühlt sich nicht ganz, aber beinahe schon ideal an. Wenn Dir das zu groß sein sollte, dann musst Du auf das 1.2er Feature verzichten. Dann solltest Du nach dem schon erwähnten super kompakten und wohl mit eines der kleinsten Leica Objektive überhaupt Ausschau halten – dem Leica Summicron-C 40mm. Oder nach dem kleinen Voigtländer Bruder, dem Nokton 40mm F1.4.

Schon die klassische Version I der 40er 1.2 war mit 315g durchaus attraktiv, doch irgendwie schafften es Cosina/Voigtländer das zwei doppelseitig asphärische Linsenelemente enthaltende Glas noch einmal leichter zu machen. Auch wenn die 48g wenig erscheinen mögen, das ist eine deutliche Verbesserung. Ich hatte die Ier Version schon ein paar Monate zuhause und damit fotografiert, als die IIer Version von Voigtländer bei mir eingetroffen war. Direkt beim Auspacken, beim ersten Anfassen habe ich diesen Unterschied gemerkt und war erstaunt. Glaubt mir, es ist eine richtig gute Verbesserung.
Noch besser: Der silberne Filterring ist nun schwarz. In der Ier Version war dieser noch in silber gehalten, ein Punkt, der von vielen Fotograf:innen oft kritisch angemerkt wird, weil diese silbernen Ringe Dich deutlich aufmerksamer machen (kennt Ihr von vielen Voigtländer und Zeiss-Objektiven). Endlich kann man – vor allem mit einem schwarzen Kameragehäuse – deutlich unauffälliger fotografieren. Einziger Wehrmutstropen: Die alte Gegenlichtblende passt nicht auf die neue Version. Diese müsst Ihr seperat erwerben (LH 14 bzw. LH15).

Ansonsten? Die gewohnte Voigtländer Qualität, das Klicken des Blendenrings macht ebenso Freude wie die Fokussierung, die für mich smooth und „erwartungsgemäß“ funktioniert. Es ist ein Glas, das ich gerne in die Hand nehme und das sich schon nach dem Auspacken dazu anschickt, ein Lieblingsobjektiv zu werden.
Die Bildqualität des Voigtländer Nokton 40mm F1.2 II
Wie bei allen lichtstarken Objektiven verleitet auch das neue Voigtländer Nokton 40mm F1.2 II dazu, die Blende weit aufzureißen. Die Versuchung, alles Mögliche freizustellen, ist einfach zu groß. Je länger ich fotografiere, desto weniger reizt mich das eigentlich noch. Auf der anderen Seite komme ich doch nicht ganz davon los. Also fotografiere ich in der Praxis meistens bei Blende F1.2 – einfach, weil ich es kann.
Und tatsächlich: Offenblendig liefert das Nokton einen ganz eigenen Look. Weich, mit einem leichten Glow in den Lichtern, erwartungsgemäß stark vignettierend, dafür aber mit einem Bokeh, das wirklich träumerisch wirkt. Ein Look, in den ich mich immer wieder verlieben kann. Nein, technisch perfekt ist das nicht – aber es hat Charakter. Und genau das erwarte ich von so einem Objektiv.
Neben der Vignettierung fallen chromatische Abberationen extrem ins Gewicht. Und diese lassen sich in Lightroom auch nicht (ganz) einfach entfernen. Wenn Dich das stören sollte, musst Du das manuell über die lokale Farbkorrektur managen oder aber einfach damit leben.


Auch analog habe ich mit dem (Ier-) Glas fotografiert, allerdings habe ich dann auf F1.4 oder F2 abgeblendet, weil ich auch nicht kontrollieren kann, ob ich es nicht vielleicht doch „übertreibe“. An meiner Leica M7 muss ich bei Tageslicht aber einen ND-Filter benutzen, kürzer als 1/1000s kann ich hier nicht belichten. Ihr seht im Folgenden ein paar Bilder aus meinem analogen Altona 93 Projekt (ein erster Teaser dazu hier) und vom Elbstrand:





Voigtländer Nokton 40mm F1.2 I oder II?
Die naheliegende Frage ist natürlich: Wie schneidet das neue IIer-Glas gegen das alte ab? Ich habe es oben schon angedeutet: Die Änderungen bestehen im Wesentlichen in der deutlich spürbaren Gewichtsreduzierung und im jetzt schwarzen statt silbernen Filterring. Die optische Konstruktion ist unverändert geblieben, weshalb ich die untenstehenden Bildbeispiele auch aus beiden Versionen gemischt habe.
Wer sich für das 40er F1.2 interessiert, kann also gut abwägen, ob es die neue Version II (UVP 999 Euro) oder ein gebrauchtes Exemplar der Version I sein soll. Ich selbst habe vor einigen Monaten eine Version I für etwa 550 Euro bei Kleinanzeigen gekauft – und trotzdem schiele ich schon auf die leichtere neue Version. Denn Cosina/Voigtländer hat das Objektiv in der Version II noch einmal sinnvoll verbessert, ohne den Charakter oder die optische Qualität zu verändern. Für mich ist es in dieser Version nahezu alternativlos. Chapeau!
Ansonsten lohnt sich auch ein Blick auf das Nokton 40mm F1.4 – weniger performant, dafür als MC- und SC-Version erhältlich und mit 549 Euro deutlich günstiger. Die optische Qualität soll in etwa auf dem Niveau des bekannten Nokton 35mm F1.4 liegen. Oder man erwägt das bereits erwähnte Summicron-C 40mm F2 – ein Klassiker.
Fazit
Die Wochen mit beiden Versionen des Nokton haben mir gezeigt: Das Voigtländer Nokton 40mm F1.2 II ist ein Werkzeug für ganz besondere Momente. Wäre ich Hochzeitsfotograf – es wäre mein Glas. Es ist kein Allrounder, sondern ein Charakterobjektiv, das seine Stärken vor allem in der kreativen Freistellung und bei Available Light ausspielt.
Wenn Du Lust auf etwas Neues hast und Dich einmal abseits der typischen 35- und 50-Millimeter-Looks bewegen möchtest, dann bekommst Du hier für vergleichsweise wenig Geld einen echten Hingucker im M-System. Und in der Version II dazu noch unverschämt leicht. Ein No Brainer, wie ich finde.
Pro und Contra
Pro:
- Sehr hohe Lichtstärke (f/1.2) → ideal für Available Light & Freistellung
- Kompaktes und vor allem sehr leichtes (Version II) Setup für die große Blendenöffnung
- Charaktervoller Bildlook mit sehr verträumtem Bokeh
- Scharfe und deutliche Zeichnung (ab Blende 5.6) dank asphärischer Linsenelemente
- Wie immer bei Voigtländer: Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Praktische und zugleich ungewohnte Brennweite (zwischen 35mm & 50mm, vielseitig einsetzbar => ich würde es aber nicht als Universalobjektiv bezeichnen)
Contra:
- Etwas weich bei Offenblende, vor allem in den Ecken. Aber das ist eigentlich mehr ein Feature.
- Starke Vignettierung bei f/1.2, ebenso starke Abberationen
- 40mm-Rahmen nicht in Leica-M-Sucher sichtbar (35mm bzw. 50mm)
- Silberner Objektivring (in Version I)
- Je nach Geschmack eine Idee zu groß für die Leica M und verdeckt auch etwas das Sucherfeld (das musst Du ausprobieren)
- Gegenlichtblende nicht im Lieferumfang enthalten (Achtung: keine Kompatibilität zwischen Version I und II)
Zum Weiterlesen / -klicken
Nicht nur das 40er 1.2 wurde neu aufgelegt, im selben „Aufwasch“ sind auch das 35 1.2 und das 50 1.2 in verbesserten Versionen erschienen. Schaut dazu gerne mal bei Voigtländer auf der Website vorbei.
Für den Kauf von Voigtländer Objektiven empfehle ich Foto Mundus. Weil ich vor ein paar Jahren mit dem Ultron 28 einen Garantiefall hatte und die besten Erfahrungen im Service gemacht hatte (schöne Grüße an Fuji, die mir neulich für eine Mini Reparatur eines GF Objektivs eine saftige Rechnung gesendet haben). Der Foto-Mundus Service war so gut, lest das im Bericht zum Ultron 28 gerne einmal nach. Seitdem kann ich Mundus wärmstens empfehlen und führe sie als Affiliatepartner. Wenn Du über den Link dort bestellst wird es für Dich nicht teurer, aber Du unterstützt dafür meine Arbeit. Alle Erlöse spende ich für einen guten Zweck, mehr dazu im Impressum.
- Das Voigtländer Nokton 40mm F1.2 für Leica M bei Foto Mundus (Affiliate*)
- Die Produktseite beim Hersteller
- Paddy Ludolphs Test der 40mm F1.2 Ier Variante
Über folgende weitere Voigtländer Objektive für Leica M Gläser habe ich hier auf meinem Blog geschrieben:
- Voigtländer Nokton 21mm F1.4
- Voigtländer Color Skopar 21mm F3.5
- Voigtländer Ultron 28mm F2
- Voigtländer Nokton 35mm F1.5
- Voigtländer Nokton 50mm F1.2
- Voigtländer Apo Skopar 90mm F2.8 (folgt)
- (und die Fuji X Variante: Voigtländer Nokton 35mm F1.2)
Mein großer Dank geht an Voigtländer / die Ringfoto Gruppe, die mir das Objektiv unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben. Und dass ich es direkt nach dem offiziellem Release schon ausprobieren durfte.





























Sapperlott! Ich lese das und denke nun, das 40er brauchst du auch! Schön geschrieben, schöne Bilder, aber jetzt will ich das auch haben…. 😂🙈
Sorry, hahaha 🙂
Moin Florian.
Mir geht es anders, denn noch bin ich erstmal vom 40er 1.4 geflasht und hoffe du schaust dir das auch mal an. Ich denke das du trotz des 1.2er nicht enttäuscht wirst. Ich auf jeden Fall habe kein Kaufreflex bzgl des 1.2ers aber das kann ja vielleicht noch irgendwann mal passieren.
Gruß Olav
Hi Olav, ich hatte das 1.4er noch nicht, sehe aber natürlich klar den Größenvorteil. Schau ich mir mal an. Viele Grüße Florian
Was für schöne Aufnahmen, Florian. Das hat mich nun zu deinem Altona 93 Analog Buch geführt. Fantastique!!
Salut, Clement
Merci, merci, lieber Clement 🙂