Von Bier- und Sirupkurven: Zu Gast beim FC Winterthur (Reflx Lab 400)

„Schützenwiese, Schützenwiese, hey, hey! Schützenwiese, Schützenwiese, hey, hey!“ Rund 8.700 Zuschauer sind aus dem Häuschen, als der FC Winterthur einen historischen Abend erlebt. In der ersten Schweizer Liga passiert heute etwas ganz Besonderes: Der Tabellenletzte feiert seinen höchsten Saisonsieg – ein unerwartetes 4:0 gegen den FC St. Gallen. Die ausverkaufte Schützenwiese bebt, „Winti“ triumphiert.

Das „Schützi“ strahlt einen rustikalen Charme aus. Provisorische Container dienen als Funktionsräume, zum Einlaufen der Mannschaften dröhnt Hells Bells aus den Lautsprechern, und die Osttribüne entlang der Seitenauslinie besteht ausschließlich aus Stehplätzen. Vieles erinnert an das alte Millerntor in Hamburg, inklusive der nostalgischen Anzeigetafel. Im Norden tobt die Bierkurve, wo die Ultras zuhause sind, während im Westen die Haupttribüne mit der Liberobar steht. Im Süden versammeln sich die Gästefans aus St. Gallen – heute allerdings mit wenig Grund zur Freude.

Doch Winterthur ist in vielerlei Hinsicht anders. Und damit meine ich nicht den Astronauten, der hoch über der Bierkurve über die Fans wacht, nicht die Palmen, die das Spielfeld rahmen, und schon gar nicht das ikonische Hochhaus direkt am Stadion. Nein, was dieses Stadion wirklich einzigartig macht, ist die „Sirupkurve“, gleich neben der Bierkurve. Während in letzterer die treuesten Fans stehen, die Mannschaft am längsten feiern und die lautesten Gesänge anstimmen, gehört die Sirupkurve den Kindern.

FC Winterthur vs. St. Gallen (Reflx Lab 400)
Rechts die Bierkurve, ganz links am Rand die Sirupkurve (FC Winterthur vs. St. Gallen mit Reflx Lab 400)

Die Sirupkurve ist akustisch knapp hinter der Bierkurve anzusiedeln – und doch ein völlig eigener Kosmos. Hier stehen ausschließlich Kinder, die während des Spiels sogar eine Sirup-Flatrate genießen. Mit einem Becher um den Hals können sie sich unbegrenzt nachfüllen lassen. Eltern? Die dürfen nur von außen zuschauen – das Anfeuern gehört hier den Kleinsten allein. Ich kenne keinen anderen Verein, keine andere Fankultur, in der Kinder und Familien so selbstverständlich und präsent sind.

Was für die Jüngsten gilt, lässt sich auf ganz Winterthur übertragen: Der Support bleibt ungebrochen. Und das, obwohl der FCW abgeschlagen am Tabellenende liegt. Die Saison 2024/25 ist ohne Zweifel die schwierigste seit dem Aufstieg vor drei Jahren. Die Lage scheint so aussichtslos, dass vor dem Spiel wohl kaum jemand auch nur ein Fränkli auf die Mannschaft von der Schützenwiese gesetzt hätte.

Und doch – nach ein paar rot-weißen Knallern, die selbstverständlich sorgfältig im Müll landen – beginnt das Spiel mit einem Paukenschlag. Schon in der vierten Minute bringt Gomis Winterthur mit 1:0 in Führung. Kurz vor der Halbzeit folgt das 2:0 per Elfmeter durch Zuffi, ehe Stillhart mit einem traumhaften Außenrist-Volley aus der Strafraumecke auf 3:0 erhöht. In der 78. Minute setzt Burkart mit dem 4:0 den Schlusspunkt unter den höchsten Saisonsieg.

Ganz Winti hofft nun auf ein Wunder – und darauf, den letzten Tabellenplatz vielleicht doch noch zu verlassen.

FC Winterthur vs. St. Gallen (Reflx Lab 400)
Nach dem Spiel ist der Jubel groß (FC Winterthur vs. St. Gallen mit Reflx Lab 400)

Die Stimmung im Stadion? Fantastisch. Die Wurst in der Halbzeitpause? Einer der besten Stadionwürste, an die ich mich erinnern kann (und glaubt mir, ich kenne mich aus). Die Atmosphäre drumherum? Würde ich hier wohnen, wäre ich garantiert Stammgast auf der Schützi.

Es beeindruckt mich einfach, wie hier alle zusammenhalten, wie die Fans bedingungslos supporten, wie Familien eingebunden werden und wie sich ganz Winti in diesem großen Kuchen wiederfindet – ein Verein, eine Stadt, eine Gemeinschaft.

Nach dem Spiel geht die Party weiter. An der Liberobar gibt’s ein Konzert für Groß und Klein. Hier ein Schnack, dort noch ein Getränk. Nein, mit dem FC St. Pauli will man sich nicht unbedingt vergleichen, auch wenn es ein Kompliment sein soll. Man ist hier einfach anders, einfach besonders. Und vor allem bescheiden – denn niemand hat in dem Moment auf dem Schirm, dass hier und heute der höchste Erstligasieg seit über 40 Jahren eingefahren wurde…

Zum Weiterlesen:

Dabei hatte ich die Olympus mju und darin einen Reflx Lab 400. Ihr seht das, er macht so ähnliche Halos wie die Cinestill Filme, die ich für das Altona 93 Projekt nutze. Auch beim Reflx Lab 400 wurde die Remjet Schicht entfernt.

Danke, liebe Tietzmanns fürs Mitnehmen!

4 Gedanken zu „Von Bier- und Sirupkurven: Zu Gast beim FC Winterthur (Reflx Lab 400)“

  1. Ganz tolle Bilder, ganz toller Bericht!

    Die Sirupkurve klingt wirklich nach einer richtig tollen Idee! Da können die hiesigen Familienblöcke nicht mithalten. Denke die Kids werden definitiv anders dareinwachsen, wenn sie unter sich sind, als wenn sie mit den Eltern da sind.

    Danke fürs mitnehmen!!

    Viele Grüße

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